Münchner Gsindl. Martin Arz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Arz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783940839725
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war sie religiös?«

      Becky schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat uns nicht gesagt, mit wem sie an dem Abend noch verabredet war. Sie sagte nur, dass es ziemlich wichtig sei, und dabei hat sie so komisch gegrinst. Aber religiös war sie schon. Sie hatte immer ein kleines Amulett mit der Jungfrau Maria getragen. Die Marienklause mochte sie schon, dahin haben wir ab und an einen Spaziergang gemacht. Sie mochte die Atmosphäre, das Mystische, wie sie fand. Sie hat halt immer so verrückte Sachen mit der Jungfrau Maria gesagt, dass die sie beschützen würde und so Zeug eben.«

      »Das Amulett«, griff Bella Hemberger das Thema auf. »War es wertvoll?«

      »Nein, denke nicht. So eine dünne Goldkette, ich glaube, nicht mal Echtgold, nur vergoldet und ein Emaillebildchen. Nichts Aufregendes. Es wäre übrigens schön, wenn ich es haben könnte«, sagte Becky. »Als Erinnerung an sie. Also, wenn das geht.«

      »Dazu müssten wir es erst einmal finden«, antwortete die Hauptkommissarin lakonisch. »Und selbst wenn, dann müssten Sie das mit der Familie regeln. Apropos, können Sie uns die Kontaktdaten zu ­Polinas Familie geben?«

      »Nein.« Becky schnäuzte sich. »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie aus der Nähe von Ulm kommt und die Familie aus Kasachstan stammt. Die sind wohl sehr konservativ.«

      »Sie sagten, dass Polina für jemanden schwärmte, den sie häufiger sah und dass dieser jemand angeblich nicht weiß oder wusste, dass sie für ihn schwärmte. Vielleicht jemand aus dem Umfeld hier?« Pfeffer behielt bei der Frage Susa Förster genau im Auge. Die reagierte sofort.

      »Was soll denn das heißen?«, echauffierte sie sich. »Unterstellen Sie etwa, dass mein Mann … also, mein Mann … mit diesem russischen Flittchen …«

      »Flittchen?«, hakte Pfeffer nach. »Eben war sie noch das liebe Kindermädchen, das von Ihren Zwillingen vergöttert wurde.«

      »Ich weiß, was ich gesagt habe.« Susa Förster hatte sich wieder im Griff. »Entschuldigen Sie meinen Ausbruch. So eine Nachricht muss man erst verdauen. Und ich kann Ihnen versichern, dass mein Mann sicher kein Interesse an diesem Mädchen hatte.«

      »Da sind Sie sicher?«

      »Ja. Ich kenne meinen Mann.«

      »Sicher?«

      »Mein Mann steht auf große Brüste«, antwortete Susa Förster mit selbstbewusstem Lächeln.

      »Sie hat ja nur geschwärmt«, warf Becky ein. »Und ich glaube übrigens garantiert nicht, dass es Ihr Mann war, für den Polina geschwärmt hat.«

      »Warum nicht? Warum sollte sie nicht für meinen Mann schwärmen?« Susa Förster sah Becky beinahe beleidigt an.

      »Weil sie … na ja, verstehen Sie das jetzt nicht falsch …«, wand sich Becky, »weil sie nicht so gut über Ihren Mann gesprochen hat. Sie fand ihn nicht so toll.«

      »Will heißen?«, fragte Pfeffer.

      »Na ja, sie sagte, er sei voll das A…loch.« Becky sah verlegen zu Boden. »Mehrfach. Immer, wenn sie über ihn geredet hat.«

      »Das ist ja eine Bodenlosigkeit!«, schnaubte Susa Förster.

      »Tut mir leid, war halt so. Und dass er ein Tittengrabscher ist.«

      »Ich verbitte mir das!«, rief Susa Förster.

      »Ich kann nur sagen, was Polly gesagt hat«, antwortete Becky.

      »Vielleicht auch nur Tarnung«, sagte Bella Hemberger. »Sie schimpft über ihren heimlichen Schwarm, damit es niemandem auffällt.«

      »Ach.« Die Krimiautorin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mein Mann kann manchmal sehr streng sein. Vermutlich hat sie deswegen solche Gerüchte über ihn in die Welt gesetzt. Und wahrscheinlich schwärmte sie für den Nachbarsjungen. Mortimer ­Olberding von nebenan. Fescher Bub, groß, athletisch, sehr angenehme Erscheinung. Ein …« Susa Förster brach ab und blinzelte den schwärmerischen Ausdruck aus ihrem Gesicht. »Sie wird wohl kaum heimlich in unseren Gärtner verliebt gewesen sein.« Sie lachte künstlich.

      »Ja, der Mörder ist immer der Gärtner«, sagte Bella Hemberger lakonisch.

      »Und, was meinst du?«, fragte Bella schmunzelnd, als sie wieder im Wagen saßen und zurück in die Stadt fuhren. »Klassiker? Der Gatte hat was mit dem Kindermädchen?«

      »Schaut fast so aus«, antwortete Pfeffer. »Und diese Ausgeburt an Sympathie …«

      »Oh, du magst Susa Förster nicht?«, fragte Bella sarkastisch.

      »Oh, ich liebe sie! Sie ist dahintergekommen und hat das Kindermädchen umgebracht. Nein, das haut nicht ganz hin, oder?«

      »Glaube auch nicht«, sagte Bella und sah aus dem Fenster. Sie kamen an der Tankstelle am Tiroler Platz vorbei. »Nur weil sie eine unsympathische Kuh ist. Ich glaube nicht, dass eine Frau einer anderen Frau solche Verletzungen im Genitalbereich zufügen würde.«

      »Und wenn sie ausgerastet ist? Aus Eifersucht? Vielleicht schon.«

      »Kann ich mir nicht vorstellen. Dem armen Mädchen wurde etwas, ein Stab oder so, mehrfach brutal in die Vagina gerammt. Das macht keine Frau mit einer anderen Frau.«

      »Frauen schneiden Männern die Penisse ab, wenn sie …«, warf ­Pfeffer ein.

      »Uargh, hör doch auf.« Bella schüttelte sich. »Wobei das etwas ganz anderes ist, da geht es um Rache.«

      »Ich wollte damit nur sagen, dass Frauen genauso brutal sein können wie Männer, und es hier auch um Rache gehen kann.«

      »Da muss ich dir recht geben.« Bella schwieg eine Weile. »Sie ist Krimiautorin«, sagte sie dann. »Die kann sich viel vorstellen …«

      »Ich kann mir auch viel vorstellen und mache es doch nicht.«

      »Das ist mir eh klar, Chef.« Die Hauptkommissarin lachte. »Ich möchte echt mal in deinem Hirn dabei sein. Oder eher nicht! Und jetzt?«

      »Jetzt besuche ich unsere Freundin Gerda Pettenkofer in der Rechtsmedizin und schaue, was sie für uns hat. Du sammelst bitte Froggy auf und versuchst, diesen Gärtner zu Hause zu erwischen. Wo wohnt der noch mal? Hasenbergl?«

      »Milbertshofen.«

      »Milbertshofen. Und vielleicht befragt ihr später auch noch den ominösen Nachbarsjungen Mortimer. Wer hasst sein Kind bitte schon bei der Geburt so sehr, dass er es mit dem Namen Mortimer bestraft?«

      »Harlachinger! Und wer hasst sein Kind so sehr, dass er es Maximilian nennt?«, sagte Bella in Anspielung auf ein ihr nur zu bekanntes Problem, dass Maximilian Pfeffer mit seinem eigenen Vornamen hatte. Für ihn war es egal, wie modern der Name längst wieder war, er hasste ihn, weil er für ihn die bayrisch-spießige Amigo-Dumpf-Dödelei verkörperte, die er schon als Kind abgelehnt hatte, weil seine Eltern bayrisch-spießige Amigo-Dumpf-Dödel waren. Noch schlimmer als Maximilian wäre für ihn nur Franz-Josef gewesen – und auch den Namen hatten seine Eltern vor seiner Geburt in die engere Auswahl genommen. Grad noch mal Glück gehabt.

      »Spießige Vollpfosten wie meine Eltern«, beantwortete Pfeffer ­Bellas Frage und grinste. »Aber Mortimer. Also wirklich.«

      »Ist dir übrigens aufgefallen, wer tatsächlich für Mortimer schwärmt?«, grinste Bella.

      »Oh ja«, antwortete Pfeffer lachend. »Und das nicht zu knapp.«

      Währenddessen packte in der Förster-Villa die Reporterin Giselle von Dettmann ihre Sachen zusammen. Tilda Fittkau hatte das Interview sofort abgebrochen, nachdem sie den Grund für den Polizeibesuch erfahren hatte. »Du, Giselle, da hoffe ich schon auf dein Verständnis, gell?« Die Giselle hatte vollstes Verständnis gezeigt. Niemand nahm Notiz von ihr, als sie ihr Smartphone vom Couchtisch nahm, zufrieden feststellte, dass die Aufnahmefunktion noch lief, und es in ihre Handtasche steckte. Sie hatte eine Exklusivstory mit O-Tönen.

      6

      »Was willst du hier?« Susa Förster machte sich keine