Butler Parker 175 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955946
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noch hinter dem Tresen stand, baute Parker sich in einer dunklen Nische auf, die von einer Wand und einem Spielautomat gebildet wurde. Nach wenigen Augenblicken waren schnelle Schritte zu vernehmen.

      Der Barkeeper fuhr zusammen, als Parker plötzlich vor ihm stand.

      »Mann, haben Sie mich erschreckt«, beschwerte er sich fast, »kommen Sie weiter nach hinten.«

      »Sie sollten vielleicht vorausgehen«, schlug Parker vor, um dann dem Mann zu folgen. Der Barkeeper passierte die beiden Waschräume und öffnete eine Tür. Parker blickte in einen Raum, der offensichtlich als Lager diente. Auf Regalen standen Kartons, Konserven und Flaschen aller Art.

      »Selbstverständlich nach Ihnen«, meinte Parker, als der Barkeeper in einer höflichen Geste zur Seite trat. Der Mann nickte und schlüpfte in den Raum. Parker folgte erst danach.

      »Es geht da um diese verdammten Banknoten«, sagte der Barkeeper ohne jede Einleitung, »hier in den Straßen ist die Hölle los.«

      »Könnten Sie sich unter Umständen etwas deutlicher ausdrücken?« fragte der Butler.

      »Nicht nur ich hab’ mitbekommen, daß Sie da ’nen Ledersack vom Bauplatz mitgenommen haben«, schickte der Barkeeper voraus, »und jetzt sind die Fowlers dran.«

      »Ein Name, der meiner Wenigkeit nichts sagt, wie ich bekennen muß.«

      »John und Elsie Fowler«, meinte der Barkeeper eindringlich, »die wohnen da drüben im Block und haben jetzt Ärger mit Sally.«

      »Der Sinn Ihrer Rede wird immer dunkler«, stellte Parker fest.

      »Da sind ein paar Kerle hinter Sally her, verstehen Sie?« Der Barkeeper sah den Butler eindringlich beschwörend an.

      »Könnte es sich bei der erwähnten Sally um eine junge Dame handeln?« fragte der Butler.

      »Sally ist gerade zehn Jahre alt«, meinte der Barkeeper und lächelte flüchtig, »sie ist eine richtige Rotznase, die einem verdammt auf die Nerven gehen kann. Man will sie umbringen, verstehen Sie? Das wenigstens sagt John Fowler.«

      »Es wäre vielleicht recht nützlich, die Adresse der Familie Fowler genannt zu bekommen«, schlug Josuah Parker vor, »Sie sind mit ihr näher befreundet?«

      »Elsie ist meine Schwester«, hörte Josuah Parker, »und auch Elsie behauptet, man hätte auf Sally geschossen.«

      Parker brauchte einige Geduld, bis er endlich die Adresse der Familie Fowler erfuhr. Danach verabschiedete sich der Barkeeper hastig und eilte in den Schankraum zurück. Da Parker nun schon mal in den hinteren Räumen des Pub war, nutzte er die Gelegenheit, sich ausreichend zu informieren, was die übrigen Räumlichkeiten anging. Für den Fall eines Falles wollte er in der Lage sein, Mylady eine Art Notausgang anbieten zu können.

      *

      Agatha Simpson schien sich in der Zwischenzeit ein Glas Bier gekauft zu haben.

      Sie stand am Tresen und stellte das noch halb gefüllte Glas gerade ab. Dazu benutzte sie allerdings den Kopf eines Mannes, der knapp vor ihr stand und dabei war, in die Knie zu gehen. Die Lady machte einen ungemein animierten Eindruck.

      »Wagen Sie es nicht noch mal, eine hilflose Frau zu beleidigen«, sagte sie nachdrücklich und trat mit dem rechten Fuß gegen das linke Schienbein des Mannes, der daraufhin brüllte und nach hinten wegrutschte.

      »Mylady wurden belästigt?« erkundigte sich der Butler höflich bei seiner Herrin.

      »Ich denke schon«, erwiderte Agatha Simpson, »dieser Lümmel forderte mich auf, mit ihm ins Hinterzimmer zu gehen.«

      »Eine Einladung, die man keineswegs als standesgemäß bezeichnen kann, Mylady.«

      »Er forderte mich mit einem Messer dazu auf, Mr. Parker. Eine Unverschämtheit!«

      »Falls Mylady erlauben, möchte meine Wenigkeit sich dieser Einschätzung vollinhaltlich anschließen«, sagte Josuah Parker und ging dann auf den Mann zu, der auf dem schmutzigen Boden vor dem Tresen saß und nicht recht wußte, was er massieren sollte, seinen Kopf oder sein Schienbein.

      »Mylady erwartet eine Entschuldigung«, schickte Parker voraus, »Mylady ist durchaus damit einverstanden, daß dies unter sechs Augen geschieht.«

      »Was ist denn? Was ist eigentlich los?« fragte der Mann und griff nach dem dolchartigen Messer, das in seiner Nähe auf dem Boden lag. Er beließ es allerdings bei diesem Versuch, als Parker die Spitze seines Universal-Regenschirms auf den Handrücken des Mannes stellte.

      »Sie sollten sich tunlichst schnell erheben und sich eine passende Entschuldigung einfallen lassen«, schlug Parker vor und deutete dann mit der Schirmspitze auf die halb geöffnete Tür, hinter der sich das erwähnte Hinterzimmer befand. Agatha Simpson schritt bereits voran, griff nach einem gefüllten Bierglas auf dem Tresen und goß den Inhalt über den Kopf des sich duckenden Mannes.

      »Das wird die Schwellung lindern«, meinte die ältere Dame, »nun erheben Sie sich endlich, sonst werde ich Ihnen Beine machen.«

      Der Mann tat wie geheißen und wollte sich schleunigst absetzen. Sein Ziel war die Tür des Pub, doch Josuah Parker lenkte seine Energien in eine andere Richtung. Mit dem Bambusgriff seines Schirmes hakte er hinter das rechte Bein des davoneilenden Mannes, der prompt das Gleichgewicht verlor und der Länge nach hinschlug.

      »Sie scheinen es sich in den Kopf gesetzt zu haben, sich zu schaden«, kommentierte Parker das kleine Intermezzo, »darf ich in Erinnerung rufen, daß Sie sich bei Mylady entschuldigen wollen?« Endlich hatte der Mann begriffen.

      Während die übrigen Gäste interessiert, neugierig und beeindruckt zuschauten, stand der Mann wieder auf und torkelte ins Hinterzimmer. Er war etwa dreißig Jahre alt, untersetzt und augenscheinlich muskulös. Viel Freunde schien er im Pub nicht zu haben. Es gab kaum einen mitfühlenden Blick für ihn.

      Parker schloß die Tür des Hinterzimmers und wandte sich an den Mann.

      »Mylady geruht zu warten«, sagte er dann, »und Mylady will vor allen Dingen erfahren, in wessen Auftrag Sie Mylady zu sprechen wünschten.«

      »Verdammt, so hat mich noch keine Frau ...« Der Mann brachte seinen Satz nicht zu Ende, wischte sich das klebrige Bier aus dem Gesicht und starrte Agatha Simpson wütend an.

      »Sie dürften inzwischen um eine Erfahrung reicher geworden sein«, stellte Josuah Parker fest, »doch jetzt sollten Sie den Namen jener Person nennen, die Sie beauftragte, Kontakt mit Lady Simpson aufzunehmen.«

      »Und zwar etwas plötzlich, junger Mann«, grollte die Detektivin, »ich fühle mich sonst wieder sehr beleidigt.«

      »Mills«, lautete die nun hastige Antwort, »Dave Mills.«

      »Eine ausgemachte Lüge«, entgegnete Lady Agatha und ließ ihren Pompadour dicht am Kopf des Mannes vorbeikreisen.

      »Ehrenwort, Lady«, stöhnte der Mann beeindruckt, »Dave Mills.«

      »Was könnte man sich unter Umständen unter diesem Namen vorstellen?« wollte der Butler wissen.

      »Mills macht in Briefmarken«, lautete die Antwort, »er hat hier in der Nähe einen Laden. Mehr weiß ich auch nicht.«

      »Und wie lautete Ihr Auftrag im Detail?« fragte Josuah Parker weiter.

      »Ich sollte die Lady zu ihm bringen. Und Sie dann auch, Sir.« Der Dreißigjährige war sehr kleinlaut geworden.

      »Warum sagten Sie das nicht gleich?« Parker deutete ein verständnisloses Kopfschütteln an, »selbstverständlich wird Mylady dieser so freundlichen Einladung folgen.«

      »Und zwar sofort«, fügte die ältere Dame hinzu, »für Briefmarken habe ich mich schon immer interessiert.«

      *

      Sie warteten vor dem Eingang zum Pub auf Mylady und den Butler. Die jungen Männer wollten endlich ihre Rache genießen. Sie wurden von jenem jungen Mann angeführt, dessen Zehen noch intensiv schmerzten.

      »Sie