Wyatt Earp Classic 41 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963644
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nun glauben Sie, hier von dem cleveren Joe noch etwas lernen zu können, he?«

      »Weshalb nicht? Zunächst brauche ich einen Gaul, damit ich zu ihm kommen kann.«

      »Wenn es so ist, bekommen Sie natürlich ein Pferd, Mister.«

      Der Fremde folgte dem gnomenhaften Mann in den Hof.

      Im Stall herrschte Dämmerlicht. Der scharfe Geruch von Ammoniak und Leder durchzog den Raum. Hier und da hörte man eines der Pferde schnauben. Velton zog ein Tier heraus; es war ein niedriggebauter Fuchs mit einer sternförmigen Blesse.

      »Den hier kann ich Ihnen geben. Mein bestes Stück…«

      »No, Mister, die Mähre dürfen Sie behalten. Geben Sie mir den Grauen dort.« Der Fremde deutete auf die erste Box, in der ein starkknochiger Grauschimmel stand. Mit kundigem Blick hatte er erkannt, daß es ein schnelles und ausdauerndes Tier war.

      »He! Das ist doch mein eigenes!« knurrte der Mietstallbesitzer.

      »Das dachte ich mir. Aber für die kurze Zeit werden Sie es sicher entbehren können.«

      Velton wand sich hin und her. Aber schließlich, als der Fremde drei Zehndollarnoten in der Hand hatte, ließ er sich herab, das Pferd auszuleihen. Er half dem Fremden sogar noch beim Satteln.

      Steve Burton, der Mann von der Telegraph Union, stand vor dem Tor, als der Reiter auf die Mainstreet ritt.

      »Mister, ich muß Sie unbedingt sprechen.«

      »Well, schießen Sie los. Aber machen Sie es kurz. Ich habe es eilig.«

      »Ich brauche einen Mann wie Sie, Mister. Seit Wochen suche ich danach. Aber die Leute sind hier scheußlich starrsinnig. Ich kann Ihnen einen guten Job bieten, Mister.«

      »Einen Job haben Sie zu vergeben?« Die Stirn des Fremden krauste sich. »Für mich – oder für meinen Colt?«

      »Aber hören Sie mich doch an. Man hat mich beauftragt, hier einen Draht zu verlegen. Ich kenne die Verhältnisse im Westen überhaupt nicht. Die Leute stoßen sich daran, daß ich aus dem Osten komme. Ich kann nur schlecht mit ihnen verhandeln. Sie – Sie können das besser.«

      Als der Fremde abweisend den Kopf schüttelte, sagte Burton rasch: »Die Arbeit wird gut bezahlt.«

      Der andere sah sinnend die Straße hinunter. Eigentlich keine schlechte Sache, dachte er. Doch dann hob er den Kopf und sah in der Ferne die Berge. Dort wollte er Wildpferde einfangen und zähmen. Schon von fern hatte

      er die zackigen Gipfel der Lakeside Mountains sehnsüchtig betrachtet.

      »No, Mister, daraus wird nichts. Trotzdem, vielen Dank für das Angebot.«

      »Drei Meilen ostwärts bis zum Fluß, und dann scharf nach Norden!« sagte der kleine Velton, der im Tor stand.

      »Thanks!« Mit leichtem Schenkeldruck trieb der Fremde den Grauschimmel an.

      Einen Moment stand Burton wie festgenagelt da, dann aber rannte er hinter dem Reiter her.

      »Mister, überlegen Sie es sich! Ich biete hundert Dollar im Monat…«

      Der Fremde schüttelte den Kopf und ritt im Trab davon.

      Der Ingenieur blickte so lange hinter ihm her, bis der Reiter in der Dunkelheit verschwand.

      *

      Nördlich der Stadt, oben in den Bergwäldern, hockte die Moris-Bande um ein kleines Lagerfeuer; der flackernde Schein warf tanzende Lichter auf die wilden Gesichter der Desperados.

      Mißmutig starrte Jubal Moris auf seine Stiefelspitzen.

      Calligan schob seine brennende Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen, warf Johnson einen Blick zu und deutete mit dem Kopf zu Moris hinüber, wobei er sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzog.

      Johnson hob vielsagend die Schultern; er wollte schon zum Sprechen ansetzen, preßte dann aber seine Lippen doch zusammen, so, als hätte er sich eines Besseren besonnen.

      Nur der hartgesichtige Jim McLean aus Alabama trug selbstbewußt den Kopf hoch. War er es doch gewesen, der dafür gesorgt hatte, daß sie alle ungeschoren aus der Stadt herausgekommen waren. Er glaubte daher, sich gegen den Boß etwas herausnehmen zu dürfen.

      »Verdammt noch mal, wie konnte das passieren? Es war doch alles abgesprochen?«

      »Der Boß wollte eine Sondervorstellung geben«, spottete Calligan feixend.

      »Maul halten!« fuhr Moris ihn gallig an.

      »Man wird doch noch fragen dürfen, weshalb du mit aller Gewalt einen Feuerzauber haben wolltest?« warf Johnson ärgerlich ein.

      Moris sprang auf. Mit geballten Fäusten stand er vor seinen Genossen. Sein Gesicht war wutverzerrt. Er wußte, daß er versagt hatte, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er fühlte sein Ansehen bei den Männern schwinden. Und er wußte, daß er sich nur durch größte Härte behaupten konnte. Sein Blick fiel auf Calligan, der ihm am nächsten stand. Der Mann hatte wiederholt aufbegehrt. Alle Wut konzentrierte sich deshalb auf den Burschen mit dem zottigen, verwilderten Bart.

      Fühlte Calligan die Gefahr? Jedenfalls sprang er jäh auf und ging in Abwehrstellung. »Was willst du von mir?« fauchte er.

      »Dir dein loses Maul stopfen!« keifte Moris und riß einen rechten Schwinger nach vorn, der Calligans Kopf traf. Der Getroffene taumelte, stand aber gleich wieder fest auf den Beinen. Seine Linke schoß nach vorn; er versuchte die Schläge des Gegners zu blockieren. Aber vergebens. Die aufgespeicherte Wut gab dem Bandenchief ungeahnte Kräfte. Von einem knallharten Uppercut schwer angeschlagen, stürzte Calligan mit einem dumpfen Geräusch auf den Waldboden. Die beiden anderen Banditen waren aufgesprungen und hatten dem Kampf mit gemischten Gefühlen zugesehen.

      Moris wandte sich den beiden zu. »Habt ihr noch was zu fragen?« schnarrte er heiser.

      Die beiden schwiegen betreten und starrten auf ihre staubigen Stiefel.

      Sekunden krochen zwischen den Männern auf der kleinen Lichtung dahin.

      Da – Moris hatte sich eben wieder niederlassen wollen – horchten die Banditen auf. Durch die Stille der Nacht klang aus der Ferne das unverkennbare Geräusch eines trabenden Pferdes.

      Gespannt lauschten die Männer dem Geräusch nach.

      Dann war Moris’ gedämpfte Stimme da: »Es ist nur ein einzelner Reiter.«

      »Vielleicht der Sheriff?« zischte McLean.

      »Wir müssen das Feuer löschen!« mahnte Johnson.

      Doch Moris winkte ab. »Wozu? Wir haben nichts zu verbergen.«

      Der Hufschlag kam rasch näher.

      Moris wandte sich zu den dreien um. »Vorwärts, bringt die Gäule ins Gebüsch. Wir selbst werden uns hinter den Bäumen verstecken.«

      Eiligst zogen die Banditen ihre Pferde ins Dunkel. Selbst der bullige Calligan, der sich noch vor kaum einer Minute am liebsten auf den Boß gestürzt hätte, wußte nichts Eiligeres zu tun, als sich und seinen Gaul in das schützende Dunkel zu bringen.

      Der Hufschlag verstummte plötzlich.

      Die Stille der Nacht wurde nur durch das Rauschen der Baumkronen, die sich im leichten Wind wiegten, und das leise Knistern des Feuers unterbrochen.

      Mit gespannten Sinnen verharrten die Desperados hinter den Bäumen.

      Es blieb still.

      Moris krauste die Stirn. Verdammt noch mal! Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Der Reiter mußte den Feuerschein gesehen haben. Weshalb kam er nicht heran?

      Die Banditen wurden unruhig.

      Moris überlegte: Vielleicht ist es einer der umliegenden Rancher, der aus der Stadt kommt, wo er beim Poker eine Stange Geld gewonnen hat. Das wäre die Lösung; dann könnte man dieses verdammte Land verlassen.

      Angestrengt