INTERMEZZI. Clara Claas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Clara Claas
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347078666
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zwei Zimmer, Küche, Bad war erschwinglich und ihre Wohnqualität strahlte eine biedere Gemütlichkeit aus. Das monatliche Geld reichte soeben, um ihre laufenden Kosten abzudecken. Für Extras blieb fast nichts übrig. Siebenundzwanzig Jahre war Frieda verlässliche Zeitungszustellerin für ein Verlagshaus. Bei Wind und Wetter fuhr sie vor Sonnenaufgang mit ihrem Moped die ländliche Verteilerroute. Nachts stand ihr Kleinkraftrad im Hof, immer unter dem Schutz einer dunklen Regenhaube.

      Ihr kleiner Geldbeutel erlaubte nur den Besitz einer gebrauchten Maschine. Demzufolge summierten sich mit den Jahren die fahrbaren Untersätze. Vier an der Zahl hatte sie bereits verschlissen. Verlässlich teilte sie auch mit dem Fünften die Tageszeitungen aus. Wie auch immer, das jeweilige Moped wurde ihr vorrangiger Weggenosse. Allerdings fing dieses Fünfte auch an, klapprig zu werden. Die bange Sorge, wie lange es noch halten würde, fuhr Tag für Tag mit.

      Frieda musste ihr kleines Geld einteilen, besserte es auf und pflegte wöchentlich die Wohnung vom Lehrerehepaar, half regelmäßig dem betagten Professor in der Nachbarschaft, putzte abends die Zahnarztpraxis und morgens eine Gaststätte.

      Mit dem Nebenverdienst zahlte sie die Jahrespacht für ihren Schrebergarten, in der nahe gelegenen Gartenanlage.

      Der grüne Winkel entwickelte sich zum Lebensinhalt, die Kleingärtner links und rechts, zu vertrauten Vereinsmitgliedern.

      Ihr Putzgeld kam sogleich in ein rundes Zuckertöpfchen mit aufgemalten Streublümchen. Es stand im Schrank, mitten zwischen dem dazugehörigen Kaffeeservice. Ab und an erlaubte sie sich damit. etwas Besonderes. Schulden machte sie nicht, so wie es war, so war es gut.

      Frieda wirkte auf ihre Mitmenschen herb. Ihre Figur sah eher kräftig aus, annähernd einer rechteckigen Körperform. Ich sah sie nur mit einer Standartfrisur, einem dicken schwarzen Dutt, den sie mit einer braunen Haarnadel im Nacken zusammenhielt, der gleichsam ihr Erscheinungsbild ergänzte.

      Allerdings hatte sie einen unübersehbaren Schönheitsfehler, eine dunkle Gesichtsbehaarung die oberhalb der Lippe und im Kinnbereich wuchs.

      Sie sprach nicht drüber, unternahm nichts dagegen und es schien, als wolle sie auch das Spiegelbild ignorieren.

      Beim Plaudern hörte ich heraus, dass eine engere Männerbekanntschaft für sie nicht infrage kam. Sex war kein Thema so oder so nicht, sie blockte einfach. Wohl aus Erfahrung ging sie nie wieder ein Verhältnis ein.

      Nichtsdestotrotz passierte es, dass mit gut sechzig ihre Gefühle doch ein bisschen Karussell fuhren.

      Die AWO hatte im Advent zur Kaffeetafel eingeladen. Rechts neben ihr saß Herbert. Herbert war Landschaftsgärtner und mit seinen Zweiundsiebzig ein rüstiger Witwer, der viel zu erzählen hatte.

      Frieda hörte gut und gerne zu.

      Im Sommer verweilten sie in ihrem Garten. Herbert zeigte dabei seine gärtnerischen Qualitäten, und sorgte für ein schmuckes Gartenbild.

      Frieda ließ es geschehen.

      Herbert wohnte seit ewigen Zeiten im alten Stadtviertel, und bekam zum ersten Mal Zweifel, ob er sein Zuhause überhaupt noch behalten könne. Ein Investor hatte den alten Häuserblock gekauft, sanierte innen wie außen und verursachte reichlich Schmutz mit unzumutbarem Baulärm für alle Mieter.

      Nach erfolgreicher Modernisierung folgten die angekündigten Mieterhöhungen mit der Option, Wohnungen auch als Eigentum erwerben zu können.

      Die langjährigen Hausbewohner gerieten in Aufruhr, sorgten sich um ihr Zuhause. Einige blieben und konnten die erhöhte Miete zahlen. Nur Wenige fühlten sich in der Lage, den stattlichen Immobilienpreis aufbringen.

      Andere zogen aus, irgendwo hin.

      Auch Herbert brauchte ein bezahlbares Dach über dem Kopf, hatte den praktischen Gedanken mit einer Frau gemeinsam zu wohnen.

      Er sah darin gewisse Vorteile, zum einen, die finanzielle Erleichterung für beide, zum anderen, die frohe Zukunftserwartung auf Vollversorgung, wie auch eine friedliche Wohngemeinschaft für den allerletzten Lebensabschnitt.

      Frieda horchte auf und durchschaute, was unausgesprochen blieb, ließ ihm keine Zeit, es vorzutragen. Sie wollte nicht mit einem Mann zusammenziehen.

      Alles konnte so bleiben, wie es war.

      Das jedoch genügte Herbert nicht.

      Ihr Leben ging im Alleingang weiter.

      Hier und da gönnte Frieda sich den sogenannten 'Blick über den Tellerrand'.

      Sie nahm an sogenannte Werbe-Kaffeefahrten teil, kam aber nicht umhin, die dazugehörigen Verkaufsprogramme über sich ergehen zu lassen. Sie hörte zu, sah hin, ließ sich nicht in Versuchung bringen und blieb ihrem Geld treu.

      Es kam durchaus vor, dass sie sich zu den unterschiedlichsten Kurzausflügen anmeldete. Diese Touren kosteten zum einen wenig, zum anderen ermöglichten sie, den täglichen Pflichten zu entkommen.

      Ein andermal erfüllte sie sich den Wunsch und buchte eine seriöse Kurzreise, organisiert vom Reisedienst für Senioren.

      Sie schätzte diese kurze Auszeit, genoss die Führung durch eine fremde Stadt mit dem dazugehörigen Kulturprogramm, das Hinwegträumen bei einer stimmungsvollen Musikaufführung im Kurpark und natürlich den Bummel über einen Trödelmarkt. Nicht zuletzt hatte Frieda in ihrem Zuckertöpfchen auch dafür gespart.

      Mit zunehmendem Alter forderte jedoch das arbeitsreiche Leben seinen Tribut.

      Wiederkehrende Rheuma-Schübe wie auch starke Schmerzen der Kniearthrose, traktierten sie Tag für Tag und schränkten ihre Beweglichkeit ein.

      Frieda klagte nicht und es sah so aus, als wolle sie sich nicht kleinkriegen lassen.

      Da gab es aber jemanden, der stärker war. Im Spätherbst musste das alte Moped verschrottet werden.

      Ein Sechstes ward nicht mehr nötig.

      Der verbrauchte Körper verlor gänzlich seine Kräfte, erlaubte nicht mehr, am bescheidenen Tagesablauf teilzunehmen.

      Ihre Motivierung für ein beschauliches Glücklichsein ging für immer verloren.

      Frieda hatten noch einen letzten Wunsch. Zu gottgegebener Zeit möge ich ihren Sohn benachrichtigen, wie auch ihren Haushalt auflösen.

      Zurück bleiben die guten Erinnerungen und ein rundes Zuckertöpfchen mit aufgemalten Streublümchen. Sein Platz ist in meinem Porzellanschrank und symbolisch kommen jeden Monat ein paar Euros hinein.

      Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werde auch ich mir etwas Besonderes damit erlauben.

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