„Beeilt euch besser, Mann. Jemand wusste, dass wir kamen. Wird nicht lange dauern, bevor mehr von denen ankommen und ich kann keine drei Meter vor mir sehen.”
Lukes Team hatte sich schon weiter in das Haus bewegt. Heath ging direkt hinter ihnen hinein.
„Wartet einfach. Wir sind drinnen.”
„Beeilt euch”, sagte Murphys Stimme. „Ich weiß nicht, ob wir noch hier sein werden.”
„Murphy! Halte Stellung am Tor! Wir kommen gleich raus."
„Jawohl”, erwiderte Murphy.
Luke ging auf einen dunklen Gang zu.
Ein anderer Mann erschien - ein großer Mann in einem weißen Gewand. Er schaffte es, an seinen Abzug zu gelangen, doch er feuerte wild durch die Gegend. Luke kniete nieder, zielte auf den Mann.
POPP! Ein dunkelroter Kreis erschien auf seiner Brust.
Er schien überrascht, doch rutschte dann glatt zu Boden.
Jetzt bewegte sich Luke durch die dunklen Gänge, horchte nach Geräuschen vor sich. Er musste nicht lange lauschen.
BUMM!
Eine Blendgranate explodierte, dann eine weitere.
BUMM!
Vor ihm gab es Geschrei und Gewehrfeuer. Luke bewegte sich langsam darauf zu, schlich sich an der Wand entlang. Jetzt gab es Geräusche hinter ihm, draußen im Freien - Maschinengewehrfeuer und Explosionen.
Luke prüfte seine Stoppuhr. Sie waren seit weniger als vier Minuten auf dem Grund und die ganze Mission war jetzt schon ein riesiges Disaster.
„Stone!”
Murphys Stimme erneut. „Probleme. Barbaren am Tor. Ich wiederhole: Eingangstore unter Beschuss. Feinde versammeln sich. Männer getroffen. Hastings getroffen. Bailey getroffen. Wir ziehen uns zum Haus zurück.”
„Äh, negativ, B-Team. Haltet die Tore!”
„Da gibt’s nichts zu halten”, sagte Murphy. „Die reißen sie in Stücke! Die haben eine Antipanzer-Waffe aufgefahren.”
„Haltet sie trotzdem. Sie sind unser einziger Ausweg.”
„Verdammt, Stone!”
„Murphy! Halt das Tor!”
Luke rannte weiter in das Haus.
Direkt vor ihm hörte er Geschrei. Er rannte durch eine Tür, ging über die Schwelle…
Und erblickte eine Szene von totalem Chaos.
In dem großen Hinterzimmer waren mindestens fünfzehn Leute. Der Boden war mit dicken, übereinanderliegenden Teppichen bedeckt. Die Wände waren mit Teppichen behangen - Kunstvolle, farbenreiche Teppiche, auf denen riesige Landschaften abgebildet waren - Wüsten, Berge, Dschungel, Wasserfälle.
Simmons war tot. Er lag auf dem Rücken, sein Körper ausgestreckt, seine offenen Augen starrten ins Nichts. Sein Helm war abgezogen und ein Teil seines Kopfes über den Augen fehlte. Zwei Frauen waren ebenfalls tot. Ein kleines Kind, ein Junge, war tot. Drei Mann in Gewändern und Turbanen waren tot. Es war ein Massaker. Waffen und Blut waren über den Boden verteilt.
Ganz hinten, in der Nähe einer geschlossenen Tür, stand eine Gruppe Menschen. Eine Gruppe von Männern in Gewändern und Turbanen hielt Kinder vor sich und Gewehre zielten von ihnen aus nach vorn. Hinter den Männern lauerte ein weiterer Mann - er war so gut versteckt, dass Luke ihn kaum sehen konnte.
Er musste das Zielobjekt sein.
Um das Zimmer herum war Lukes Team in der Hocke oder kniend verteilt. Sie waren still wie Denkmäler, zielten mit ihren Waffen auf die Gruppe, suchten nach einer Schussgelegenheit. Oberstleutnant Heath stand in der Mitte des Raumes, sein MP5 Maschinengewehr zielte auf die Gruppe.
„OK”, sagte Luke. „Alles OK. Keiner hier macht -”
„Lasst die Waffen fallen!” rief Heath auf englisch. Seine Augen waren wild. Er konzentrierte sich nur auf eines - diesen Wal zu fangen.
„Heath!” sagte Luke. „Entspann dich. Da sind Kinder. Wir können -”
„Ich sehe die Kinder, Stone.”
„Dann lass uns doch einfach -”
Heath feuerte eine volle Salve.
Luke ließ sich sofort zu Boden fallen, als Gewehrfeuer aus allen Richtungen ausbrach. Er bedeckte seinen Kopf, rollte sich zusammen und drehte der Aktion den Rücken zu.
Das Gefecht hielt mehrere Sekunden an. Selbst nachdem es aufgehört hatte, folgten einige weitere Schüsse, einer alle paar Sekunden, wie die letzten Maiskörner beim Popcorn. Als es endlich vorbei war, blickte Luke auf. Die Menschenmenge bei der geschlossenen Tür lag in einem sich windenden Haufen.
Heath war getroffen. Luke war das egal. Heath war der Auslöser dieses Albtraums.
Ein weiterer von Lukes Männern war getroffen, drüben an der Ecke. Gott, was für ein Schlamassel. Drei getroffene Männer. Eine unbekannte Zahl an Zivilen tot.
Luke stand auf. Zwei weitere Männer standen gleichzeitig auf. Einer war Martinez. Der andere war Colley. Martinez und Colley gingen auf die Haufen Menschen im hinteren Teil des Raumes zu, bewegten sich langsam, die Waffen weiterhin in den Händen.
Luke blickte sich im Zimmer um. Überall lagen Leichen. Simmons war tot. Heath… ein großes Loch war durch seinen Kopf gestoßen worden, an dem Ort, wo zuvor sein Gesicht war. Der Mann hatte kein Gesicht. Luke spürte überhaupt nichts. Dies war Heaths Mission. Sie war so schlimm wie nur möglich verlaufen. Jetzt war Heath tot.
Und mehr als ein Mann war getroffen.
Es schien wie ein kompliziertes Matheproblem, doch eigentlich war es eine einfache Subtraktion, die jeder machen konnte. Lukes Gehirn funktionierte nicht richtig. Er bemerkte das. Sechs Männer waren hier hereingekommen. Heath und Simmons waren tot. Martinez, Colley und Stone waren weiter im Spiel. Das bedeutete, dass der letzte Mann nur…
Luke rannte auf den Mann zu. Ja, er war es. Es war Hendricks. Wayne.
WAYNE.
Er bewegte sich noch.
Luke kniete neben ihm und zog ihm seinen Helm aus.
Waynes Arme und Beine bewegten sich langsam, fast so als watete er durch Wasser.
„Wayne! Wayne! Wo bist du getroffen?”
Waynes Augen rollten. Sie fanden Luke. Er schüttelte seinen Kopf. Er begann zu weinen. Er atmete schwer, keuchte fast nach Luft.
„Oh mein Freund…” sagte Wayne.
„Wayne! Sprich mit mir!”
Fiebrig begann Luke, Waynes schusssichere Weste zu öffnen.
„Sanitäter!” schrie er. „Sanitäter!”
Einen Augenblick später war Colley da, kniete hinter ihm. „Simpson war der Sanitäter. Ich bin der Ersatz.”
Wayne war in der Brust getroffen. Irgendwie war Schrapnell unter seine Weste geraten. Lukes Hände suchten ihn ab. Er war auch im Oberschenkel getroffen. Das war wesentlich schlimmer als die Brust. Seine Hosen waren von Blut durchtränkt. Seine Oberschenkelarterie musste getroffen sein. Lukes Hand war tropfnass und rot, als er sie wieder wegzog. Überall war Blut. Es bildete einen See unter Waynes Körper. Es war ein Wunder, dass er noch am Leben war.
„Sag Katie”, sagte Wayne.
„Sei still!” erwiderte Luke. „Du wirst es ihr selbst sagen.”
Waynes Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Sag ihr…”
Es schien als blickte Wayne etwas weit entferntes an. Er schaute und versicherte sich dann noch einmal als ob er verwirrt über das war, was er da sah. Einen Augenblick später wurden seine Augen still.
Er