“Sie haben schöne Titten”, sagte ich.
“Sie sind aber auch direkt.”
“Das bin ich.”
“Dann sind wir uns also einig?”
“Insofern - ja.”
Sie lächelte. Und sie nahm eine Pose ein, bei der die Silhouette ihrer Kurven gut zur Geltung kam. Man musste ihr wirklich eins lassen: Das hatte sie sehr gut drauf. Sie sagte: “Ich finde es süß.”
“Was finden Sie süß?”
“Dass Sie mich noch siezen, wenn Sie mir sagen, dass ich schöne Titten hätte.”
“Ach, ja?”
“Das hat Stil.”
“Wenn Sie meinen.”
“Und es spricht für eine gewisse Galanterie.”
“Nun…”
“Ich bin ja auch durchaus direkt, wie Sie ja schon gemerkt haben.”
“Allerdings!”
“Aber ich bin keineswegs vulgär. Und das schätze ich auch bei anderen nicht.”
“Dann kann ich ja von Glück sagen, dass ich durch Ihr strenges Auswahlraster hindurch gekommen bin!”
Ihr Lächeln wurde breit.
Sehr breit.
“Und was für ein Glück Sie haben! Das wird Ihnen noch aufgehen…”
“Beim Vögeln.”
“Genau.”
“Wie geht es jetzt weiter?”
“Ich suche irgendwo einen Platz, wo ich mein halb leeres Sektglas hinstellen kann und dann verschwinden wir. Geschäftlich wichtige Kontakte mache ich heute sowieso nicht mehr. Und wenn… Dann sollte ich wohl ohnehin besser jedes Treffen mit jemandem vermeiden, der wichtig ist.”
“Weil Sie schon zu viel Sekt getrunken haben.”
“Genau.”
“Dann verschwinden wir doch”, sagte ich.
“Ich heiße übrigens Caroline”, sagte sie.
Aber das wusste ich längst.
*
Wir nahmen ein Taxi. Sie bewohnte ein nobles Penthouse mit fantastischer Aussicht. Die Stadt wirkte wie ein Lichtermeer. Wie eine Galaxie, in der sich raumschiffartige Gebilde bewegten. In Wahrheit waren es nur Autos, Flugzeuge und die S-Bahn. Aber man muss sich nicht jede Fantasie durch die Wahrheit zerstören lassen. Man kann sie manchmal auch einfach genießen.
Wir waren kaum in ihrer Wohnung, als ihr fast wie beiläufig das Kleid von den Schultern rutschte. Sie trug nichts darunter.
Nackt, wie sie war, drehte sie sie sich zu mir um. “Was ist? Plötzlich schüchtern?”
“Nein”, sagte ich.
“Aber irgendetwas ist.”
“Nein.”
“Na, dann ist es ja gut.”
“Ja.”
“Manchmal muss man einfach alles, was mit dem Job zu tun hat, aus dem Kopf kriegen.”
Ich nickte. “Ja, das muss man”, stimmte ich ihr zu.
*
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nach dieser Nacht als erster aufzuwachen. Eigentlich wäre es sogar verdammt wichtig gewesen, dass ich als erster aufwachte. Aber manchmal klappen die Dinge eben nicht ganz so, wie sie sollen.
Sie war vor mir wach und stand nackt neben dem Stuhl, auf dem ich meine Sachen abgelegt hatte. Das Licht der Morgensonne fiel durch die Fensterfront und zauberte Schattenmuster auf ihre vollen Brüste.
Unglücklicherweise fingerte sie an meiner Jacke herum und hatte wenig später die Pistole in der Hand, die ich bei mir trug.
“Ich sagte doch, ich bin in der Sicherheitsbranche”, erklärte ich.
“Die Waffe ist echt?”
“Sicher.”
“Du bist ein Leibwächter?”
“Sowas Ähnliches.”
“Ich könnte jemanden brauchen, der mir Leute vom Leib hält, mit denen ich nichts zu tun haben will. Fällt das in dein Gebiet?”
“Unter Umständen ja.”
“Was machst du genau?”
“Ich bin dagegen, Berufliches und Privates zu vermischen.”
“Ach komm, das ist doch Blödsinn.”
Ich war aufgestanden, hatte mir meine Hose übergezogen und trat ihr nun entgegen.
Sie ließ sich die Waffe aus der Hand nehmen.
Zum Glück.
“Ich habe ein paar Schwierigkeiten”, sagte sie. “Mit unangenehmen Leuten. Und ich würde viel Geld dafür bezahlen, wenn das jemand für mich regelt.”
“Schön für dich. Dann wird sich jemand finden, der das für dich macht.”
“Und was ist mit dir?”
Ihre Haltung wirkte provozierend. Sie hatte den Arm in die Hüfte gestemmt. Ich gönnte mir noch einen Blick auf ihre Brüste, die noch in Bewegung waren und leicht zitterten.
“Für mich ist das nichts”, sagte ich.
“Schade.”
"Ist aber so."
“Ich bin wirklich in Schwierigkeiten.”
“Ich weiß.”
Ich langte in die Jackentasche und bekam den Schalldämpfer zu fassen. Dann schraubte ich ihn auch.
Sie sah mich an.
Ich feuerte zweimal kurz hintereinander. Ob sie begriff, was ihr geschah, weiß ich nicht. Allenfalls im allerletzten Moment wurde ihr klar, dass die Leute, mit denen sie Schwierigkeiten hatte, mir den Auftrag gegeben hatten, sie zu beseitigen.
Irgend wer stört immer irgendwen.
Was genau der Grund war, interessierte mich nicht.
Nur eins zählte für mich an allererster Stelle: Die Loyalität zum Auftraggeber.
Ich steckte die Waffe wieder ein, zog mich zu Ende an und sammelte sehr sorgfältig alle meine Sachen zusammen. Allzu vorsichtig brauchte ich nicht sein. Meine DNA war nirgends gespeichert. Meine Fingerabdrücke auch nicht.
Immer mit der Ruhe, dachte ich, als ich fertig war. Ich sah nochmal zurück auf die Tote auf dem Boden.
Erledigt, dachte ich.
ENDE
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