Lord Lee of Fareham, First Lord der Britischen Marine, forderte bei der Washingtoner Flottenkonferenz 1921-22 ein Verbot von U-Booten
Frankreich, Italien und Japan wehrten sich gegen ein solches Verbot. Sie wollten ihre vergleichsweise kleinen U-Boot-Flotten ausbauen, um zu den größeren Seemächten trotz der Begrenzung der Zahl der Schlachtschiffe aufschließen zu können. Aus Sicht der Italiener und Japaner waren U-Boote, auch wenn sie das nicht so aussprachen, die „Waffe des kleinen Manns“. Am Ende konnten sich die Briten nicht durchsetzen. Das Washingtoner Abkommen verbot nicht die U-Boote. Schließlich enthielt es noch nicht einmal eine Begrenzung der U-Boot-Flotten, weder was die Anzahl noch die Größe der U-Boote betraf.
Die beteiligten Länder versuchten - soweit es ihnen der Washingtoner Flottenvertrag ermöglichte - weiter aufzurüsten. Sie verlagerten daher den Schwerpunkt beim Ausbau ihrer Flotten weg von Schlachtschiffen auf kleinere Schiffe wie Kreuzer, Zerstörer und auf U-Boote, die nicht bei der Berechnung der Gesamttonnage berücksichtigt wurden. Dies geschah, obwohl der militärische Wert der U-Boote in den zwanziger Jahren umstritten blieb. Der Erste Weltkrieg hatte zwar gezeigt, dass U-Boote eine wirksame Waffe gegen allein fahrende Frachtschiffe waren. Aber die Entwicklungen im letzten Kriegsjahr hatten auch gezeigt, dass taktische Maßnahmen wie die Bildung von Konvois und technische Neuerungen wie Flugüberwachung, die Einführung der ersten Sonargeräte und Wasserbomben die von U-Booten ausgehende Gefahr deutlich reduzieren konnten.
Eine Kuriosität: U-Boot-Kreuzer
Die Briten und Franzosen setzten in den zwanziger Jahren beim Bau von U-Booten auf U-Boot-Kreuzer. Dies waren U-Boote mit großkalibrigen Geschützen. Wofür genau diese gut sein sollten, darüber gingen die Meinungen auseinander. Manche sagten, sie sollten feindliche Kriegsschiffe überraschend stellen und mit wenigen gezielten Schüssen aus der Nähe versenken, so wie es bei der britischen K-Klasse am Ende des Ersten Weltkriegs geplant gewesen war. Die 1918-19 als Nachfolgemodell der K-Klasse gebauten Boote der M-Klasse49 sollten hingegen zunächst dazu dienen, Ziele an der feindlichen Küste oder aus einem Hafen auslaufende Frachter überraschend zu beschießen. Die M-Klasse hatte mit einem Kaliber von 305mm die größten Geschütze, die je auf U-Booten eingebaut wurden.
Britisches U-Boot der M1 der M-Klasse
Laut den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens mussten die großen Geschütze auf den Booten der M-Klasse entfernt werden. Auf der M2, dem zweiten Boot der M-Klasse, wurde anstatt der Kanone ein wasserdichter Flugzeughangar eingebaut. Sie war das erste U-Boot der Welt mit einem Flugzeug. Es sollte als Aufklärungsflugzeug einem Flottenverband voranfliegen. Ein speziell für das U-Boot hergestellter einsitziger, kleiner Doppeldecker konnte nach der Wasserlandung vom U-Boot mit einem Kran auf Deck gehoben werden. Danach wurden die Flügel eingeklappt, das Flugzeug wurde in den Hangar gebracht, und das U-Boot konnte samt Flugzeug abtauchen und sich vor feindlichen Schiffen in Sicherheit bringen. Allerdings funktionierte das nur bei ruhiger See. Zudem entwickelte die Royal Navy Ende der zwanziger Jahre ihre Flugzeugträger so weiter, dass sie Flugzeuge mit einer größeren Reichweite aufnehmen konnten. In der Royal Navy fanden viele, dass man deswegen keine Flugzeuge auf U-Booten mehr brauchte. Wenige Jahre nach ihrer Indienststellung schien die M2 zu nichts mehr gut zu sein. Sie ging 1932 bei einem Unfall vor der Küste von Dorset verloren. Man vermutet, dass der Flugzeughangar zu früh geöffnet wurde und das U-Boot voll Wasser lief. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Taucher.
Die britische M2 nach dem Einbau des Flugzeug-Hangars anstelle des Geschützes
Deutsche U-Boote in der Zwischenkriegszeit
Deutschland war durch den Versailler Vertrag der Bau und der Besitz von U-Booten verboten. Deutsche Ingenieure hatten dennoch während der Weimarer Republik intensiv die Entwicklungen beim Bau von militärischen U-Booten verfolgt. Bereits 1922 wurde in den Niederlanden unter einem Decknamen ein Konstruktionsbüro gegründet, das „Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw“ (IvS), das mit sowjetischen Entwicklern zusammenarbeitete. Dieses Büro baute dann in Finnland fünf kleinere U-Boote für die finnische Marine und in Spanien ein Boot für die spanische Marine. Diese Boote dienten als Prototypen für spätere deutsche und sowjetische U-Boote.
Ab 1933 begann Nazi-Deutschland damit, die Bestimmungen des Versailler Vertrags zu ignorieren und ließ U-Boote für die Kriegsmarine bauen. Die ersten gebauten U-Boote der Klasse II waren mit einer Verdrängung von 250 Tonnen und einer 20mm-Kanone klein. Sie waren nur für den Einsatz in Küstengewässern geeignet und wurden für Ausbildungszwecke benutzt.
Als das U-Boot-Programm publik wurde, versuchte Großbritannien über ein Flottenabkommen mit dem Deutschen Reich 1935 den Ausbau der Kriegsmarine einzudämmen. In dem Abkommen wurde festgelegt, dass die Gesamttonnage der Kriegsmarine 35% der Tonnage der Royal Navy nicht überschreiten sollte. Damit wurde die Kriegsmarine Nazi-Deutschlands den Marinen Frankreichs und Italiens gleichgestellt. Außerdem wurde dem Dritten Reich implizit gestattet, weitere U-Boote zu bauen. Das erste U-Boot der Kriegsmarine lief bereits drei Tage vor Abschluss des Flottenabkommens vom Stapel. Hitler nutzte die Naivität der britischen Regierung aus, ignorierte das Abkommen bald und bereitete Deutschland auf den von ihm geplanten Krieg vor. Dabei lag der Schwerpunkt allerdings bis zum Kriegsausbrauch bei Überwasserkriegsschiffen, während U-Boote nur eine untergeordnete Rolle spielten.
Fazit
In der Zwischenkriegszeit lieferten sich die großen Seemächte Großbritannien, USA, Japan, Frankreich und Italien ein Wettrüsten mit selbst auferlegten Hürden. Die Hürden betrafen die Zahl und Größe von Schlachtschiffen und Flugzeugträgern, die damals als die wichtigsten Waffenträger der Marine angesehen wurden. Dort wo es diese Hürden nicht gab, wurde die Aufrüstung besonders rasch vorangetrieben. Dies taten vor allem Japan, Italien und Frankreich - die drei Staaten, die sich durch die Begrenzungen für Großkampfschiffe besonders benachteiligt fühlten. Das Deutsche Reich baute seine Flotte nach der Machtergreifung Hitlers ebenfalls rasch aus.
Franzosen und Briten entwickelten U-Boot-Kreuzer, U-Boote mit großen Geschützen wie auf Kreuzern, um die Abrüstungsbestimmungen zu umgehen. Einige dieser U-Boote führten sogar Flugzeuge in einem Hangar mit. Einen sinnvollen Zweck erfüllten diese eher kuriosen U-Boote nicht.
Der Spanische Bürgerkrieg: Ein illegaler Geheimeinsatz fliegt auf
Im Juni 1936 putschten faschistische Generäle in Spanien gegen die gewählte Regierung der spanischen Republik. Dies war der Beginn des drei Jahre andauernden spanischen Bürgerkriegs, an dem auf beiden Seiten Kombattanten aus ganz Europa beteiligt waren. Aufseiten der Republikaner standen schlecht bewaffnete und ausgerüstete internationale Freiwillige, bestehend aus Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten. Aufseiten der Faschisten standen schwer bewaffnete Truppen aus Italien und Deutschland, die in ihren Ländern mit gutem Sold von Mussolini und Hitler angeworben worden waren. Dabei war die Unterstützung Italiens weit bedeutsamer als die deutsche Unterstützung, die heute vor allem durch die von Picasso bildlich festgehaltene Zerstörung von Guernica durch die „Legion Condor“ bekannt ist.
Der italienische Diktator Benito Mussolini (links) ließ insgeheim U-Boote einsetzen, um Schiffe mit Waffenlieferungen für die Gegner des faschistischen Führers Francisco Franco (rechts) zu versenken
Mussolini, der über den Putsch vorab informiert gewesen war und dessen Militärs seit Jahren enge Kontakte zu den Putschisten pflegten, unterstützte die Putschisten von Anfang an mit Waffen. So waren es italienische Flugzeuge, welche die spanischen Truppen aus dem Rif im Norden Marokkos nach Madrid flogen. Ohne diese Unterstützung wäre der Putsch wahrscheinlich bereits im Keim erstickt worden. Die demokratischen Regierungen Englands und Frankreichs verweigerten hingegen der gewählten Regierung die dringend erforderliche Unterstützung.
Die spanische