Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745210811
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ab. Die Boxschule, in der er seinen Vater finden würde, befand sich nur drei Straßen von Jacksons Büro entfernt.

      Der Eingang war klein und düster. An zwei offenen Holzflügeltüren hingen ebenfalls Boxveranstaltungsplakate. Eine steile Treppe führte in den feuchten Keller.

      Der Geruch nach säuerlichem Schweiß stieg Jimmy in die Nase. Das hier war keine Boxschule, sondern ein Rattenloch. Jimmy konnte sich nicht vorstellen, dass sich sein Vater hier wirklich wohlfühlte.

      Er gelangte in einen großen Saal, in dem ehrgeizige junge Leute, die glaubten, ein Talent zum Boxen zu haben, ein stupides Trainingsprogramm abspulten.

      Von den meisten würde man nie etwas hören. Einige würden es vielleicht mal zu irgendeinem Rahmenkampf bringen, aber bestimmt nicht weiter. Im Hintergrund des Saals befand sich ein hell ausgeleuchteter Ring, in dem geboxt wurde.

      Als Jimmy Taylor seinen Vater wiedersah, gab es ihm einen Stich. Schweißnass war Mark Taylors Rücken. Er kämpfte ohne Kopfschutz gegen einen Mann, der halb so alt war wie er.

      Jimmy sah blaue Flecken am Körper seines Vaters, die von anderen Kämpfen herrührten. Martin Jackson schien ihm keine Pause zu gönnen, in der er sich erholen konnte.

      Mark Taylors Gegner wurde von seinen Freunden angefeuert. Er hatte die größere Reichweite und den härteren Punch und dominierte den für den Boxsport schon zu alten Mann in jeder Situation.

      Mark Taylor kämpfte beherzt und mutig, doch er hatte keine Chance gegen den jungen Fighter, der sich einen Spaß daraus machte, seinen Gegner in Grund und Boden zu boxen.

      Ein Niederschlag folgte dem anderen – in immer kürzeren Abständen. Der zähe Mark Taylor kämpfte sich immer wieder auf die Beine. Anscheinend nur deshalb, damit ihn der andere wieder knallhart und mitleidlos auf die Matte schicken konnte.

      Irgendwann war’s dann genug. Mark Taylor schaffte es trotz hilflosen Bemühens nicht mehr, hochzukommen. Er blieb liegen. Sein Gegner verließ grinsend den Ring. Um Mark Taylor kümmerte sich niemand.

      Jimmy krampfte es das Herz zusammen, als er seinen Vater so erledigt und verlassen im Seilgeviert liegen sah. Er hatte schon lange nicht mehr geweint, aber jetzt füllten sich seine Augen mit Tränen.

      „Daddy“, flüsterte er und begab sich zaghaft zum Ring. „Mein Gott, Daddy, warum erniedrigst du dich so? Das hast du doch nicht nötig.“

      Er stieg in das Seilgeviert. Niemand scherte sich um ihn. Er sank neben seinem zusammengeschlagenen Vater ergriffen auf die Knie, wollte ihn anfassen, wagte es aber nicht, weil er befürchtete, ihm wehzutun.

      „Daddy“, flüsterte er wieder.

      Da ging durch Mark Taylors Körper plötzlich ein Ruck. Seine Reflexe funktionierten wieder. Er hob sein mit Schwellungen übersätes Gesicht.

      Jimmy erkannte ihn kaum wieder. „Jimmy, mein Junge“, sagte der Mann ungläubig.

      Etwas schnürte Jimmy die Kehle zu. Er nickte stumm, während ihm Tränen über die Wangen rannen.

      „Jimmy!“

      „Ja, Daddy, ich bin’s. Und ich bin glücklich, dich wiedergefunden zu haben.“

      18

      Bount Reiniger versuchte sich in die Lage der Schutzgeldgangster zu versetzen. Arthur Douglas’ Geld lag für sie nach wie vor bereit. Würden sie darauf verzichten und den Barbesitzer auf eine ähnliche Weise bestrafen wie Jay Pepper?

      So oder so würden die Verbrecher bei Douglas aufkreuzen. Entweder, um doch noch zu kassieren, oder mit der ihnen eigenen Härte zuzuschlagen. Da Bount Reiniger dabei sein wollte, wenn das eine oder das andere passierte, bezog er in der Nähe von Douglas’ Bar erneut Posten.

      Er saß im Mercedes und rauchte eine Pall Mall, während er sich die Leute genau ansah, die Douglas’ Bar betraten oder verließen. Er hoffte, irgendwann ein bekanntes einschlägiges Gesicht zu entdecken, doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.

      Sein Blick wanderte gelangweilt die Straße hinauf, und plötzlich ging ein Stromstoß durch seinen Körper. Er hatte sich ohne besondere Absicht die Autos angesehen, die am Fahrbahnrand abgestellt waren, und dabei war ihm ein Wagen aufgefallen, den er gut kannte.

      June Marchs VW-Käfer!

      Bount traute seinen Augen nicht. Er glaubte zuerst an einen Irrtum, aber dann identifizierte er an Hand der Extras das Fahrzeug zweifelsfrei als Junes Auto.

      Das Mädchen musste sich in Douglas’ Bar befinden. Herrgott noch mal, dazu hatte sie keinen Auftrag. Bount schätzte so viel Selbständigkeit nicht, denn June konnte sich damit sehr leicht in Schwierigkeiten bringen.

      Es ärgerte ihn, dass sie ihm davon nichts gesagt hatte. Diese Eigenmächtigkeiten konnten ihr noch einmal zum Verhängnis werden. Bount nahm sich vor, seiner tatendurstigen Mitarbeiterin gehörig die Leviten zu lesen.

      Es ging nicht an, dass sie etwas unternahm, wovon er keine Ahnung hatte, und es missfiel ihm ganz besonders, wenn sie sich zu weit an die vorderste Front vorwagte. Schließlich wollte er sie noch recht lange behalten.

      Bount drückte die Zigarette in den Aschenbecher und brummte: „Na, du kannst dir was anhören, Mädchen!“ Er wollte aussteigen und Douglas’ Bar aufsuchen. Da schnarrte das Autotelefon. Er zog seine Hand vom Türöffner zurück und griff nach dem Hörer.

      „Reiniger.“

      Am anderen Ende war Maggie Taylor. Sie sagte, sie habe ohne Erfolg versucht, ihn in seinem Büro zu erreichen. Ihre Stimme klang fremd. Maggie war völlig konfus, und Bount erfuhr auch den Grund.

      „Jimmy hat Mark wiedergefunden, Mister Reiniger.“

      „Das ist ja wunderbar.“

      „Der Junge brachte seinen Vater wieder heim.“

      „Dann ist die Familie endlich wieder vereint.“

      „Leider nicht, Mister Reiniger.“ Die Frau schluchzte.

      „Was ist geschehen, Mistress Taylor?“, fragte Bount Reiniger beunruhigt.

      „Sie … sie haben Jimmy entführt.“

      Bount rieselte es eiskalt über den Rücken. „Wann?“, fragte er wie aus der Pistole geschossen.

      „Vor fünfzehn Minuten etwa. Mark und ich bekamen es nicht mit. Jimmy war mit Mister Greene, unserem neuen Keeper, im Lager. Dort wurden die beiden überfallen. Die Gangster haben Greene niedergeschlagen und Jimmy mitgenommen.“

      Bount biss sich auf die Lippe. Diese verfluchten Gangster zogen alle Register, um Maggie Taylor so fest wie möglich in den Griff zu bekommen. Bount nahm an, dass dies die Reaktion der Verbrecher auf Mark Taylors Heimkehr war, aber er irrte sich.

      Jimmy Taylor war nicht gekidnappt worden, damit Maggie und Mark Taylor gefügig waren, denn Maggie hatte sich ohnedies schon mit den Bedingungen der Schutzgeldgangster einverstanden erklärt.

      Der Verbrecherbrut ging es um etwas anderes bei diesem gemeinen Schachzug. „Sie haben uns angerufen“, berichtete Maggie Taylor heiser.

      „Was verlangen sie für Jimmys Freilassung?“, wollte Bount Reiniger wissen.

      Maggies Antwort brachte sein Blut zum Kochen. „Sie!“, sagte die Frau.

      „Mich?“

      „Ja, Mister Reiniger. Die Gangster wollen Sie. Diese Leute haben gedroht, Jimmy umzubringen, wenn Sie ihre Bedingungen nicht akzeptieren. Mister Reiniger, ich bin so furchtbar unglücklich. Als Mark zur Tür hereinkam, dachte ich, nun würde es mit uns endlich wieder aufwärts gehen, und nun trifft mich dieser harte Schlag. Was soll nur geschehen?“

      „Versuchen Sie sich zu beruhigen, Maggie“, sagte Bount eindringlich.

      „Man hat mir meinen Jungen