»Das wäre zwar ein großer Zufall, aber es gibt nichts, was es nicht gibt. Ich bin dein Alibi. Notfalls würde auch Sven noch eine Geschichte erfinden. Da würde uns gemeinsam etwas einfallen. Ein Restrisiko bleibt natürlich. Du kennst doch den Spruch: ›No risk, no fun!‹ Aber kann man das überhaupt als Fremdgehen bezeichnen? Wir gehen doch zu einer öffentlichen Veranstaltung. Du siehst, alles kommt auf die Interpretation an.«
Ina entfernte einen winzigen Krümel von ihrer Bluse, schob erneut ein Stück Kuchen nach. »Wahrscheinlich hast du recht. In Ordnung, ich komme am Samstagabend mit euch. Wenn man solche Freunde hat, wird man sittlich und moralisch absolut verdorben. Ich muss allerdings zugeben: Es gibt nichts Schöneres!«
Sari sah ihre Freundin schmunzelnd an, die mit halbvollem Mund weiterredete.
»Natürlich würde ich mich gern weiterhin sexuell austoben. Du hast mich ja regelrecht infiziert. Waren das geile Tage während unseres Parisbesuches! Die Abende und Nächte mit dir und Alexandre ... das war schon der Hammer! Als mir damals der Hotelpage den Briefumschlag gab, zitterten meine Hände. Den Inhalt werde ich nie vergessen ... Für die nächsten Stunden gehörst du mir. Ich führe dich. Befolge meine Anweisungen. Vertraue mir! Ich freue mich auf dich ... Was waren das berauschende Stunden, was für ein geile Inszenierung! Alexandres ganzes Auftreten, seine Ansprache, seine ruhige Art, seine Wortwahl, alles passte. Schon nach kurzer Zeit konnte ich mich fallenlassen, war die ganze Zeit wie in Trance. Was für ein sinnlicher Taumel. Das Erlebte hat mich in vielem verändert.«
Sari spürte, wie das Thema ihre Freundin aufwühlte.
»Komm, wir schicken ihm ein Selfie, das wird ihm gefallen«, schlug Sari vor, nahm ihr Handy, stellte den Selbstauslöser ein und streckte ihren Arm aus.
Kichernd sahen beide das Foto an.
Sari tippte einen kurzen Text dazu. »Weg damit! Das wird ihn freuen.«
Ina war etwas unsicher. Sollte sie es sagen? Es war ihre beste Freundin, also keine Geheimnisse. »Ich muss dir etwas gestehen. Alexandre hat mit mir indirekt weiteren Kontakt. Über Skype sehen wir uns virtuell zwei-, dreimal im Monat. Alexandre liebt es, wenn ich mich selbst befriedige, vor ihm wichse. Inzwischen komme ich sogar. Ich befriedige mich vor der Kamera bis hin zum Orgasmus. Er bleibt natürlich ganz der Herr, ist ein stiller Beobachter, was mich umso mehr stimuliert. Ist das nicht verrückt? Er sagt nur: ›Komm jetzt. Zeig dich mir ...‹, und ich drehe fast durch. Was ist nur mit mir passiert?«
Sari verstand, was ihre Freundin ihr damit sagen wollte. Irgendwie war sie doch etwas erstaunt, hatte das so nicht von Alexandre erwartet, freute sich aber für ihre Freundin.
»Manchmal kommt es mir so vor, als könnte Jürgen meine Gedanken lesen«, fuhr Ina fort. »Tatsächlich will er in den letzten Monaten häufiger Sex mit mir. Ist das nicht verrückt? Da muss ich erst fremdgehen, um sexuell mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Verstehst du das?« Fragend schaute sie ihre Freundin an.
»Ich vermute, er spürt, dass du offener und um einiges lockerer geworden bist. Das macht sexy, sendet Signale und Impulse ans andere Geschlecht. Das ist schon so. Aber es gibt noch einen einleuchtenderen Grund: Du besorgst es ihm einfach besser. Die Aufforderungen damals von Alexandre, es besser, anders, dreckiger zu machen, überträgst du beim Sex jetzt auf deinen Mann. Auch wenn du das unbewusst machst. Dazu jetzt noch dein Kontakt über Skype. Auch hormonell puscht dich das alles. Als du Alexandre damals wörtlich bestätigen musstest, dass du in dieser Nacht seine Votze und Ficksau sein würdest, war mir bewusst, es würde danach einiges nicht mehr wie vorher für dich sein. In diesen Stunden hattest du dich damals von alten Zöpfen verabschiedet. Ob bewusst oder unbewusst. Auch wenn der Satz abgedroschen klingt, aber du bist einfach besser geworden im Bett! Das spürt dein Mann und das regt ihn sexuell an.«
»Meinst du wirklich? Aber wenn ich so nachdenke, dann hast du wahrscheinlich recht! Ich habe nach Jahren wieder mehr Lust, mehr Spaß am Sex ... auch mit meinem Mann. Zumindest bilde ich mir das ein.«
Ein erneutes Schmunzeln Sari, die Ina nochmals Kaffee nachschenkte.
»Danke, Sari. Jetzt aber noch zu einem weiteren Grund meines heutigen Besuchs, obwohl eure Einladung und dein Rhabarberkuchen allein schon einen Besuch wert ist.« Ina stand auf, holte die mitgebrachte Tragetasche, kippte den Inhalt auf dem Stuhl neben ihr aus und hielt einen Badeanzug vor ihren Körper. Dann holte sie einen weiteren heraus, hielt ihn sich vor, dann noch weitere. »Die sind aus Inges Boutique. Sie hat diese neue Marke in ihre Kollektion aufgenommen. Inge hat übrigens einige Pfunde abgenommen, steht ihr richtig gut. Ich soll dich von ihr grüßen und habe ihr versprochen, dass wir drei uns demnächst mal im ›Parkcafé‹ treffen. Sie hat anscheinend schon wieder einen neuen Lover und der soll um einiges jünger sein. Inge kann’s einfach nicht lassen. Also ein triftiger Grund, sich bald mit ihr zu treffen. Ohh ... Es geht mir immer noch nicht in den Kopf, aber so ein Unschuldsengel bin ich ja nun auch nicht mehr. So ändern sich die Zeiten. Jetzt aber zur Sache! Diese fünf Badeanzüge hat sie mir zur Auswahl mitgegeben. Zwei möchte ich behalten, aber welche?«
»Bis auf einen gefallen sie mir alle. Farblich hätte ich schon einen Favoriten, das Marineblau passt perfekt zu dir, aber du solltest sie erst anprobieren.«
Ina nahm das Reststück des Kuchens in die Hand, steckte es sich in den Mund. Kauend zog sie sich den ersten Badeanzug über. Früher wäre sie in ein anderes Zimmer gegangen. Doch seit sie mit Alexandre und Sari gemeinsam Sex gehabt hatte, hatte sich das erledigt.
»Hey! Der steht dir aber ausgezeichnet! Passt perfekt! Du bist aber auch ein leckeres Mädel. Ich kann Alexandre verstehen. Den blauen nimmst du! Deine Brüste kommen darin voll zur Geltung. Dreh dich mal!« Sari betrachtete sie von hinten. »Beim Anblick deines sexy Arsches wird so manchem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ganz ehrlich, der passt hundert Prozent zu dir! Da wird sich manches Mitglied des männlichen Geschlechts nach dir umdrehen!«
Ina fuhr sich prüfend über ihren Bauch. »Mit dem Bauch bestimmt nicht. Ich habe gerade gefühlt den halben Kuchen aufgegessen!«
Leonhard undamp; Tamika
Leonhard betrat das Kaufhaus, um etwas für sein Mädchen zu kaufen. Es war sein persönliches, extrem intimes Geheimnis. Zunächst suchte er nach halterlosen Strümpfen mit verschiedenen Blickdichten. Noch nie hatte er Frauenkleider ausgesucht. Er bat eine Verkäuferin um Hilfe, erklärte ihr, dass er etwas für seine Tochter suche. Mit erhöhtem Puls, leicht gerötetem Gesicht, schaute er sich die Modelle an. Neben ihm waren nur Frauen. Wenn die wüssten ...
Es geilte ihn auf, es berührte ihn.
Er bezahlte an der Kasse.
Die Kassiererin gab ihm den Beleg und sagte: »Falls es nicht passt oder Sie etwas umtauschen wollen.«
Er nickte, steckte den Beleg in die Tragetasche.
***
Als er zu Hause war, musste Tamika alle Teile anprobieren. Es berauschte ihn, ihr dabei zuzusehen. Als sie die schwarzen Halterlosen anzog und das hübsche Kleid darüber, hielt er den Daumen nach oben.
»Du bist ein tolles Mädchen!«, sagte er begeistert.
Er sah ein Leuchten in ihren Augen. Als sie sich mit dem eleganten Kleid und den schicken Schuhen im Spiegel angeschaut hatte, drehte sie sich mehrmals tänzerisch vor Leonhard.
»Gefällt mir!«, nickte er. Er sah es ihr an. So entspannt hatte er sie noch nicht gesehen.
Aufgedreht zog sie das andere Kleid an, ein anderes Paar Schuhe, betrachtete sich immer wieder im Spiegel.
Leonhard hatte ihr Vorgaben gemacht. Jeden Tag hatte Tamika zu duschen, zweimal die