Bulbus. Anja Hilling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anja Hilling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961191604
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war fünf in diesem Frühling.

      In der Nacht. Der Nacht.

      In der er seine schweigenden Eltern fand. Ist der Junge in ein Gewitter gekommen.

      Ein Gewitter. Hörst du. Blitz und Donner. Das Bäumen des Himmels.

      Da muss doch was zittern in dir.

      Amalthea

      - - -

      Manuel

      Wie kann man so sein. So schlapp so kalt.

      Darf ich meinen Arm so. Ja. Das ist gut glaub ich.

      Der Junge hat eine Erkältung bekommen. Sie hatte sich schon angekündigt. In der Nacht.

      Der Nacht. Im Hals.

      Das war s. Aus. Mehr ist nicht.

      Das Gewitter war Höhepunkt und Schluss der Geschichte.

      Jetzt wär der Moment wo du mich küssen müsstest.

      Geschichtenerzähler werden am Ende immer geküsst.

      Warum sollten sie sonst Geschichten erzählen.

      Küss mich. Los.

      ICH LIEBE DICH.

      Eigentlich schon immer.

      Werd warm komm schon komm schon. Warm. Weiter. Los. Weiter.

      Es ist Frühling. Derselbe Frühling derselbe Tag. Der siebte Mai. Neunzehnhundertdreiundachtzig.

      Eine Frau fährt in einem metallicblauen Opel Corsa auf den Parkplatz eines Möbelkaufhauses.

      Aus dem Radio kommt Musik. Ein Lied der neuen deutschen Welle. Nena.

      Die Frau singt mit.

      ICH GEH MIT DIR WOHIN DU WILLST. AUCH BIS ANS ENDE DIESER WELT.

      Hinten auf dem Rücksitz sitzt ein Kind.

      Ihre Tochter.

      Die Tochter ist gut verpackt in einem Kindersitz. Sie singt nicht.

      Die Tochter ist fünf geworden vor zwei Tagen in diesem Frühling.

      Die Frau stellt das Radio ab. Sie singt weiter.

      AM MEER AM STRAND WO SONNE SCHEINT. WILL ICH MIT DIR ALLEINE SEIN.

      Sie steigt aus. Holt ihre Tochter aus dem Sitz.

      Die Tochter ist zu alt für diesen Sitz und zu groß.

      Draußen scheint die Sonne.

      Die Frau ist hier um eine silberne Hängevorrichtung für ihre Einbauküche zu kaufen.

      Sie hat ein Eselsohr in den Katalog geknickt.

      Auf dem Bild sind silberne Haken.

      An den Haken hängen Schöpfkellen Schneebesen Kochlöffel.

      Diese Dinge.

      Rosa Landen

      Also wir sprechen hier über Küchenutensilien da mach ich mir nix vor.

      Gegenstände. Leblos. Kalt.

      Aber tatsächlich geht doch damit alles los.

      Im Silber der Schöpfkelle plötzlich dein Gesicht.

      Manuel

      Die Frau stellt sich das bewegt vor. Lebendig. Dieses Schaukeln über dem Herd.

      Sie setzt ihre Tochter in das Bälleparadies.

      Ein blonder Mann mit blauroten Stulpen über den Waden fragt sie nach ihrem Namen.

      Die Frau spürt das Lied aus dem Radio auf den Lippen. Sie sagt. Am Meer.

      Der Mann mit den Stulpen schreibt Ammer in ein braunes Buch.

      Die Frau sieht ihre Tochter in den bunten Bällen sitzen. Zwischen ihnen ist eine Glasscheibe.

      Die Tochter schiebt einen Arm unter die Bälle.

      Sie hält einen einzigen Ball in der Hand.

      Der Ball ist gelb

      Das ist Nena. Sagt die Frau zum Stulpenmann. Ich hol sie gleich wieder ab.

      Verstehst du. Nena Am Meer.

      Amalthea

      - - -

      Manuel

      Die Sache mit dem Namen war ein spontaner Einfall.

      Ein Spaß.

      Die Frau fragt sich durch zur Küchenabteilung.

      Sie erkennt die Hängevorrichtung nicht wieder.

      Sie ist nicht silbern sondern grau. Das Holz heller.

      Die Frau wird traurig.

      Sie liest einen schwedischen Namen hebt die Verpackung auf ihren Wagen und wird traurig.

      Sie geht zur Kasse.

      Sie zahlt bar.

      Die Kassiererin heißt Ute Treiber und sieht ihr ins Gesicht.

      Ute Treiber sieht dass sie weint die Frau mit der Hängevorrichtung für die Küche.

      Albert Ross

      Nur manchmal ganz selten werd ich aus der Ruhe gerissen.

      Ein Muttermal auf einer Hand ein Geruch eine Frau die weint an meiner Kasse.

      An meiner Kasse.

      Das ist doch mal was.

      Manuel

      Die Frau schiebt den Wagen zum Ausgang.

      Sie schiebt den Wagen vorbei am Bälleparadies.

      Im Augenwinkel zählt sie neun bis zwölf Kinder zwischen den Bällen.

      Sie weiß. Das ist reine Spekulation.

      Sie geht an der Glasscheibe vorbei. Nicht schnell nicht langsam.

      Die Tür öffnet sich automatisch.

      Draußen sucht sie den metallicblauen Opel Corsa.

      Sie sucht in der falschen Reihe.

      Als sie ihn findet verschwindet die Sonne hinter dem Lager vom Möbelhaus.

      Die Frau legt die Hängevorrichtung in den Kofferraum.

      Sie hört ihre Stimme.

      KOMM GEH MIT MIR DEN LEUCHTTURM RAUF. WIR KÖNNEN DIE WELT VON OBEN SEHEN.

      Die Luft ist dick schwer und feucht. Etwas fliegt ihr ins Auge.

      Gewitterfliegen.

      Sie holt etwas Schwarzes aus dem Augenwinkel steigt ein startet den Motor schaltet das Radio an.

      Die Fünf Uhr Nachrichten.

      Sie stellt das Radio ab.

      Fährt los.

      EIN U-BOOT HOLT UNS DANN HIER RAUS. UND DU BIST DER KAPITÄN

      Im Rückspiegel kann sie den Kindersitz nicht sehen.

      Aber das mag am Winkel liegen.

      Es ist Frühling. Die Luft ist schwer.

      Sie hat die Autobahn Richtung Süden genommen.

      An einer Raststätte nimmt sie eine kleine Mahlzeit zu sich.

      Der alte Markidis

      Sie hat zweimal Salzkartoffeln mit Fischstäbchen bestellt.

      Zwei Teller.

      Und mir wurde ganz merkwürdig zumute.

      Manuel

      Die Frau fährt weiter.

      Sie nimmt ihre Brille aus dem Handschuhfach.

      Sie kurbelt das Fenster runter.

      Die Tochter der Frau sollte nächsten Freitag eine Brille bekommen.

      Eine mit blauem Rand und rotem Steg.

      Wie die Stulpen des Mannes vom Bälleparadies.

      Das war eine Überleitung mein Schatz eine ziemlich gute sogar.

      Amalthea

      -