Ohne Hast steuerte ich meinen Wagen durch die engen New Yorker Häuserschluchten, bis ich die angegebenen Koordinaten erreichte. Gemeldet wurden sie von einer Hexe, die gerade ihre Ausbildung begonnen hatte und noch nicht für solche Operationen bereit war. Als ich den Mercedes zum Stehen brachte, nickte ich der jungen Hexe zu, die unterwürfig ihren Kopf senkte. Sie ließ den Motor ihres Wagens aufheulen und war innerhalb von Sekunden verschwunden. Ich ließ meinen Blick über die schlecht beleuchtete Straße schweifen.
Dort standen die beiden. Ein Mann und eine Frau. Die bleiche Haut der Frau, diese toten, riesigen Augen, alles deutete darauf hin, dass sie eine Vilja war. Die Städte waren voll mit solchen Geschöpfen. Ihr langer Rock spannte bei jedem Schritt und das schwarze, bauchfreie Top passte hervorragend zu der attraktiven Frau. Ihre schwarze Mähne war zu zwei Zöpfen geflochten, die sie über ihre Schultern warf. Sie umgarnte den Mann, streichelte seine Wangen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. Eine zufällige Berührung an seinem Schritt, ein Augenaufschlag, ein viel zu lautes Lachen – die typischen Merkmale einer Verführung.
Ich musste in mich hineinschmunzeln, beobachtete die Szenerie und parkte meinen Wagen etwas abseits. Zu Fuß verfolgte ich die beiden. Er trug einen Anzug, war ein sehr attraktiver, blonder Mann, der wahrscheinlich eine Freundin hatte, oder vielleicht sogar schon verheiratet war und sich ein wenig Abwechslung vom Eheleben versprach. Leider war er nicht an eine der unzähligen New Yorker Prostituierten geraten, sondern ausgerechnet an sie – einen Nachtgeist, der sich von den Seelen der Menschen ernährte. Nach dieser Nacht würde er nie wieder fremdgehen, dessen war ich mir sicher.
Händchenhaltend schlenderten die beiden durch die Nacht. Der Mond zauberte sein trübes Licht auf die Straße, als sie innehielten und in ein exklusives Wohnhaus schritten. Der rote Backstein war gerade erneuert worden und ein eleganter Portier, daneben zwei Securitymänner, öffnete den beiden die Tür.
Ich runzelte die Stirn, wartete, bis die beiden eingetreten waren und pfiff schließlich anerkennend. Nur weil man nicht mehr lebte, hieß das nicht, dass man keinen Stil besaß. Wie oft musste die Vilja schon mit fremden Männern diese Wohnung betreten haben? Bestimmt waren ihre Seelen nicht das Einzige, was sie von den gut betuchten Freiern nahm. Ob der Portier sich nie gewundert hatte, warum sie niemals die Wohnung verließen?
In Gedanken machte ich mir eine Notiz, ihn ebenfalls mal überprüfen zu lassen, als ich an dem dicklichen Mann mit den roten Wangen vorbeischritt und ihn höflich anlächelte. Leider machte er keine Anstalten, mir die Tür zu öffnen.
»Sie wünschen?« Seine Stimme war freundlich, aber bestimmt. Natürlich – er kannte die Bewohner.
Ich versuchte, Unschuld in meinen Blick zu legen. »Meine Freundin hat mich angerufen, einer unserer Klienten wünscht eine Doppelbehandlung.«
Einen Herzschlag lang konnte ich sehen, wie sein Kopf arbeitete, dann erhellte sich seine Miene und er verstand. Sofort hielt er mir die Tür auf und deutete eine Verbeugung an. »Dritter Stock. Ich wünsche bestes Gelingen.«
Das Wohnhaus strotzte nur so vor Exklusivität. Alte Gemälde, traumhafte Sitzgelegenheiten und verspielte Wandteppiche präsentierten sich meinem Auge. Ich fuhr direkt in den dritten Stock, entschied mich für die linke der beiden Türen und legte mein Ohr an das Holz. Erneut drang das schrille Lachen der Schönheit an mich heran. Es war definitiv die richtige Tür. Dann entfernte das Lachen sich. Sie mussten nun im Schlafzimmer sein. Mit einem Entriegelungszauber, den man bereits im ersten Jahr lernt, öffnete ich die Tür und trat auf den weißen Teppich. Stöhnende Geräusche wurden durch die weitläufige Wohnung getragen. Ich hielt den Atem an, während ich mich den beiden näherte. Ein kurzer Blick in das Schlafzimmer genügte, um die Situation richtig einzuordnen. Die Gliedmaßen des Mannes waren mit mehreren Seilen gefesselt und an alle vier Bettpfosten geknotet. Er war gut gebaut, hatte einige wenige Narben auf der Brust und sein kurzes, blondes Haar wurde mit Gel in Form gehalten. Obwohl seine Hand- und Fußgelenke schmerzen mussten, brannte in seinen Augen ein unendliches Verlagen, als die Schönheit ihr Top abstreifte. Sie wiegte sich in einer Melodie, die nur sie hören konnte, ihr Busen wippte mit jeder Bewegung. Als sie sich über ihn lehnte, hatte sein Penis bereits die volle Größe erreicht. Rötlich schimmerte die Eichel im fahlen Licht der abgedunkelten Lampen, während ihre Knospen über seine Brust streichelten. Sie deutete einen Kuss an, zog den Kopf jedoch immer wieder zurück. Dann leckte sie über seine Lippen, zog ihn an den Haaren zurück und drückte ihr Becken auf seine Taille. Ich konnte den schwarzen Slip unter ihrem Rock blitzen sehen. Einer Katze gleich richtete sie sich auf. Die Gier des Mannes wuchs mit jeder Sekunde, als sie den Reißverschluss ihres Rockes öffnete und ihn langsam runtergleiten ließ. Sie thronte nun über dem Mann, nur bekleidet mit Slip und den schwarzen Stiefeln. Mit wissendem Lächeln schmiegte sie sich an seinen Körper, streichelte seine Haare und drückte einen Kuss auf seine Wangen, während ihre Stiefel über seinen Penis rieben. Ein lustvolles Seufzen entrang sich seiner Kehle. Auch ich bemerkte, wie mir ihr Spiel gefiel und machte mir eine weitere Gedankennotiz – diesmal allerdings privater Natur.
Dann fasste die Schönheit sein Gesicht mit beiden Händen, küsste ihn tief und holte anschließend eine Mundfessel aus dem Nachttisch. Sie drückte den Ball zwischen seine Lippen, und zog das Lederband hinter seinem Kopf fest.
»Entspann dich«, flüsterte sie verführerisch, während ihre Hand herabglitt. Die Finger streichelten über die empfindliche Eichel, es waren leichte Bewegungen um den Schaft, um ihn weiter zu reizen. Erbarmungslos streichelte sie das dünne Bändchen, flüsterte ihm dabei Worte ins Ohr, die zu leise gehaucht waren, als dass ich sie hätte verstehen können. Immer wenn der Mann sein Becken durchdrückte, stoppte sie und wartete, bis er sich beruhigt hatte. Dann begann die Tortur von Neuem. Ihre Fingernägel kratzten über seine Brust, die Seiten seines Körpers, die Innenschenkel, bis sie wieder seinen Penis erreicht hatten.
Sie war talentiert – ohne Frage. Warum mit den Männern um ihre Seele kämpfen, wenn diese sie freiwillig hergaben ... Geschickte kleine Vilja. Aber es dauerte auch einige Zeit, bis sie die Seele, seinen Willen, ja die gesamte Lebenskraft aus ihm herausgezogen hatte. Und wann konnte man das besser, als wenn das Opfer wehrlos vor einem lag.
Gerade, als ich diesen Gedanken beendet hatte, setzte sie sich auf ihn, legte die Hände flach auf seine Brust und begann in einer zischenden Sprache mit dem Ritual. Ihre Augen waren geschlossen, die beiden Zöpfe wiegten in leichten Bewegungen vor ihrem üppigen Busen. Es dauerte interessanterweise nur ein paar Wimpernschläge, bis der Mann erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte. Sein Körper wand sich, jeder Muskel spannte, als er versuchte, sie von sich zu stoßen. Doch es war zwecklos. Die Fesseln waren so eng, dass er keinen Zentimeter gewann und durch ein paar wippende Bewegungen war die Vilja nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Die gezischte Sprache wurde lauter, sie war nun tief in Trance – der Augenblick, auf den ich gewartet hatte. Doch als ich auf die Vilja zuschritt, in meiner rechten Hand formte ich bereits eine Druckwelle, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Eine leichte Erschütterung durchzog den Raum, ich ging in die Knie, beobachtete, wie eine Vase einige Zoll vom Boden abhob und auf die Vilja geschleudert wurde. Das Porzellan zerbrach an ihrer Schulter, sie hielt kurz inne, machte dann jedoch mit dem Ritual weiter, bis die Erschütterung des Raumes schließlich nachließ, genau, wie das Zappeln des Mannes. Ich erhob mich wieder und blickte zu meinem Entsetzen in die geöffneten Augen der Frau. Sie verstummte augenblicklich und schoss auf mich zu. Noch bevor ich die Druckwelle schleudern konnte, hatte sie mich erreicht. Ihr Tritt saß genau in meiner Magengrube. Ein dumpfer Schmerz presste mir die Luft aus den Lungen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging ich in die Knie. Ich spürte, wie sie meine Haare ergriff und meinen Kopf gegen die Wand schleuderte. Meine Kopfhaut schien zu brennen. Wieder ein dumpfer Schmerz. Ihre helle Stimme schrie Flüche, als sie mein Gesicht erneut gegen die Wand donnern wollte. Doch diesmal stützte ich mich ab und kämpfte den Schmerz in meinem Kopf herunter. Ich legte so viel Energie in die Druckwelle, wie ich nur konnte.
»Robur!«
Sofort wurde die Schönheit auf die andere Seite des Raumes geschleudert. Es dauerte keine Sekunde, da war sie wieder auf den Beinen und starrte mich aus hasserfüllten Augen an. Dies war keine Wald- und Wiesen-Vilja. Sie war mächtig und hatte sich bereits viele Seelen