Inhalt
Leseprobe:
Sophienlust Special Edition
5 unveröffentlichte Romane
Titel:
1 E-Book: Jessicas schlauer Plan
2 E-Book: Mutter auf Zeit
3 E-Book: Daheim in einem fremden Land
4 E-Book: Sieg auf der ganzen Linie
5 E-Book: Die brasilianische Erbschaft
Der Krach an der Haustür hörte nicht auf. Da schien jemand die Klingel abreißen zu wollen.
Roberta verabschiedete sich hastig von ihrer Freundin Nicki. Doch ein schlechtes Gewissen musste sie deswegen überhaupt nicht haben. Sie hatten lange genug miteinander telefoniert, und eigentlich war auch alles besprochen worden. Und es hatte bei Nicki schon einige Neuigkeiten gegeben, keine Festanstellung mehr, ein anstehender Umzug in einen Loft, und dass die Bredenbrocks nach San Francisco ziehen würden, das hatte Roberta beinahe die Sprache verschlagen. Doch darüber dachte sie allerdings jetzt nicht mehr nach.
Ehe Roberta zur Haustür lief, warf sie rasch einen kurzen Blick auf den kleinen Philip. Der war zum Glück durch das Geklingele nicht wach geworden, sondern schlief tief und fest mit seinem geliebten Teddy im Arm und mit vom Schlaf gerötetem Gesichtchen.
Es war ein anrührendes Bild, das einem so richtig ins Herz ging. Wie gern wäre Roberta jetzt einfach noch eine Weile ganz ruhig vor dem Bettchen stehen geblieben, um dieses idyllische Bild zu genießen. Es ging leider nicht. Sie musste sich sputen, denn sonst wurde der kleine Philip wirklich noch wach. Und da konnte er sehr unleidlich werden. Das wusste sie aus Erfahrung, und leider war Alma nicht daheim. Sie war mit ihrem Gospelchor unterwegs und würde erst in der Nacht oder gar morgen früh zurückkommen.
Ein wenig ungehalten riss sie schließlich die Haustür auf. Sie hatte keine Ahnung, wer so spät noch Einlass begehrte, und sie hatte bereits ein paar scharfe Worte auf der Zunge, denn so spät machte man keine Besuche. Es sei denn, es handelte sich um ihren Exmann, der war in jeder Hinsicht schmerzfrei, und eigentlich hatte Max ja angeordnetes Hausverbot. Doch für ihn würde sie keine Hand ins Feuer legen.
Roberta prallte allerdings zurück, als sie sah, wer da vor der Haustür stand. Von wegen Max. Nein, wer da Einlass begehrte, obwohl er einen Haustürschlüssel besaß, das war Lars …, ihr Lars, und mit dem hatte sie nicht einmal ansatzweise gerechnet.
Wieso war er hier?
Sie hatten sich doch eine Auszeit verordnet, und die hatte gerade erst begonnen.
Das hatte ihr jetzt die Sprache verschlagen, sie konnte ihn nur ansehen. Und er sah wieder einmal umwerfend aus, dieser Lars Magnusson mit seinen unglaublich blauen Augen, die sie anstrahlten, als sei die Welt zwischen ihnen in Ordnung, als hätten sie sich gerade erst liebevoll und ohne Zoff voneinander getrennt.
Roberta verstand die Welt nicht mehr, dabei war sie nun wirklich nicht auf den Mund gefallen.
Er reagierte zuerst, er machte ein paar Schritte auf sie zu, und dann nahm er sie einfach in seine Arme, und bei ihr machte es klick, und prompt war die alte Magie wieder da, durchströmten sie Wellen der Liebe.
Sie wehrte sich nicht, es gab kein wenn oder aber, es gab nur dieses unbeschreibliche Gefühl, das allen Verstand ausschaltete, das warm, schön und voller Zärtlichkeit war.
Ihre Blicke versanken ineinander, er verstärkte den Druck seiner Arme, zog sie noch enger an sich heran, und dann küssten sie sich. Es ging überhaupt nicht anders.
Was immer sie auch trennte, worin sie unterschiedlicher Meinung waren. All das gab es in diesem Augenblick nicht mehr.
Liebe brauchte keine Worte.
Liebe kannte keine Grenzen.
Liebe schwebte über allem. Wenn es da bloß nicht den Alltag gäbe!
Sie genoss seine Nähe, seine Wärme, seine leidenschaftlichen Küsse.
Sie verloren jedes Gefühl für Zeit und Raum, und gewiss hätten sie noch eine ganze Weile in der geöffneten Haustür gestanden, wenn draußen nicht ein Auto vorbeigefahren wäre und jemand begeistert gehupt hätte.
Sie fuhren auseinander. Roberta konnte nicht sehen, wer das Auto fuhr, doch ein wenig peinlich war es ihr schon. Es musste um diese Zeit jemand aus dem Sonnenwinkel sein. Hier gab es keine Durchgangsstraßen. Und hier war sie bekannt wie ein bunter Hund, schließlich war sie die Ärztin, die jeder mal in Anspruch nehmen musste.
Und trotz dieser Tatsache hatte sie sich gerade präsentiert wie in der Liebesszene eines Films. Wie peinlich!
Hastig zog sie Lars mit ins Haus, schloss die Tür.
Er schien das eben genossen zu haben, alles.
»Liebes, entspann dich. Es wissen doch alle, dass wir ein Paar sind, und da ist es ja wohl auch selbstverständlich, dass man sich küsst.«
Sie sah das nicht so locker.
»Das muss ja nicht vor den Augen aller sein«, bemerkte sie. Er lachte.
»Liebes, übertreib nicht. Ein einsamer Autofahrer hat uns gesehen, und es schien ihm gefallen zu haben, denn sonst hätte er nicht gehupt. Für mich war das eine Zustimmung.«
Sie sagte dazu nichts, ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und das jetzt nicht wegen des Autofahrers, sondern sie fragte sich, warum er die Regeln durchbrochen hatte. Warum war er hier?
Lars neigte ja schon immer dazu, einfach da zu sein, da unterschied er sich nicht von ihrem Ex. Der Unterschied bestand darin, dass sie weiche Knie bekam, wenn sie Lars sah, und dass sie ein Magengeschwür befürchtete beim Anblick von Max.
Er ging ins Wohnzimmer, er kannte sich im Doktorhaus aus, entdeckte den Rotwein auf dem Tisch und rief: »Oh, ein Gläschen Wein würde ich jetzt auch gern trinken.«
Roberta, noch immer durcheinander, holte ein Glas aus dem Schrank, stellte es vor ihn hin, beobachtete, wie er sich Wein einschenkte, dann setzte sie sich. Nicht neben ihn, sondern sie nahm ihm gegenüber in einem Sessel Platz.
Und weil er ganz selbstverständlich tat als sei nichts geschehen, stellte sie ihm die Frage, die sie beschäftigte, seit sie ihn gesehen hatte: »Lars, warum bist du hier? Ich meine …, wir haben …«
Sie hatte auch schon flüssiger gesprochen, doch Lars verwirrte sie in jeder Hinsicht. Sie schwammen zwar in vieler Hinsicht auf einer Welle, in sehr vieler sogar. Doch seine Selbstverständlichkeit, mit der er kam und ging, die konnte sie einfach nicht nachvollziehen. Das war nur etwas, was sie an ihm störte, auch wenn sie zugeben musste, dass es ihr anfangs nichts ausgemacht hatte. Vielleicht stimmte das ja wirklich mit den Werbewochen. Ihre Freundin Nicki behauptete steif und fest, dass es sich nach den Werbewochen erst zeigte, ob eine Beziehung Bestand hatte