Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951405
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dem seine Vorfahren stammten, war er noch nie gekommen. Vielleicht lag dies daran, daß er kaum etwas über seine Vorfahren wußte. Die Sehnsucht, dieses Land kennenzulernen, war in der letzten Zeit aber immer größer geworden.

      Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Es war seine Vorzimmerdame, die ihm das Erscheinen von Miß Paddon meldete.

      »Warum lassen Sie Miß Paddon nicht herein?« rief er ärgerlich in den Hörer.

      »Selbstverständlich! Ich wollte Sie nur informieren«, kam es spitz zurück.

      »Danke!« entgegnete Stephan und unterdrückte einen Seufzer. Er war sich bewußt, daß er seiner Sekretärin unrecht getan hatte. Sie hatte den strikten Auftrag, ihm jegliche Besucher fernzuhalten. Er haßte es, ohne Voranmeldung in seinem Büro überfallen zu werden. Jetzt jedoch freute er sich. Erwartungsvoll sah er zur ledergepolsterten Tür. Als Flora eintrat, ging er ihr entgegen.

      »Du bist also nicht böse, daß ich so einfach hier hereinplatze?« Temperamentvoll, wie es ihre Art war, eilte sie auf ihn zu und küßte ihn. »Ich gebe zu, ich habe mich gelangweilt, da bist du mir eingefallen. Wie schön, daß du für mich Zeit hast. Du hast doch?« Forschend sah sie ihn an.

      »Ich habe!« Stephan lachte. »Du kommst gerade recht. Ich habe über mein Leben nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß du darin bereits eine große Rolle spielst.«

      »Das ist schön!« Sie setzte sich auf die Schreibtischkante, und er bekam ihre wohlgeformten Beine zu sehen. Sie war hübsch. Am besten gefiel ihm aber ihre Stupsnase, die zu ihrem Ärger mit zwei Sommersprossen verziert war. Sie strich sich das Haar zurück, baumelte ungeniert mit den Beinen, bis sie ihren rechten Schuh verlor. »Laß nur«, meinte sie, als er sich danach bücken wollte. Sie streifte auch ihren zweiten Schuh ab, seufzte und gestand: »Jetzt fühle ich mich wohler.«

      »Willst du etwas trinken?« fragte Stephan.

      »Keine schlechte Idee! Im Broad­way glaubt man zu ersticken. Ich bin völlig geschafft.« Sie streckte sich.

      »Das gleiche dachte ich gerade vorher auch«, sagte Stephan. Er ging zur Bar, die in einem Teakholzschrank untergebracht war. In zwei Gläser gab er Eiswürfel und füllte sie dann mit einer Flüssigkeit auf. Mit den Drinks kam er zu Flora zurück, die noch immer auf der Schreibtischkante hockte. »Man sollte New York den Rücken kehren.« Er reichte ihr das Glas.

      »Mmh!« machte Flora und nippte daran. »Das schmeckt köstlich! Du verstehst es wirklich, Drinks zu mixen. Auf dein Wohl!« Sie nahm einen kräftigen Schluck.

      »Auf das deine!« Er trank ebenfalls, dann betrachtete er sie sinnend. »Ich meine es ernst, Darling! Was hältst du davon wegzufahren?« Er sah, daß sie das Gesicht verzog und setzte rasch hinzu: »Egal wohin, du kannst das Ziel bestimmen.«

      »Verlockend!« Sie lächelte, trank erneut.

      »Und?« drängte er. »Wohin fahren wir?«

      »Du willst wirklich verreisen?« Flora stellte das Glas auf den Schreibtisch, schlug die Beine über­einander. »Nun, warum sollst du nicht Urlaub machen? Wann gedenkst du zu fahren?«

      »Wenn du willst, schon morgen!«

      »Ich? Was habe ich damit zu tun?« Flora rutschte vom Schreibtisch. »Fliege ruhig für vierzehn Tage nach Hawaii oder wohin du immer willst. Einige Tage Nichts­tun werden dir sicher guttun.«

      »Flora, du hast mich nicht richtig verstanden. Es dreht sich nicht um einige Urlaubstage. Ich möchte weg von New York.« Er ließ seinen Blick durch das Büro gleiten. »Ich weiß nicht, was ich hier noch soll. Im Grunde werde ich nicht gebraucht. Mein Vermögen vermehrt sich auch ohne mein Zutun von Woche zu Woche. Ich will etwas anderes sehen, etwas anderes tun.«

      »Ich verstehe«, sagte Flora, obwohl sie nicht verstand. Sie schlüpfte in ihre Schuhe. »Darling, was machen wir nun? Wir könnten zusammen essen gehen. Ich habe heute Zeit.«

      »Flora, hör mir zu, ich möchte, daß du mich begleitest. Laß uns nach Europa fahren.«

      »Europa? Das ist doch sehr weit.«

      Stephan nickte. »Ich möchte nach Deutschland. Das ist ein ganz kleines Land«, begann er eifrig zu erzählen. »Dieses Land möchte ich bereisen, dort möchte ich mich umsehen. Meine Vorfahren haben einst dort gelebt.«

      Flora zog eine Schnute.

      »Deutschlandl! Wenn Urlaub, dann auf einer Insel. Ich träume von Palmen und weißen Sandstränden. Was willst du denn in diesem Deutschland tun?«

      »Ich möchte es kennenlernen. Ich sagte ja schon, daß meine Vorfahren dort lebten.«

      »Wenn du mich nach meinen Vorfahren fragst – ich habe mir darüber noch nie den Kopf zerbrochen. Ich weiß nur, daß mein Vater in Brooklyn aufgewachsen ist, und da ist er auch nie herausgekommen.« Sie runzelte die Stirn. »Was willst du denn plötzlich von deinen Vorfahren?«

      Stephan zuckte die Achseln. Darauf konnte er nicht antworten. So meinte er nur: »Dies alles habe ich doch ihnen zu verdanken.«

      »Du hättest es auch allein geschafft. Schließlich und endlich verfügst du über den nötigen Grips.« Sie lachte, doch Stephan ging nicht darauf ein.

      »Was hältst du vom Wegfahren? Du hast dich dazu noch nicht geäußert.«

      »Zehn Tage mit dir auf einer Insel, das könnte traumhaft sein.« Sie schlang ihm die Arme um den Nacken. »Sag, willst du wirklich Urlaub machen?«

      »Ich möchte weg von New York!« Stephans Gesicht war jetzt sehr ernst. »Ich frage dich, ob du mitkommst.«

      »Weg von NewYork für länger? Das ist nicht möglich!« Floras Augen verengten sich. Langsam begriff sie, daß ihr Freund es ernst meinte.

      »Aber warum? Was hindert dich daran, New York den Rücken zu kehren? Ich bin dazu bereit, am liebsten würde ich noch heute aufbrechen.«

      »Nein!« Flora trat einen Schritt zurück.

      »Nein?« Stephan wollte es nicht glauben. Er streckte die Hände nach ihr aus. »Du willst mich nicht begleiten?«

      Flora rührte sich nicht. Sekundenlang sahen sie sich an, dann schob sie ihre Unterlippe nach vorn. Sie wirkte jetzt wie ein bockiges Kind. »Nicht auf unbegrenzte Zeit und nicht nach Deutschland!«

      Stephan schluckte seine Enttäuschung hinunter. Ruhig fragte er: »Was hast du gegen Deutschland?«

      »Nichts!« Sie kreuzte angriffslustig die Arme vor der Brust. »Es ist nur zu weit weg! Wie gesagt, gegen einige Tage Ferien hätte ich nichts.«

      »Ich denke nicht an Ferien.« Stephan begann wieder auf und ab zu gehen. Was hatte er eigentlich erwartet? Er wandte den Kopf nach seiner Freundin. Es wäre schön, wenn sie mit ihm zusammen durch Deutschland reisen würde. »Was hält dich in New York?« fragte er.

      »Meine Karriere! Du weißt, daß ich daran schon lange bastle. Ich will endlich einen richtig guten Film drehen.«

      Stephan starrte sie an. Natürlich hatte sie immer wieder davon gesprochen. Auch hatte sie bereits schon kleine Rollen gespielt, hatte als Fotomodell oder Mannequin gearbeitet.

      »Ich weiß, daß ich Talent habe.« Flora stellte sich in Positur. »Ich werde es allen beweisen! Bald werde ich mit den Großen der Filmbranche in einem Atemzug genannt werden.«

      Sie sah entzückend aus in ihrem Eifer, und Stephan mußte lächeln. »Kannst du mit deiner Karriere nicht noch warten? Wir machen zuerst unsere Europareise.«

      Ihre dunklen Augen blitzten, ihr Schmollmund erschien. Sie entzog sich seiner Umarmung. »Du nimmst mich nicht ernst! Aber auch dir werde ich noch beweisen, was in mir steckt. Meine ersten Kontakte zu Hollywood sind geknüpft. Wenn du Näheres wissen willst, dann komm mit, ich erzähle dir davon beim Essen.« Sie stürmte zur Tür, und Stephan hatte keine andere Wahl, er mußte ihr folgen.

      *

      Ungeduldig trat Stephan Dorr von einem Fuß