Der exzellente Butler Parker 15 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740940713
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zur Kenntnis nehmen würden. Einem Test Ihrerseits steht natürlich nichts im Weg. Über ausreichende Mengen an Verbandsmaterial verfügen Sie sicher in Ihrem Fahrzeug.«

      »Mich bluffst du nicht«, schrie der bärtige Krankenpfleger und drückte ab.

      Die Kugel schlug gegen die Seitenscheibe, prallte ab und sirrte als Querschläger seitlich nach hinten. Die Kollegen des Vollbärtigen warfen sich reaktionsschnell zu Boden und vermieden einen Zufallstreffer.

      Parker löste die Zentralverriegelung und stieg aus. Im Fond stieß Agatha Simpson ihre Tür auf und wälzte ihre junonische Gestalt ins Freie. Sie schritt behende auf die Weißkittel zu und schwang ihren perlenbestickten Handbeutel, der ein Hufeisen beträchtlicher Größe enthielt, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.

      »Sie haben auf mich geschossen, Sie Lümmel«, stellte sie erfreut fest end musterte den vollbärtigen Pfleger wohlwollend.

      »Auf den Wagen«, stammelte der Verängstigte und wich zurück. »Ich habe auf den Wagen gezielt, nicht auf Sie, Madam!« Der Vollbärtige war von Myladys Erscheinung deutlich beeindruckt und ging weiter zurück. Die Pistole, die er noch immer in der Hand hielt, schien er völlig vergessen zu haben.

      »Papperlapapp, junger Mann, betreiben Sie hier keine Kümmelspaltereien«, wischte die Lady seinen Einwand beiseite. »Sie haben mich gemeint, Und das nehme ich übel.« Sie nahm kurz Maß, nickte dann zufrieden und ließ ihren rechten Fuß, der in einem nicht eben kleinen Schuh steckte, vorschnellen.

      Er suchte und fand das Schienbein des Pflegers und verursachte dort nachhaltigen Schmerz. Der Mann schrie auf und zog das malträtierte Bein an, um es heftig zu reiben und so den Schmerz zu lindern. Dabei ließ er die Pistole fallen, und die Lady kickte sie reaktionsschnell zur Seite.

      Die beiden anderen Pfleger sahen sich betroffen an, beschlossen einzugreifen und stürmten vor. Dabei zogen sie dünne Stahlruten unter ihren Kitteln hervor und schwangen sie unternehmungslustig über ihren Köpfen.

      Agatha Simpson sah den Männern freundlich lächelnd entgegen und machte ihren Handbeutel startklar. Im nächsten Augenblick war der Pompadour schon unterwegs, nahm Kurs auf den vorderen Mann – und legte sich nahezu liebevoll auf seinen Brustkorb, wo er ein knackendes Geräusch verursachte und dem Getroffenen das Gefühl vermittelte, von einem mittleren Felsbrocken erwischt worden zu sein. Seine Füße hoben sich etwas vom Boden, dann flog der Mann ein Stück zurück und klatschte auf den Rücken, zuckte noch mal kurz mit den Beinen und rührte sich anschließend nicht mehr.

      Parker hatte sich dem anderen Mann zugewandt und stoppte ihn mit energischer Handbewegung. Er hob die Rechte, in der er eine Sprühdose hielt, und deutete mit der anderen Hand darauf.

      »Sehen Sie dieses Fläschchen hier, Sir?« erkundigte er sich höflich, während der verdatterte Mann die Füße in den Boden stemmte und kurz vor Parker stehenblieb.

      »Eine Sprühflasche, na und, was soll das?« knurrte er verwirrt und starrte verständnislos auf Parkers rechte Hand.

      »In der Tat, Sir, und zwar eine mit einem gut verträglichen Beruhigungsmittel«, bestätigte Parker gemessen und drückte auf den Sprühknopf. Ein feiner Nebel trat aus der Düse des Flakons und hüllte das Gesicht des Krankenpflegers ein. Einen Augenblick später stöhnte er wohlig, sank in die Knie und ließ sich dann zu Füßen des Butlers nieder, wo er sich wie ein Embryo zusammenrollte und einem erholsamen Schläfchen hingab.

      »Immer diese Taschenspielertricks, Mister Parker! Was soll das?« beschwerte sich die Lady und musterte ihren Butler anklagend. »Ich wollte mich gerade um den Mann kümmern, aber Sie gönnen mir wieder mal gar nichts.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit tief zerknirscht«, räumte Parker ein, ohne eine Miene zu verziehen. »Man wird sich bemühen, beim nächsten Mal Mylady den Vortritt zu lassen.«

      »Das möchte ich mir aber auch ausgebeten haben, Mister Parker.« Sie nickte ihm zu und sah dann auf die drei Männer hinunter. »Was werde ich jetzt mit den Lümmeln anfangen, Mister Parker? Sagen Sie mir, was ich vorhabe«, verlangte sie und blickte den Butler gespannt an.

      »Möglicherweise denken Mylady an einen kleinen Spaziergang, den die drei Herren unternehmen sollten«, vermutete Parker. »Bis zur Anstalt dürften es gut und gern zehn Kilometer sein.«

      »Ist das alles, was mir dazu einfällt, Mister Parker?« räsonierte sie. »Sehr aufregend ist das gerade nicht, oder?«

      »Mylady denken auch an sogenannte Zwangsjacken, die im Krankenwagen zu finden sein dürften«, fuhr Parker unbeirrt fort. »Mylady wollen diese Jacken sicher den drei Herren anpassen und während des Spaziergangs testen.«

      »Nun ja, Mister Parker, das wiederum klingt ja recht annehmbar.« Sie nickte huldvoll und lächelte versonnen. »Doch, wirklich, ich denke, das gefällt mir.«

      »Stellen Sie sich nicht so an!« fuhr sie wenig später den vollbärtigen Pfleger an, während sie genüßlich die Riemen der Zwangsjacke auf seinem Rücken zuzerrte. »Das ist gut für die Figur, Sie sind sowieso etwas zu füllig, mein Guter.«

      Zufrieden trat sie zurück und musterte die drei Männer, die wütend in die Gegend starrten. Sie trugen Zwangsjacken, die von den Schultern bis zu den Oberschenkeln reichten und die Arme nachdrücklich gegen den Oberkörper preßten. Sie konnten nur die Köpfe und die Beine bewegen und schienen darüber nicht glücklich zu sein.

      »Das wird Ihnen noch leid tun, das garantiere ich Ihnen«, knurrte der Vollbärtige und starrte seine Gegnerin haßerfüllt an.

      »War das etwa eine Drohung, junger Mann?« freute sich Agatha Simpson. »Ich hoffe, Sie halten Ihr Wort und belästigen mich bei passender Gelegenheit wieder.«

      »Sie sehen uns früher wieder, als Sie denken, darauf können Sie Gift nehmen«, meldete sich einer der beiden jüngeren Pfleger zu Wort. »Beim nächsten Mal wird dies in der Anstalt sein, und das Spiel wird nach unseren Regeln gespielt.«

      »Apropos Anstalt«, bemerkte Parker höflich. »Sie sollten sich allmählich auf den Weg machen, meine Herren. Man wird Sie bereits vermissen, und bis Sie dort ankommen, haben Sie ein gutes Stück zu gehen, wenn Sie diesen Hinweis gestatten.«

      »Ein recht hübscher Anblick, Mister Parker«, fand die Lady und lächelte versonnen, während sie den weißen Gestalten nachblickte, die sich langsam auf der Landstraße entfernten. »Es geht doch nichts über ein bißchen Phantasie und Originalität. Sie sollten sich das für Ihr späteres Leben merken.«

      »Man wird sich bemühen, Myladys leuchtendem Beispiel zu folgen«, versprach Parker und verbeugte sich respektvoll. »Allerdings dürfte es völlig ausgeschlossen sein, Mylady auch nur annähernd nahezukommen.«

      »Papperlapapp, nun übertreiben Sie nicht gleich, Mister Parker.« Die ältere Dame nickte freundlich und rieb sich zufrieden die Hände. »Allerdings haben Sie voll und ganz recht mit dem, was Sie da sagen: Eine Lady Simpson ist einfach nicht zu übertreffen.«

      *

      Parker hatte am nächsten Morgen gerade den Tee serviert, als sich die Türglocke meldete.

      Der Butler begab sich gemessen in den verglasten Vorflur und öffnete einen kleinen Wandschrank, in dem die hochmoderne Überwachungsanlage untergebracht war. Er schaltete den Monitor ein, der einen Augenblick später ein gestochen scharfes Bild der Szenerie vor Myladys altehrwürdigem Fachwerkhaus lieferte.

      Josuah Parker erkannte einen weißen Rolls-Royce, an dessen Steuer ein livrierter Chauffeur saß und in einer Zeitung blätterte. Direkt vor der Haustür stand ein Mann, der als das Abbild des perfekten Gentleman schlechthin dienen mochte.

      Der Einlaßbegehrende war mittelgroß und schlank. Die graumelierten Haare und der gepflegte Schnauzer bildeten einen bestechenden Kontrast zur sonnengebräunten Haut, die Kleidung verriet den erstklassigen Maßschneider. Dieser Bilderbuch-Gentleman blickte mit gewinnendem Lächeln in die Kamera, von der er natürlich nichts wußte.

      »Wer wagt es, mich um diese Zeit zu stören, Mister Parker?« meldete sich Lady