»Dieses Haus?« Ma verzieht verärgert den Mund. »Das würde mich wundern.«
»Wir haben einen Zeugen«, sagt Miller, ohne zu blinzeln.
Die Katze mit den Lackstiefeln erscheint auf meiner Netzhaut. Diese blöde Mistkatze, die auf unserem Bürgersteig herumtanzte.
»Und das heißt?« Mama pult Glitzer von ihrer Wange. »Zehntausende besitzen eine Guy-Fawkes-Maske.«
»Wir konzentrieren uns auf die Einwohner unserer Stadt, Frau Winters«, erläutert Chapman. »Bislang haben wir siebenundfünfzig Besitzer finden können. Sie alle beteiligen sich an einer großen Spurensicherung.«
Spurensicherung …
Vögel haben keine Schweißdrüsen. Ich habe Millionen davon und sie nehmen akut den Dienst auf, eine nach der anderen.
»Der Täter hat den Dochtschutz der Lunte liegen lassen«, sagt Miller und öffnet ihr Köfferchen. »Und es wurden Reste des gezündeten Feuerwerks sichergestellt. An beiden fanden wir sowohl Fingerabdrücke als auch Körperflüssigkeit.«
Meine klatschnassen Fingerspitzen kleben wie Saugnäpfe an der Armlehne des Sofas und verbreiten ein ganzes Meer von DNA. Was für eine gigantische Dummheit, die Raketen zum Abschuss mit bloßen Händen im Röhrchen zu platzieren.
Miller stellt einen elektronischen Fingerabdruckleser auf den Wohnzimmertisch, legt drei Röhrchen mit Wattestäbchen daneben und streift Handschuhe über.
Wäre ich bloß auch so vernünftig gewesen, welche anzuziehen!
»Wir nehmen von jedem eine DNA-Probe«, sagt sie. »Ich schabe ein wenig Schleim von der Wangeninnenseite und …«
»Ist das nicht übertrieben wegen ein paar Feuerwerksraketen?«, fällt Ma ihr ins Wort. »Noch keine fünfzig Jahre ist es her, da gab es gewaltige Feuerwerksshows und alle fanden sie großartig.«
Prissy nickt verzweifelt.
»Es hätte ein Feuer ausbrechen können«, sagt Miller.
Ich denke sofort an Pa; auch Ma erstarrt für einen kurzen Moment.
»Wir haben keine Wahl, Frau Winters«, sagt Chapman. »Es geschah vor den Augen Tausender Zuschauer. Wenn wir das nicht ernst nehmen, könnten andere dies für einen Freibrief halten. Um die Stadt sicher und sauber zu halten, muss dieser Mann oder diese Frau als abschreckendes Beispiel dienen.«
Mit jedem Wort, das er sagt, fühlt es sich an, als würde meine Kehle enger zugeschraubt.
Miller nickt zu Prissy hinüber. »Soll ich bei dir anfangen? Dann hast du es am schnellsten hinter dir.«
»Okay«, flüstert meine Schwester mit knallrotem Kopf.
Am liebsten würde ich sie schütteln. Sie anbrüllen, dass es keinen Grund gibt, sich zu schämen. Als wäre es ihre Schuld, dass man sie verdächtigt!
Nein, das ist deine Schuld, meckert Pa in meinem Kopf.
Miller schraubt den Deckel vom Röhrchen – den Deckel, der zugleich auch Griff ist für das Wattestäbchen. »Den Mund bitte öffnen.«
Prissy zittert wie eine ängstliche Maus, während Miller zugange ist. Und dann rollt auch noch eine Träne über ihre Wange.
Scheißordnungskräfte!
»Lasst sie in Ruhe!«, rufe ich. »Ich bin der, den ihr sucht.«
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