Heliosphere 2265 - Band 1: Das dunkle Fragment. Andreas Suchanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Серия: Heliosphere 2265
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783981564976
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      Jayden nickte.

      »Vergessen Sie das nicht.« Sjöberg biss sich auf die Unterlippe. »Ihre Ernennung war nicht das Problem. Was kann schon gegen einen Captain eingewendet werden, der von der Präsidentin persönlich den Tapferkeitsorden der Solaren Union umgehängt bekommen hat?!«

      Ich habe nicht darum gebeten, dachte Jayden. Es fiel ihm schwer, den Ausführungen des Admirals zu folgen, ohne diesem deutlich zu sagen, was er von alledem hielt.

      »Abgesehen von Ihrem Schiffspsychologen, Commander Tauser, wurden all Ihre spezifischen Personalanforderungen abgelehnt.«

      Jayden gelang es nur mit Mühe, Fassung zu bewahren. Noch während der Rekonvaleszenz auf Kassiopeia hatte er eine Liste der Führungsoffiziere zusammengestellt, die er für sein neues Kommando haben wollte. Ab und an kam es vor, dass einer solchen Anforderung nicht nachgegeben werden konnte, weil die entsprechenden Offiziere auf ihrem Posten benötigt wurden. Doch er hatte sich informiert. Bei seinen Anforderungen war das nicht der Fall gewesen. »Alle!?«

      »Ich fürchte, so ist es. Es ist mir gelungen, Ihnen eine solide Crew zusammenzustellen, was mich eine Menge Gefallen gekostet hat. Bedenken Sie, dass alle politischen Fraktionen zufriedengestellt werden mussten. Mehr war einfach nicht drin.«

      In diesen Momenten verfluchte Jayden lautlos die verkrusteten Strukturen der Admiralität. Nichts ging mehr ohne Gefallen, persönliche Beziehungen und Verbindungen in die Kreise der großen Firmendynastien.

      »Ich verstehe, Sir. Darf ich fragen, wer mein Erster Offizier ist?«

      »Commander Noriko Ishida.«

      Jayden gelang es gerade noch, nicht impulsiv die Faust auf den Tisch zu schlagen. »Die Ishida?«

      »Lassen Sie sich nicht von Vorurteilen leiten, Captain. Commander Ishida wurde von mir persönlich als I.O. der HYPERION ausgewählt. Mir ist bewusst, dass innerhalb der Flotte allerlei Gerüchte über die Ereignisse kursieren, die zum Verlust der INCEPTION geführt haben. Vertrauen Sie meinem Urteil: Nichts davon trifft zu. Geben Sie ihr eine Chance.« Der Tonfall Sjöbergs machte klar, dass er keine Bitte aussprach.

      Jayden nickte, wenn auch gezwungen. Eigentlich sollte er über solchen Vorurteilen stehen. Als Dynastiespross hatte er einen harten Weg in der Flotte zurückgelegt. Immer wieder hatten seine Kameraden es ihn spüren lassen, was sie in ihm sahen. Einen zweitklassigen Offizier, der es nicht verdient hatte, die Uniform zu tragen. Der nur aufgrund persönlicher Gefallen und Vetternwirtschaft aufgenommen worden war. Immer wenn die Presse über Einsparungen oder Massenentlassungen bei einem der großen Familienkonzerne berichtete, hatten sie es ihn spüren lassen. Denn er war einer von denen. »In Ordnung.«

      »Begeben Sie sich zu Orbitalpod 27. Ein Schnellshuttle fliegt Sie zur Orbitalwerft 1 im Marsorbit.«

      Cross schüttelte dem Admiral die Hand, dann machte er sich auf den Weg. Sein erstes eigenes Kommando wartete auf ihn. Die Admiralität vertraute ihm ein neues Schiff an, eine neue Besatzung, vertraute ihm das Leben dieser Männer und Frauen an. Er sollte sie befehligen und beschützen.

      Im Geist sah er zum x-ten Mal das Konterfei von Captain Hekun vor dem brennenden Wrack der DEFENDER.

      *

      Als das Schott hinter Captain Cross zufuhr, trat Admiral Santana Pendergast aus dem angrenzenden Holo-Konferenzraum, in dem sie das Gespräch verfolgt hatte. Björn machte sich auf eine Tirade gefasst.

      Wie immer trug seine Co-Admiralin ihr braunes schulterlanges Haar zu einem Pferdeschwanz im Nacken gebunden. Die Uniform glänzte makellos, ihr Blick war eiskalt und klar. Santana Pendergast war das Paradebeispiel einer »Hart-aber-fair«-Admiralin, die Björns Meinung nach oftmals über das Ziel hinausschoss.

      »Er ist der Falsche für diesen Posten«, sagte sie.

      »Und das erkennen Sie nach einer einzigen Unterhaltung?«

      »In der Tat.« Sie nickte. »Als Sie Cross als Captain durchsetzten, haben Sie Ihren Feinden Munition geliefert – Michalew und seine Hardliner konnten doch nicht anders, als alle übrigen Anträge abzulehnen.«

      Björn gestattete sich ein wohldosiertes Grinsen. »Worauf ich mit der Mehrheit der gemäßigten Admiräle meine jeweilige Zweitwahl durchsetzen konnte.«

      Pendergast sank in den Sessel vor seinem Schreibtisch. Da ihre Körperwerte im integrierten Speicher hinterlegt waren, passten sich Sitzfläche und Rückenlehne umgehend an.

      »Sie wollen mir doch nicht sagen, dass es Ihr Plan war, Cross mit dieser Crew auszustatten.« Pendergast runzelte die Stirn. »Es mögen ja allesamt Spezialisten sein, Asse auf ihrem Gebiet – andernfalls hätten Sie sie niemals auf die HYPERION bekommen -, aber gleichzeitig hat nahezu jeder Mist gebaut oder eine Menge Feinde an der Backe kleben.«

      »Ach, Santana, hören Sie doch auf. In jeder Crew sitzen Offiziere, die einer von uns aus politischen oder persönlichen Gründen nicht leiden kann.«

      »Natürlich, aber das sind irgendwelche Schiffe. Die HYPERION ist der erste Interlink-Kreuzer der Menschheit. Wenn das erste Logbuch von Captain Cross eingeht, können Sie davon direkt ein Dutzend Kopien anfertigen, denn ich sage Ihnen, jeder Admiral wird mit einem Vergrößerungsfeld nach einer Verfehlung suchen, um ihn an die Wand zu nageln.«

      »Inklusive Ihnen?«

      Sie nickte. »Inklusive mir. Cross mag Heldentum bewiesen haben, als er das Kommando über die DEFENDER übernahm und Tikara II vor diesem Piratenpack gerettet hat, aber er ist und bleibt ein Anfänger. Ihn nach 199 Tagen als Commander schon zum Captain zu befördern, war ein politischer Schnellschuss. Dieses Schiff ist eine Nummer zu groß für ihn.«

      »Ich für meinen Teil halte ihn für genau den richtigen Mann auf der richtigen Position.«

      »Und nur aufgrund meines Vertrauens in Ihr Urteil konnten Sie ihn durchsetzen. Aber seien Sie versichert, ich werde Cross im Auge behalten.« Mit diesen Worten stand Pendergast auf. »Und sollte er einen Fehler machen, nutzt ihm auch sein Orden nichts mehr. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«

      »Absolut, Santana, absolut.«

      »Dann ist es ja gut.« Mit einem Nicken wandte sie sich um und verließ seinen Raum.

      Björn aktivierte das Hologramm der HYPERION. Der Interlink-Kreuzer erschien als verkleinertes Abbild in einem Regen aus Pixeln nur wenige Zentimeter über seinem Schreibtisch. Es blieb zu hoffen, dass er Cross nicht überschätzte.

      *

      Jayden starrte mit offenem Mund auf den gewaltigen Körper der HYPERION. Sein Shuttle näherte sich der Orbitalwerft von oben, was ihm einen sensationellen Blick gestattete.

      Das Schiff wirkte wie ein überdimensionales Schwert. Anstelle der Parierstange bildete jedoch ein abgeflachter Ring die Grenze zum Antriebssegment. Ein greifarmförmiges Gebilde ragte aus dem Ring hervor. Von ihm ausgehend hielten gerichtete Gravstrahlen den Phasenring in Position, über den der überlichtschnelle Funk und die gerichteten Laserübertragungen liefen.

      Mit insgesamt 300 Metern Länge war der Interlink-Kreuzer genauso lang wie ein Schlachtkreuzer, wenn auch deutlich schlanker. Insgesamt zwölf Decks durchzogen das Schiff, unterteilt in jeweils vier Sektionen. Die 420 Mann starke Besatzung unterteilte sich in Offiziere, Crewmen, ärztlichen Stab, Marines, die interne Sicherheit und Techniker.

      Das Shuttle flog eine Kurve, um in den Hangar einzufliegen. Schon einige Minuten später – Jayden hätte die Aussicht gerne länger genossen – setzte der Pilot die Maschine sanft auf und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er aussteigen konnte.

      Eigentlich war es auch heute noch Tradition, den Captain mit einer Ehrengarde zu begrüßen, doch bei diesem Schiff schien einfach alles anders zu sein. Nur eine einzige Offizierin erwartete ihn, während ringsum Techniker