Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740928605
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aus man hinaus auf den Michigan See blicken konnte.

      »Was müssen Sie für ein schlechtes Gewissen haben, Rander.« Leutnant Madden grinste. »So viel Höflichkeit kenne ich ja gar nicht. Also, heraus mit der Wahrheit, was war los? Und wo steckt Ihr Butler? Ich hoffe nicht, daß er schon wieder auf dem Kriegspfad ist.«

      »Sie können ihn sofort sprechen, Madden. Und er soll Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Aber vorher eine Frage am Rande. Was sagen Ihnen die Namen Lee Harris und Norman Culler?«

      »Wie war das? Können Sie die Namen noch einmal wiederholen?«

      »Lee Harris und Norman Culler …!«

      Leutnant Maddens Stirn wurde von einigen tiefen Steilfalten zerschnitten. Er fuhr mit dem Finger über den Nasenrücken und nahm dann plötzlich ruckartig den Kopf zur Seite.

      »Norman Culler«, wiederholte er den Namen. »Klar, ich kenne ihn. Er ist die rechte Hand von Glenn Hayes. Und dieser Name wird Ihnen doch etwas sagen, oder?«

      »Glenn Hayes …? Natürlich, Madden. Ist Hayes nicht der Chef einer Gang, die sich mit Rauschgift befassen soll?«

      »Soll ist gut.« Leutnant Madden verzog sein Gesicht. »Er befaßt sich damit, verlassen Sie sich darauf. Schade nur, daß wir ihn bisher nicht fassen konnten …!«

      *

      »Die Herren Shultz und Shelby«, meldete Josuah Parker eine knappe halbe Stunde später. Dann schaute er leicht mißbilligend auf einen untersetzten, dicken, schnaufenden Mann, der sich in den Salon schob. Dan Shultz, ein Privatdetektiv, der oft und gern für Anwalt Rander arbeitete, war außer Atem. Auf seiner Stirn standen dicke Schweißperlen. Völlig ausgepumpt und scheinbar entkräftet ließ er sich in einen der tiefen Sessel plumpsen und wischte sich mit einem großen Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

      »Jetzt könnte ich einen Drink vertragen«, sagte er dann und nickte Mike Rander zu. »Ich wette, es gibt so was in Ihrem Haus, Mr. Rander.«

      »Sie haben die Wette gewonnen«, gab Rander lächelnd zurück.

      »Dürfen es auch ein paar Sandwiches sein?« fragte Parker spitz. Er kannte die Freßsucht dieses Besuchers, der keine Gelegenheit ausließ, sich den Magen zu füllen.

      »Sie haben meinen Nerv getroffen, Parker«, meinte Dan Shultz dankbar. Es brauchen nur ein paar kleine Happen zu sein. Sie wissen ja, daß ich genügsam bin.«

      »Einbildung ist alles«, murmelte Ray Shelby, der Assistent von Dan Shultz. Ray Shelby war etwas über mittelgroß, schlank, fast hager und nicht nur äußerlich das genaue Gegenteil seines Chefs. Shelby nutzte jede Gelegenheit, sich über seinen Chef zu mokieren. Obwohl sie sich gegenseitig bei jeder passenden Gelegenheit anfuhren, verstanden sie sich ausgezeichnet. Dabei spielte es im Grunde überhaupt keine Rolle, daß Shelby pro Tag wenigstens einmal gekündigt wurde. Es handelte sich um Drohungen, die Shelby überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nahm. Er wußte sehr gut, daß Shultz ohne ihn nicht auskam.

      »Halten Sie bloß Ihren frechen Rand«, fauchte Shultz nach Shelbys Bemerkung. »Ich weiß, Sie glauben nicht, daß ich Sie eines Tages feuern werde, aber irgendwann werden Sie mal Ihr blaues Wunder erleben.«

      »Einige kleine Sandwiches«, meldete Josuah Parker von der Tür her. Er schleppte sich mit einem ovalen, großen Silbertablett ab, auf dem sich wahre Gebirge von belegten Broten befanden.

      »Sehr schön, sehr schön«, lobte Shultz und nahm dieses nahrhafte Gebirge in näheren Augenschein. »Nicht zu viel und nicht zu wenig, gerade richtig für meinen hohlen Zahn.«

      »Vergessen Sie Lore komischen Pillen nicht, Chef …!« Shelby grinste niederträchtig zu seinen Worten. Er kannte die Pillensucht seines Chefs.

      »Ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann«, gab Shultz überraschend friedlich zurück. Er griff in seine Westentasche und holte einige Tablettenröhrchen hervor. Er öffnete sie nacheinander, schüttelte die diversen Pillen in seine hohle Handfläche und kippte die Tablettenansammlung dann ruckartig hinunter.

      »Wogegen nehmen Sie das alles?« fragte Mike Rander beeindruckt.

      »Leber, Galle, Verdauung, nervöser Magen, Gastritis«, zählte Dan Shultz nacheinander und routiniert auf. »Sie ahnen ja nicht, Mr. Rander, wie gefährlich man lebt.«

      »Womit wir möglicherweise bei der Sache sind«, gab Rander zurück. »Ich habe einen speziellen Auftrag für Sie.«

      »Shelby, passen Sie auf, damit ich alles mitbekomme«, sagte Shultz, sich an seinen Assistenten wendend.

      Dann lehnte er sich bequem im Sessel zurück und bekämpfte ein besonders groß geratenes Sandwich. Dazu schloß er genußreich die Augen.

      »Wir suchen Name und Adresse eines jungen Mannes, der auf die ›Weiße Göttin‹ schießen wollte«, sagte Mike Rander.

      »Moment mal, was haben Sie mit Rita Malcona zu tun?« fragte Dan Shultz, ohne die Augen zu öffnen. Seine Trägheit war nur gespielt. In Wirklichkeit war er ein sehr wachsamer und, wenn es sein mußte, scharfer Privatdetektiv. Er wußte, was in der Unterwelt gespielt wurde.

      »Sie kennen Rita Malcona?« fragte Mike Rander zurück. Er war ehrlich verblüfft.

      »Die Malcona hat es faustdick hinter den Ohren«, antwortete Dan Shultz und griff nach dem nächsten Sandwich. »Sie war früher mal mit Glenn Hayes befreundet, sprang dann aber ab und hat seitdem nichts mehr mit Gangstern zu tun. Glaube ich wenigstens.«

      »Wer ist Glenn Hayes?« erkundigte sich Mike Rander. Er war gespannt, welche Antwort Shultz geben würde. Ob sie sich mit der von Leutnant Madden deckte?

      »Hayes macht in Rauschgift«, kam die prompte Antwort. »Los, Shelby, rattern Sie herunter, was ich über Hayes weiß!«

      »Glenn Hayes, zweiundfünfzig Jahre alt, unverheiratet, mehrfach vorbestraft, handelt mit Rauschgift und beliefert vor allen Dingen Jugendliche. Bisher wegen Rauschgifthandel noch nicht geschnappt. Hayes betreibt in der Hubbard Street ein Installationsgeschäft, alles vollkommen regulär, zahlt regelmäßig seine Steuern und ist gefährlich wie eine gereizte Klapperschlange.«

      »Sie haben seine Mitarbeiter vergessen«, kaute Shultz dazwischen.

      »Ach so, die auch noch …! Also gut, hier sind sie … Da ist zuerst Lee Harris, gelernter Installateur, ein Jahr wegen Rauschgiftbesitz. Lind dann Norman Culler, ehemaliger Artist, steifes, linkes Knie, sehr gefährlich, toller Messerwerfer.«

      »Von den kleinen Fischen dieses Vereins ganz zu schweigen«, fügte Dan Shultz hinzu, der gerade einen relativ leeren Mund hatte, aber schon hastig nach einem weiteren Sandwich langte. »Brauchen Sie noch weitere Informationen, Mr. Rander?«

      »Das reicht vorerst«, erwiderte der Anwalt lächelnd.

      »Sollen wir uns an den Hayes-Verein ranmachen?« fragte Dan Shultz. »Ich sage Ihnen gleich, daß das ein verdammt heißes Eisen ist. An Hayes haben sich schon ganz andere die Zähne ausgebrochen.«

      »Kümmern Sie sich vorerst um den jungen Mann, der auf Rita Malcona schießen wollte«, gab Mike Rander zurück. »Parker wird Ihnen gleich das Kennzeichen des Taxis nennen, mit dem dieser Bursche unterwegs war. Wird das reichen, an ihn heranzukommen?«

      »Wird das reichen, Shelby?« erkundigte sich Shultz bei seinem geduldigen Mitarbeiter.

      »Mir reicht das schon«, gab Ray Shelby betont zurück. »Ich bin ja schließlich Detektiv.«

      »Wenn Sie frech werden wollen, Shelby, müssen Sie mir das vorher ankündigen, damit ich mich drauf einstellen kann«, frotzelte Shultz grinsend. »Am besten schriftlich …!«

      »Darf ich mir eine höfliche und bescheidene Frage erlauben?« schaltete Josuah Parker sich in diesem Augenblick ein. Der Klang seiner Stimme schien Shultz zu alarmieren, denn er öffnete sofort seine kleinen, listigen Augen. Shultz wußte sehr wohl, wie er den Butler einzuschätzen hatte.

      »Nur heraus mit Ihrer Zeitbombe?« sagte er dann.

      »Ich