8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745212112
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aber knappes Kleid. Irgendwie passte sie überhaupt nicht hier her. Dementsprechend war auch ihr Appetit. Sie hat eine Tasse Kaffee genommen, aber der war ihr wohl auch nicht recht. Jedenfalls hat sie ihn stehen lassen. Ach ja, am Arm, da trug sie ein Armband, das mir sofort aufgefallen ist.“

      „So?“

      „Es war geformt wie zwei kleine Schlangen, die sich um das Handgelenk winden. Sah schon aus wie was ganz Besonderes.“

      „Agent Prewitt wird auch von ihr ein Bild anfertigen“, kündigte ich ihr an.

      Über Funk meldete sich einer der NYPD-Cops vom Pier bei Sergeant Rebecca DeHunt.

      „Hier Sergeant Gollito. Wir haben hier vielleicht etwas gefunden.“

      8

      Milo und ich gingen ins Freie. Zusammen mit Sergeant DeHunt liefen wir zur Pier. Auf der linken Seite passierten wir dabei ein kleines Lagerhaus und erreichten schließlich ganz am Ende des Piers die uniformierten Kollegen, die dort den Boden absuchten.

      Einer von ihnen stellte sich mir als Sergeant Ernest Gollito vor und deutete auf einen dunklen Fleck auf dem Boden. „Das könnte Blut sein“, meinte er. „Genau kann man das natürlich nur sagen, wenn man einen Hämoglobin-Schnelltest oder Luminol zur Hand hat – in dem eingetrockneten Zustand. Aber fürs Erste können Sie meiner Erfahrung als Cop trauen – das hier ist meiner Meinung nach Blut.“ Er deutete zur Kaimauer, wo sich zwei weitere Kollegen auf dem Boden umsahen.

      „Ich rufe unsere Spurensicherer an“, kündigte Milo an.

      Sergeant Gollito deutete in Richtung seiner Kollegen. „Dort an der Mauer gibt es noch weitere Blutspuren.“

      „Das könnte passen“, stellte ich fest. „O’Rourke wurde hier erschossen und dann zum Wasser geschleift! Dann fehlen uns eigentlich nur noch die Projektile.“

      „Da sehe ich wenig Hoffnung“, meinte Gollito. „Wahrscheinlich sind die ins Wasser gefallen.“

      „Kommt auf die Schussposition an“, widersprach ich. „Wenn wir Glück haben, finden wir dort hinten an der Uferböschung noch etwas.“

      9

      Zur gleichen Zeit erreichten unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina O’Rourkes Eigenheim in Riverdale, Bronx. O’Rourke hatte sich einen schmucken Bungalow in der Jesper Street gekauft, einer breiten Allee mit Häusern, die der oberen Mittelklasse entsprachen.

      Unsere Kollegen parkten ihren Chevy aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft am Straßenrand, gingen durch die offene Hofeinfahrt zur Garage und standen schließlich vor der Haustür.

      Ein Team der Scientific Research Division war ebenso auf dem Weg hier her wie FBI-Agenten Fred LaRocca und Josy O'Leary, deren Aufgabe es sein würde, Clive und Orry bei der Hausdurchsuchung zu helfen.

      Clive und Orry stutzten.

      Das Haus war ziemlich bald, nachdem man O’Rourke am Ufer des East River Parks an Land geholt und identifiziert hatte, von Kollegen der City Police versiegelt worden.

      Aber das Sigel war gebrochen.

      Clive griff nach seiner Dienstwaffe. Orry folgte seinem Beispiel.

      „Hier war offenbar jemand schneller als wir!“

      „O’Rourke war unverheiratet und lebte allein. Eigentlich dürfte niemand hier gewesen sein!“

      Clive holte den Schlüsselbund hervor, der mit einem Karabinerhaken an O’Rourkes Gürtel befestigt gewesen war. Er war zusammen mit dem Teil, der bei der Leiche gefundenen persönlichen Habe, der nicht mehr im Labor untersucht zu werden brauchte, am Morgen per Kurier ins FBI Field Office gesandt worden.

      Clive öffnete die Tür.

      Geräusche waren zu hören.

      Orry ging mit der Waffe in der Hand voran, durchschritt beinahe lautlos den Empfangsraum und erreichte schließlich die halb geöffnete Tür zum Wohnzimmer. Clive folgte.

      Mit einem Tritt öffnete Orry die Wohnzimmertür.

      „Waffe weg! FBI!“, rief er.

      Ein durchdringender Schrei ertönte.

      Eine junge Frau stand mitten im Raum. Sie war blond, trug Jeans, T-Shirt und einen Blouson.

      Das einzig auffällige an ihrem Outfit war das Armband mit den zwei das Handgelenk umschmeichelnden Schlangen.

      Sie stand wie erstarrt da, in der Rechten hielt sie einen 22er Revolver und richtete ihn auf Orry.

      „Die Waffe weg!“, wiederholte unser indianischer Kollege.

      Sie schluckte und zitterte. Auf ihrer Stirn perlte der Angstschweiß.

      „Okay!“, flüsterte sie schließlich. „Ich gebe auf! Wer immer Sie auch sind, tun Sie mir nichts!“

      „Wir sagten, wer wir sind!“, hielt Clive ihr entgegen. Der flachsblonde Italoamerikaner machte ein paar schnelle Schritte nach vorn, nahm ihr die Waffe aus der Hand und legte ihr anschließend Handschellen an.

      Sie setzte sich auf die Couch.

      „Ich bin Agent Dillagio und dies ist mein Kollege Agent Medina. Wir kommen vom FBI Field Office New York und untersuchen den Tod von Police Lieutenant Brian O’Rourke. Und jetzt möchte ich gerne wissen, wer Sie sind!“

      „Christine Vistano“, sagte sie.

      „Und was tun Sie in Brian O’Rourkes Wohnung?“, fragte Clive.

      „Brian und ich waren seit einiger Zeit ein Paar“, erklärte Christine Vistano. „Wenn Sie mal in meiner Jacke nachsehen, dann werden Sie feststellen, dass ich einen Wohnungsschlüssel besitze - so wie sich umgekehrt auch an Brians Schlüsselbund ein Schlüssel zu meiner Wohnung finden müsste.“

      „Angenommen, es stimmt, was Sie sagen...“

      „In seiner Brieftasche trug er ein Foto von mir mit sich herum. Brian war eben ein Romantiker.“

      „Das können wir leider nicht mehr überprüfen“, bedauerte Clive. „Brian O’Rourkes Brieftasche befindet sich nämlich sehr wahrscheinlich auf dem Grund des East River, falls sie ihm nicht von seinem Mörder entwendet wurde.“

      „Ihre Beziehung erklärt aber noch nicht, weshalb Sie das Siegel der Polizei ignoriert haben“, mischte sich Orry ein. „Was wollten Sie in der Wohnung?“

      „Also, ich will ehrlich sein.“

      „Darum möchte ich doch gebeten haben“, erwiderte Clive.

      Sie nickte und blickte zur Seite. Den direkten Augenkontakt mit einem der beiden G-men mied sie.

      „Wir hatten uns gestritten. Ziemlich heftig sogar. Also habe ich mich zunächst auch nicht gewundert, dass Brian nicht bei mir anrief. In dieser Hinsicht war er ohnehin ziemlich unzuverlässig. Aber dann habe ich die Meldung im Radio gehört.“

      „Unseres Wissens haben Sie sich aber nicht bei der Polizei gemeldet“, hielt Orry ihr entgegen.

      „Ich wollte zuerst ein paar Privatsachen aus der Wohnung holen. Das ist der Grund dafür, dass ich hier bin.“

      „Um ein Polizeisiegel zu brechen, ist das trotzdem eine ziemlich dünne Erklärung“, meinte Clive.

      „Ach wirklich? Sie sehen ja, was jetzt passiert ist. Ich sitze in Handschellen hier. Eigentlich wollte ich in diese Sache nicht hineingezogen werden.“

      „Nach der großen Liebe hört sich das mit Ihnen und O’Rourke ja nicht an“, entgegnete Orry. „Es scheint Ihnen ziemlich gleichgültig zu sein, wer Ihren Freund umgebracht hat.“

      Wenig später trafen Josy und Fred ein. Etwa zeitgleich war auch das