»Das sieht verdammt nach ’ner 7,92iger aus«, keuchte er, noch immer atemlos.
»Wieso verdammt?«, fragte Elke.
»Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das ein Kaliber 7,92 x 57 für ein Infanterie-Spitzgeschoss.«
Fragende Blicke trafen ihn.
Nun gehörte Reinhardt nicht gerade zu den Gesprächigsten. Wenn es aber um sein Spezialgebiet ging, war der Kriminaltechniker nicht mehr zu bremsen.
»Könnte von dem K98 stammen. Ein Karabiner, der 1898 entwickelt wurde. Ich glaube aber eher, dass es ein 98K ist. Die hat einen verkürzten Lauf. Das war die Standardwaffe im Zweiten Weltkrieg. Zwölf Millionen Stück wurden davon bis 1945 produziert. Und sie wurde zusammen mit einem Zeiss Zielfernrohr als Scharfschützengewehr verwendet. Fünf Patronen konnte man in einen Ladestreifen einsetzen. Da es aber ein Repetiergewehr war, musste man nach jedem Schuss den Verschluss betätigen, damit eine neue Patrone in den Lauf eingeführt werden konnte. Die verschossene flog dabei heraus. Zwei dieser verschossenen Hülsen sehen wir hier. Könnten zu den Projektilen passen, die wir im Gras gefunden haben.«
»Und diese alten Dinger sind noch im Umlauf?«, fragte Lars.
»Ja klar. Die werden heute noch als Jagdwaffe benutzt. Zu meiner Anfangszeit bei der Polizei hatten wir die sogar als Übungswaffe im Bestand.«
»Das heißt, von diesem Gewehrtyp gibt es noch immer eine Menge?«, fragte Elke.
»Keine Ahnung. Soviel ich weiß, sind die polizeilichen Gewehre damals alle nach Afrika verkauft worden. Die brauchten ja dort solche Waffen, um sich gegenseitig zu massakrieren.«
Elke war neu, dass zu Reinhardts Charakterzügen auch Sarkasmus gehörte.
»Wenn ich die Hülsen eindeutig identifiziert habe, lasse ich sie durch unsere Datei laufen. Ob das mit den verdötschten Projektilen auch klappt, weiß ich noch nicht. Vielleicht wissen wir dann, ob die Waffe mit einem anderen Verbrechen in Verbindung gebracht werden kann.«
Mit diesen Worten packte Reinhardt die Fundstücke in eine Plastiktüte und verabschiedete sich.
»Was heißt das jetzt für uns?«, wandte Lars sich an Elke.
»Alles und nichts«, fasste Elke Reinhardts Ausführungen zusammen: »Entweder hat hier jemand mit einem Präzisionsgewehr gestanden und absichtlich danebengeschossen – wobei sich die Frage stellt: warum? Als Warnung? – Oder wir haben es mit einem Laien zu tun. Vielleicht war es ein alter Mann, der noch so einen Karabiner aus Kriegszeiten besitzt, aber selbst zu zittrig war, um ihn ruhig zu halten. Oder … Ich weiß es nicht …«
»Und welches Motiv steckt dahinter?« Lars stellte damit die nächste Frage in den Raum.
Hans Meister stand die ganze Zeit daneben und schüttelte fassungslos den Kopf.
Sie ließen ihn mit der Ermahnung zurück, hier nichts weiter anzufassen und niemanden auf den Turm zu lassen.
»Möglicherweise müssen unsere Techniker hier noch einmal nach Spuren suchen.«
Damit komplementierte Elke alle hinaus und versiegelte unten die Tür.
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