»Bist du zu nichts zu gebrauchen?«, knurrt er, schubst mich an der Schulter weg und zerrt sich die Stiefel herunter.
Bebend sitze ich am Boden und schaue zu ihm auf. Er stellt sich hin, öffnet die Hose und zieht sie sich über die muskulösen Schenkel. Sie sind leicht behaart und wie der Rest seines Körpers voller Narben. Mit meinem vierköpfigen OP-Team und einem Medibot habe ich diesen Kerl stundenlang zusammengeflickt, diese Tötungsmaschine wiedergeboren.
Er trägt nur noch einen eng anliegenden schwarzen Slip, der deutlich zeigt, wie gut er darunter bestückt ist, auch wenn er nicht erregt ist.
Demonstrativ hält er mir die Hand hin. »Steh auf.«
Erst zögere ich, bis etwas in seinen Augen aufblitzt. Ich kann es nicht beschreiben, aber es macht mir keine Angst, es fühlt sich warm an. Vertraut. Es ist derselbe Blick wie damals im Krankenhaus.
Ich strecke ihm den Arm hin und unsere Hände greifen ineinander. Seine Finger sind rau, lang und schlank und doch voller Kraft. Mit einem Ruck zieht er mich auf die Beine, sodass ich taumle und gegen seine Brust falle. Reflexartig stütze ich mich an seinem Bauch ab, rieche seinen Männerschweiß, spüre für den Bruchteil einer Sekunde die harten Muskeln und ziehe rasch den Arm zurück.
»Tut mir leid«, wispere ich, ohne ihn anzusehen. Da ich ihm ohnehin nur bis zur Brust reiche, muss ich nicht einmal den Kopf senken.
Als er mir plötzlich das Brustband abreißt, schreie ich überrascht auf. Fast nässe ich mich ein, kann es gerade noch aufhalten.
Ich schaue Jax an, aber er starrt nur auf meine Brüste. Weil ich so dringend auf die Toilette muss, habe ich eine Gänsehaut und meine Nippel ziehen sich zusammen. Er fasst sie an, streicht mit den Daumen darüber und wiegt meine großen Hälften in seinen Händen.
Wie ein Blitz schießt das zarte Gefühl in meinen Unterleib und verstärkt das Pochen in meiner Blase.
»Bitte … Ich muss so dringend. Bitte!«, flehe ich unter Tränen. Wird er es tun? Nimmt er mich jetzt mit Gewalt? Erneut wage ich einen Blick in sein Gesicht und erschrecke: Seine Augen scheinen zu glühen, Löcher in meine Haut zu brennen. Ich weiß genau, was dieser Ausdruck bedeutet, und schnappe panisch nach Luft.
Mit einem weiteren Ruck entfernt er mir den Stringtanga.
»Bitte, ich halte es nicht mehr aus.« Ich lasse den Tränen freien Lauf, scheiß auf meine Würde. Den letzten Rest habe ich ohnehin gerade verloren.
Ich presse die Hand auf mein Geschlecht, nicht nur, weil ich so dringend muss, sondern weil ich höre, wie die Kameras, die in jeder Zimmerecke und über uns angebracht sind, heranzoomen. Die ganze Stadt kann mich sehen, der Sender überträgt die Show sogar auf Großbildschirme an öffentlichen Plätzen. Ich bin nackt, völlig entblößt. Zitternd schluchze ich auf und schaue auf den Boden, damit die Haare über mein Gesicht fallen und es verdecken. Ich komme mir zutiefst erniedrigt vor.
»Jetzt kannst du gehen«, sagt er heiser.
Ich laufe los, reiße die schmalere der beiden Türen auf und befinde mich in einem winzigen Raum, in dem es nur eine Toilette, ein Waschbecken und ein Wandschränkchen gibt. Sofort möchte ich die Tür hinter mir schließen, aber Jax’ Arm schießt hervor und hält sie auf. »Nichts da, ich werde dir zusehen.«
»Was?« Ich schlucke hart.
»Na los, meine Geduld ist begrenzt! Ich hatte ein paar verdammt beschissene Tage und kann so eine Zicke wie dich wirklich nicht gebrauchen.«
»Dann lass mich gehen«, flehe ich und presse meinen Rücken gegen die kühle Wand.
»Jetzt setz dich!« Er packt meine Schultern und drückt mich einfach auf die Toilettenschüssel. Dann bleibt er mit vor der Brust verschränkten Armen neben mir stehen.
Großer Gott, wenn ich mir zuvor erniedrigt vorkam, habe ich für das hier keinen Ausdruck mehr.
Wie soll ich mich denn entspannen, wenn er so dicht bei mir steht? Er wird mich hören, er kann sogar alles erkennen! Erneut presse ich die Beine zusammen und starre auf den Boden. Dass ich seine Zehen sehe, macht die Sache allerdings nicht besser. Lieber würde ich die winzigen Fliesen zählen, die den Boden zieren. Das mache ich immer, wenn ich mich nicht entspannen kann, das ist eine alte Angewohnheit.
Obwohl mein Unterleib bereits schmerzt, dauert es bestimmt drei Minuten, bis ich mich endlich erleichtern kann. Stöhnend schließe ich die Augen und atme auf, versuche seine Anwesenheit und die aller Menschen in der Stadt zu ignorieren.
Schließlich drücke ich auf das Bedienteil neben der Keramik, betätige die Spülung und die automatische Intimwäsche. Ein Wasserstrahl spritzt mich an und ein Föhn bläst mich trocken. Die warme Luft kribbelt auf meinen Schamlippen. Eigentlich mag ich das Gefühl, doch es passt nicht hierher. Jax hat es auch nicht verdient, dass ich für ihn sauber bin, aber so kann ich wenigstens Zeit schinden und das Grausame herauszögern.
»Ich hab mir keine Sklavin geholt, damit sie die halbe Nacht auf dem Klo hockt«, knurrt er und zieht mich herunter. »Komm endlich, wasch mich!« Er zerrt mich in den nächsten Raum, wo uns eine feuchtwarme Duftwolke entgegenschlägt. Mitten im luxuriösen Badezimmer steht ein runder Whirlpool, der fast bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist.
Was für ein Überfluss! Neidisch starre ich auf das heiße Nass. Ich habe zu Hause nur eine Dampfdusche, die mit extrem wenig Wasser auskommt. Sauberes Wasser ist Luxus, doch die Warrior haben Sonderrechte und dürfen sich nach einer Schicht ein Bad gönnen.
Auf dem hinteren Rand liegen Sprühverbände, ein stiftgroßer Wundlaser und andere medizinische Dinge. Dorthin gehe ich und möchte nach dem Laser greifen, denn Jax hat zwei tiefere Schnitte über der Brust. Bevor ich das Instrument erreiche, packt er mich am Handgelenk. »Was wird das?«
Laut klopft mein Puls in den Ohren. »I-ich will deine Wunden versorgen.«
»Damit du mich umbringen kannst wie meinen Bruder?«
»Ich hab …« alles versucht, um sein Leben zu retten, möchte ich sagen, doch er packt mein Handgelenk fester, sodass ich aufschreie.
Sofort lässt er los und sagt bedrohlich: »Du wirst nur noch sprechen, wenn ich dich dazu auffordere.«
Mit Tränen in den Augen nicke ich und bleibe zitternd am Beckenrand stehen. Er ist so hoch, dass mein Unterleib dahinter verschwindet und keinen Blicken ausgesetzt ist. Die Arme verschränke ich vor der Brust.
Jax wendet mir den Rücken zu, zieht sich den Slip aus und steigt ins Wasser. Ich versuche, seine knackigen Pobacken zu ignorieren, während er sich leise stöhnend hinhockt.
Diese viereckige Uhr an seinem Handgelenk hat er nicht abgelegt. Könnte aber auch ein kleiner Computer sein. Alle Soldaten tragen so ein Ding.
Jax dreht sich, sodass er mich sieht, und legt den Kopf gegen den Rand. Dann greift er nach dem Laser, aktiviert ihn auf Knopfdruck und lässt den Lichtstrahl mit routinierten Bewegungen über die beiden Wunden an der Brust gleiten. Zischend schließen sie sich. Er muss Schmerzen haben, dennoch zuckt er kein einziges Mal zusammen.
Danach schießt er sich mit einer Injektionspistole in die Halsvene. Die Spritze enthält wahrscheinlich ein Aufbaupräparat, das ihn mit Nährstoffen versorgt.
Ich stehe nur da und warte ab, während mein armes Herz rast, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Die Kameras versuche ich weiterhin auszublenden, aber das fällt mir schwer. Ich mustere Jackson, sein hartes männliches, aber ansprechendes Gesicht. Im Kinn hat er ein winziges Grübchen, seine Nase ist leicht schief. Er hat sie sich bei den Einsätzen bestimmt öfter gebrochen. Seine Brauen sind dunkel und dicht, genau wie die Wimpern. Er ist ein Riese von einem Kerl und drängt beinahe alles Wasser über den Rand, wo es in einer Rinne aufgefangen und der Kanalisation zugeführt wird. Nichts darf verloren gehen, denn es ist aufwändig, das verstrahlte und mit Chemikalien verseuchte Wasser der Outlands zu reinigen. Unter der Stadt gibt es zwar eine saubere Quelle, doch die wird nicht ewig reichen.
Als Jax »Komm rein