Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931940
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genug Zeit für die Tiere. Und sie würde noch mehr Schmuck verkaufen. Außerdem wollte sie auch noch einmal ihre Kleiderschränke durchforsten. Prada, Chanel, Gucci.

      Sie besaß Kleidung, Schuhe, Taschen von allen namhaften Designern. Das meiste trug sie nicht mehr, hatte es teilweise nicht getragen. Es gab genug Frauen, die nach etwas mit dem begehrten Label verrückt waren, so verrückt, dass sie auch für Second Hand viel Geld ausgeben wollten.

      Für die Tiere …

      Daran musste sie denken, wenn sie zum Befreiungsschlag ansetzte. Und vielleicht konnte sie Heinz in einer guten Stunde noch einmal dazu bewegen, auch etwas für das Tierheim zu spenden, natürlich mit der entsprechenden Spendenbescheinigung.

      Sie machte mit Frau Dr. Fischer einen Rundgang. Es gab Tiere, die sie bereits kannte. Und es brach ihr beinahe das Herz, dass sich für diese armen Geschöpfe noch immer kein neues Herrchen gefunden hatte. Es gab neue Tiere, viele neue Tiere, für die unbedingt mehr Platz geschaffen werden musste, für die es sehr beengt war.

      Und da gab es Miss Marple …

      Das war eine kleine Mischlingshündin mit kurzem schwarzem Fell, in die Rosmarie direkt verliebt war.

      »Ist die süß«, rief sie begeistert, »warum heißt sie eigentlich Miss Marple?«

      Margot Fischer lachte.

      »Sie ist wach, intelligent und unglaublich neugierig«, sagte sie, »wie die Miss Marple aus den Agatha-Christie-Krimis. Wir haben sie so genannt. Als sie zu uns gebracht wurde, war sie verwahrlost, krank, verletzt. Hätte sie nicht einen so starken Willen, hätte sie das alles nicht überlebt. Sie muss furchtbare Sachen erlebt haben. Miss Marple ist schon ein ganz besonderer Hund. Ich hoffe, dass wir sie sehr bald in gute Hände abgeben können. Sie hat es verdient, in ein gutes Leben zu kommen.«

      Rosmarie ging in den Zwinger hinein, Miss Marple kam sofort auf sie zugelaufen, blickte sie erwartungsvoll an, und Rosmarie holte eines von den Leckerli aus ihrer Tasche, die Frau Dr. Fischer ihr zugesteckt hatte.

      Miss Marple war überhaupt nicht gierig, sie nahm das Leckerli ganz vorsichtig aus Rosmaries ausgestreckter Hand, dann blickte sie Rosmarie so hingebungsvoll an, dass die nur so dahinschmolz.

      »Frau Dr. Fischer, würde Miss Marple sich mit meiner Beauty vertragen?«

      Margot Fischer blickte Rosmarie ein wenig verwundert an.

      »Ja, beides sind sehr verträgliche Tiere, die miteinander leben könnten. Da gäbe es überhaupt keine Probleme. Weswegen möchten Sie das wissen, Frau Rückert?«

      Rosmarie streichelte Miss Marple noch einmal, sie konnte dem Blick aus diesen wunderschönen Augen kaum widerstehen. Sie steckte ihr ein weiteres Leckerli zu, das ihr ebenfalls ganz ohne Gier aus der Hand genommen wurde. Dann erhob sie sich.

      »Weil ich mich unsterblich verliebt habe, Frau Dr. Fischer. Ich möchte Miss Marple gern ein neues Zuhause geben.«

      Damit hätte die Tierheimleiterin jetzt überhaupt nicht gerechnet. Ein neues Zuhause für dieses Tier, in das hier alle verliebt waren, wäre ganz großartig. Anders als damals mit Beauty, wo sie zunächst ziemliche Bedenken hatte, gab es die jetzt nicht. Sie würde Rosmarie Rückert Miss Marple sofort anvertrauen.

      Aber …

      Es gab ein Aber, ein großes sogar.

      »Frau Rückert. Es würde mich sehr, sehr freuen, wenn Miss Marple in gute Hände käme. Nach allem, was dieses arme Tierchen bereits erlebt hat, wäre es das Paradies. Doch Sie wissen mittlerweile, dass ein Hund kein Wegwerfartikel ist, auch nicht etwas, was man einfach umtauschen kann. Sie leben nicht allein. Sie sollten das erst einmal mit Ihrem Mann besprechen.«

      Heinz!

      An den hatte sie jetzt wirklich nicht gedacht. Und anfangs hatte er wegen Beauty ziemlich herumgezickt. Was würde er gegen einen zweiten Hund sagen? Platzmangel konnte es nicht sein, auch nicht ein Argument, dass ein Hund viel kostete.

      Aber Miss Marple war ein so wunderschönes Hündchen! Und wie sie sie jetzt anblickte. Das war kaum auszuhalten.

      Rosmarie war jetzt verunsichert. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Ihrem Herzen folgen und Miss Marple einfach mitnehmen oder ihrem Verstand, der ihr sagte, dass es vernünftig war, zunächst mit Heinz zu reden.

      »Frau Rückert, sprechen Sie mit Ihrem Mann. Zeigen Sie ihm ein Foto von Miss Marple, das kann ich Ihnen gleich im Büro geben, dazu eine Biografie, in der alles steht, was wir herausbekommen haben. Wenn er einverstanden ist, dann holen Sie Miss Marple. Sie ist gesund, geimpft. Sie zahlen die Schutzgebühr, und Miss Marple gehört Ihnen.«

      Rosmarie konnte sich vom Anblick der kleinen Hündin nicht losreißen.

      »Miss Marple ist ja so süß. Schon allein deren Anblick lässt jedes Herz höherschlagen. Die will bestimmt jeder haben. Und wenn sie mir nun jemand wegschnappt?«

      »Frau Rückert, um Hunde aus dem Tierheim reißt man sich leider nicht, man bringt mehr von ihnen her als man mitnimmt. Meistens wollen die Leute einen reinrassigen Hund haben. Sollte jemand ernsthaft an Miss Marple interessiert sein, dann informiere ich Sie sofort, und Sie bekommen sie, wenn es daheim bei Ihnen geklärt ist. Das verspreche ich Ihnen, einverstanden?«

      Rosmarie war einverstanden, dann konnte sie nicht anders. Sie musste noch einmal zu Miss Marple gehen, sie noch einmal streicheln. Miss Marple freute sich, sie leckte sogar Rosmaries Hand, ohne dass sie ihr etwas gegeben hatte. Es war ein Zeichen von Zuneigung. Miss Marple wollte zu ihr!

      Rosmarie wurde ganz warm ums Herz. Sie hatte jegliches Interesse an einem weiteren Rundgang verloren.

      Sie musste unbedingt mit Heinz reden!

      Wenn sie Glück hatte, dann war er bereits daheim. Sollte das nicht der Fall sein, würde sie in sein Büro gehen. Das, was sie ihm sagen wollte, duldete keinen Aufschub.

      Sie streichelte Miss Marple ein letztes Mal, flüsterte ihr zu: »Ich hole dich«, dann hatte sie es eilig, zu gehen. Sie ließ sich von Frau Dr. Fischer die Unterlagen geben, dann rannte sie nach Hause. Welch ein Glück, dass sie sich mittlerweile angewöhnt hatte, bequeme, flache Schuhe zu tragen. Mit ihren früheren Stilettos wäre ein solcher Spurt nicht möglich gewesen.

      Miss Marple …

      Was für ein schönes Hündchen die doch war.

      *

      Rosmarie hatte Glück! Heinz war gerade nach Hause gekommen, und er wollte seinen wohlverdienten Feierabend genießen. »Da bist du ja endlich.«

      Heinz Rückert gefiel es überhaupt nicht, wenn seine Frau nicht daheim war, wenn er Feierabend machte.

      »Ich war im Tierheim, Heinz«, rief sie, und sie war noch immer ganz aufgeregt und erfüllt von dem, was sie erlebt hatte. Ihre Freude wurde allerdings ein wenig gedämpft, als ihr Mann sagte: »Und nun willst du mir Geld aus dem Kreuz leiern, das du spenden kannst.«

      »Ja, Heinz, es wäre nicht schlecht, wenn du etwas lockermachen würdest. Das würde das Leid der Tiere erheblich lindern. Du sitzt auf dem Geld wie Dagobert Duck, mitnehmen kannst du nichts.«

      Rosmaries Einstellung zu Geld hatte sich vollkommen geändert.

      Früher war sie ähnlich gewesen wie ihr Mann. Geld, Geld, Geld, darauf war sie fixiert gewesen.

      Welche Sorgen sie sich doch gemacht hatte, Cecile, die plötzlich aufgetauchte uneheliche Tochter von Heinz, könne an ihr Geld wollen. Es war absurd und beschämend zugleich gewesen, und Rosmarie wollte sich niemals mehr an die unwürdige Rolle erinnern, die sie damals gespielt hatte.

      Cecile besaß unendlich viel Geld, dagegen war das Vermögen der Rückerts nichts. Sie stellte überhaupt keine Ansprüche. Sie war einfach nur froh, ihren Vater kennenzulernen, von dem sie keine Ahnung gehabt hatte, und ihre Geschwister. Cecile, Stella und Fabian hatten sich sofort blendend verstanden. Und Cecile war sogar die Patentante der kleinen Teresa geworden.

      Auch Cecile und deren Einstellung zu Geld hatte dazu