„Parker mein Name, Josuah Parker, wenn ich mich vorstellen darf. Ich habe die Ehre und das unbestreitbare Vergnügen, Mr. Rander als Butler dienen zu dürfen.“
„Was … was wollen Sie?“ fragte Clemetti. Er war in diesen Sekunden und Minuten keineswegs der überlegene und raffinierte Gangsterboß, der die Situation beherrscht.
„Ich interessiere mich für gewisse Geschäfte, die abzuschließen Sie im Begriff stehen. Sagt Ihnen der Name Walt Harris etwas?“
„Harris?“ Clemetti hatte das Gefühl, als habe seine Zunge sich in einen großen, ausgetrockneten Schwamm verwandelt.
„Ein Hotel- und Motelbesitzer hier aus Las Vegas“, fuhr der Butler fort. „Mir scheint, Sie interessieren sich für seinen Besitz.“
„M… m… möglich“, stotterte Clemetti weiter herum und sehnte seine beiden Mitarbeiter herbei.
„Hoffentlich sind Sie auch in der glücklichen Lage, Mr. Harris ein faires Angebot zu unterbreiten“, führte der Butler weiter aus, „falls nicht, Mr. Clemetti, wäre ich äußerst unglücklich. Sie würden meine bescheidene Person dann zwingen, gewisse Maßnahmen zu ergreifen.“
„Ich … ich …
„Mehr wollte ich Ihnen eigentlich nicht sagen“, schloß Parker gemessen und lüftete grüßend die schwarze Melone. „Sie sind gewiß einverstanden, zwei Ihrer Mitarbeiter abzuziehen. Ich meine jene Männer, die sich in einem kleinen Sportwagen fortbewegen und offensichtlich auf Mr. Harris angesetzt wurden.“
„N … na … natürlich“, stotterte Clemetti, dem das Entsetzen im Genick saß.
„Ich wünsche einen vergnüglichen Abend“, sagte Parker, nickte andeutungsweise und verließ die Halle.
Clemetti holte tief Luft. Dann rieb er sich die Augen und zwickte sich ausgiebig in den Unterarm. Als er Schmerz verspürte, wußte er eindeutig, daß er nicht geträumt hatte.
Die Lähmung löste sich.
Clemetti sprang hoch und brüllte wie irr herum. Seine Stimmung überschlug sich dabei.
„Macht ihn fertig! Schnappt ihn euch! Wo steckt ihr denn?!“
Die beiden Leibwächter erschienen leicht verwirrt auf der Bildfläche.
„Parker war hier … Beeilt euch! Er muß noch draußen vor dem Haus sein. Schießt ihn zusammen!“
Die beiden Männer spritzten aus der riesigen Wohnhalle und rasten auf die große Doppeltür zu. Sie hielten ihre Schußwaffen feuerbereit in Händen.
Sie hatten die Tür noch nicht erreicht, als es passierte. Clemetti, der ihnen nachsah, bekam jede Einzelheit mit.
Der erste Leibwächter brüllte plötzlich auf, warf die Beine wie ein Ballettänzer hoch in die Luft und landete dann krachend auf dem Rücken. Er blieb regungslos liegen.
Der zweite Mann schien plötzlich auf Rollen zu laufen.
Er trat auf der Stelle, rasend schnell, suchte sein Gleichgewicht, fand es aber nicht, warf die Arme hoch und griff verzweifelt in die Luft hinein. Dann verlor auch er das Gleichgewicht und landete auf dem Boden. Im Gegensatz zu seinem Partner allerdings auf dem Bauch. Auch er blieb dann regungslos liegen, als sei er von einer plötzlichen Müdigkeit erfaßt worden.
Clemetti verstand die Welt nicht mehr.
Er rannte zum Eingang hinüber, wollte sich um seine beiden Mitarbeiter kümmern und spürte Bruchteile von Sekunden später, daß er sich waagerecht in der Luft befand. Von einer plötzlichen Bö erfaßt, praktizierte er anschließend eine gekonnte Bauchlandung und fiel auf seinen zweiten Mitarbeiter, der daraufhin einen halb erstickten Kiekser ausstieß. Dann wurde es Clemetti schwarz vor den Augen. Mit einem fast wohligen Seufzer streckte er sich aus …
*
Mike Rander hörte schweigend zu.
Walt Harris, der Besitzer einer Hotel- und Motelkette in Las Vegas stand hinter einem Sessel und redete sich seine ganzen Sorgen vom Herzen herunter.
„Clemetti will mich zwingen, an ihn zu verkaufen“, sagte er, „zu einem Preis natürlich, über den wir erst gar nicht zu diskutieren brauchen. Im Grunde soll ich alles an ihn verschenken.“
„Welche Druckmittel wendet er an?“ Rander rauchte eine Zigarette und war froh, daß sein Klient endlich redete.
„Welche schon?“ Harris lachte gequält auf. „Dunkle Andeutungen, und Drohungen. Ich weiß doch Bescheid. Wenn ich nicht mitspiele, werden Clemettis Leute mich abschleppen und irgendwo in der Wüste absetzen. In welch einem Zustand, dürfte ebenfalls auf der Hand liegen. Nein, Rander, ich will noch eine Zeitlang leben, wenn es sich eben einrichten läßt. Ich werde an ihn verkaufen. Noch heute abend. Ich unterschreibe, was er mir auch vorlegen wird.“
„Um welchen Wert handelt es sich? Er muß ihnen doch einen Preis genannt haben!?“
„Er will 100 000 Dollar zahlen. Ein lächerliches Trinkgeld. Sie wissen ja, daß ich an Kendall für gut und gern eine Million verkaufen könnte. Aber was mache ich mit einer Million, wenn ich tot bin?“
„Dann lag Parker also wieder mal richtig“, sagte Rander leise, „es wird höchste Zeit, diesem Clemetti auf die Finger zu klopfen.“
„Sie ahnungsloser Engel!“ Harris schüttelte fast aufgebracht den Kopf. „Wissen Sie denn nicht, wer Clemetti ist? Einer von den ganz großen Gangstern! Er hat sich hier in Las Vegas eingenistet und zieht die Fäden, wie er will. Nehmen Sie einen guten Rat an, Rander, vergessen Sie, daß ich Ihr Klient war! Setzen Sie sich schleunigst in den Wagen oder in das nächste Flugzeug und verschwinden Sie! Nur so haben Sie eine echte Chance, mit dem Leben davonzukommen.“
„Wie mein Butler habe auch ich etwas gegen Gangster“, antwortete der junge Anwalt. „Haben Sie doch Vertrauen, Harris. Sie werden an Kendall verkaufen können. Lassen Sie uns nur machen.“
„Sie sind größenwahnsinnig“, stellte Harris verzweifelt fest, „gegen Clemetti ist kein Kraut gewachsen. Ich kenne mich hier in Las Vegas aus, ich weiß genau, wer Clemetti ist!“
Während er noch sprach, war er aufgestanden und absichtslos ans Fenster gegangen. Genauso absichtslos schaute er auch auf die Straße hinunter. Er zuckte plötzlich zusammen und wandte sich zu Rander um.
„Da sind sie schon“, sagte Harris dann mit heiserer Stimme, „Ronny und Ray, zwei ganz harte Burschen von Clemetti! Sie steigen gerade aus ihrem Wagen … Glauben Sie, die würden mir Blumen bringen wollen?! Verschwinden Sie, Rander, solange noch Zeit ist. Ich werde den angeblichen Kaufvertrag auf jeden Fall unterschreiben. Falls ich überhaupt noch darf!“
„Okay“, sagte Rander und drückte seine Zigarette aus. „Ich kann Sie nicht zwingen, hart zu bleiben. Viel Glück! Ich warte unten in der Hotelbar auf Sie. Harris.“
Er nickte Harris zu und verließ den Salon der Suite. Er schloß die Tür zu dem kleinen Vorkorridor hinter sich und ließ anschließend die eigentliche Haupttür laut und deutlich ins Schloß fallen.
Doch er blieb in der Suite.
Mike Rander wollte gewissen Leuten die Suppe versalzen!
*
Die Sonne war schon nicht mehr zu sehen. Es wurde schnell dunkel. Die eben noch unerträgliche Hitze kühlte sich rapide ab. Hinter den Bergen der Wüste war nur noch ein violetter Lichtschimmer zu sehen. Parker liebte diese Tageszeit und genoß sie. Er fuhr relativ langsam zurück nach Las Vegas und achtete kaum auf den großen Cadillac, der ihm entgegenkam.
Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er sich für die Insassen dieses Wagens interessiert hätte. Diese Insassen hatten ihn nämlich sehr gut erkannt. Und sie wußten, mit wem sie es zu tun hatten.
*
„Das