Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962234
Скачать книгу
Nebel schnuppern, um ihnen noch eine Weile ungestörter Ruhe zu ermöglichen. Anschließend legte er ihnen Handschellen aus speziell gehärtetem Stahl an und verfrachtete das Paar auf die Ladefläche des Lastwagens.

      Sekunden später saß Josuah Parker hinter dem Lenkrad und startete die schwere Dieselmaschine. Rumpelnd rollte der Lastwagen vom Hof und nahm wieder Kurs auf die Landstraße.

      *

      Nach kurzer Fahrt erreichte der Butler die Einmündung, bremste das schwerfällige Gefährt und schaltete den linken Blinker ein. Das Fahrzeug, dessen Lichter sich von links näherten, wollte er noch vorbeilassen.

      Doch plötzlich spitzte Parker die Ohren. Das Motorengeräusch des nahenden Wagens kam ihm ausgesprochen bekannt vor. Auch Form und Anordnung der Scheinwerfer stimmten. Das konnte nur das hochbeinige Monstrum sein!

      Im nächsten Moment brauste der eckige Kasten an der Einmündung vorbei. Die Silhouette, die der Butler im Vorüberhuschen erfaßte, ließ keinen Zweifel daran, wer am Steuer saß: Lady Agatha Simpson persönlich.

      Kurz entschlossen schaltete Parker vom linken auf den rechten Blinker um und nahm die Verfolgung auf. Eine Chance, Mylady einzuholen, hatte er nicht. Wenn überhaupt, konnten nur noch Lichthupe und Signalhorn helfen.

      Offenbar erreichten die optischen und akustischen Signale ihr Ziel. Jedenfalls leuchteten gleich darauf die Bremslichter der »Trickkiste auf Rädern« auf. Lady Agatha verlangsamte ihr Tempo, so daß der Butler aufholen konnte.

      Wenn Parker gehofft hatte, die ältere Dame würde halten, um sich über den aktuellen Stand der Gangsterjagd zu informieren, sah er sich gründlich getäuscht. Kaum war der Lastwagen auf zwanzig Schritte heran, gab die Detektivin wieder Gas und spurtete davon.

      Kurz darauf ließ sie den Butler wieder aufschließen, um aufs neue mit dem neckischen Spiel zu beginnen. Dieses Verhalten nährte in Parker den Verdacht, daß Mylady ihn für einen Kriminellen hielt, den es abzuschütteln galt.

      Die Bestätigung kam wenig später. Mit gewissem Unbehagen gewahrte der Butler, wie sich unvermittelt am Heck des gerade wieder davonbrausenden Monstrums eine Klappe öffnete.

      Da er sein Fahrzeug mit allen Raffinessen kannte, wußte Parker natürlich, was das zu bedeuten hatte, und stemmte sich mit aller Kraft auf die Bremse, um den Lastwagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen.

      Agatha Simpson hatte begonnen, die zahlreichen Kipphebel am Armaturenbrett durchzuprobieren und war dabei an die Krähenfuß-Streuanlage geraten.

      Was keinem echten Verfolger gelungen wäre – der Butler schaffte es. Eine Handbreit vor der ersten Nagelspitze kamen die Vorderräder des Lasters quietschend zum Stillstand.

      Hundert Schritte weiter stoppte auch das hochbeinige Monstrum.

      Doch ehe die Lenkerin das Fahrzeug verließ, legten ihre vorwitzigen Finger noch einen weiteren Kipphebel um, was für sie selbst ärgerliche Folgen hatte.

      Von weitem sah Parker eine fettige Qualmwolke aufsteigen, die das altertümliche Vehikel im Handumdrehen seinen Blicken entzog. Husten und Keuchen signalisierten ihm, daß Mylady ausgerechnet in diesem Moment die Wagentür geöffnet hatte.

      Besorgt um das Wohlergehen seiner Herrin, verließ Parker das Führerhaus des Lastwagens. Seine Schritte beschleunigte er allerdings nur soweit, wie es seine stets würdevolle Haltung zuließ.

      »Wo stecken denn die dreisten Lümmel?« hörte er Agatha Simpson schon beim Näherkommen rufen. Wild entschlossen, aber einigermaßen orientierungslos irrte sie in der undurchdringlichen Wolke herum und ließ ihren Pompadour kreisen.

      Ihr sogenannter Glücksbringer war ein veritables Hufeisen, das – in dem ledernen Beutel verstaut – von einem stämmigen Brauereigaul stammte und niemandem echtes Glück brachte.

      »Wo bleiben Sie denn, Mister Parker. Auf keinen Menschen kann man sich heutzutage verlassen«, behauptete Agatha Simpson allen Ernstes.

      »Man bittet in aller Form um Nachsicht, Mylady«, machte Parker die erregte Dame auf sich aufmerksam. »Meine Wenigkeit ist unverzüglich bereit, Myladys Wünsche als Befehl zu betrachten.«

      »Ach, Sie sind das, Mister Parker«, stellte Lady Agatha dann überrascht fest, nachdem sie um ein Haar mit dem Pompadour die Melone zerbeult hätte.

      »Mylady sagen es«, bestätigte der Butler mit einer höflichen Verbeugung und geleitete seine Herrin aus der Nebelzone.

      »Und wo sind die kriminellen Subjekte, die mich eben verfolgt haben, Mister Parker?« wollte sie wissen. »Die Burschen haben einen Denkzettel mehr als verdient.«

      »Die Herren haben es sich zu einem Nickerchen auf der Ladefläche des Lastwagens bequem gemacht, Mylady«, gab Parker zur Antwort. »In kurzer Zeit dürften sie für ein erstes Verhör zu Verfügung stehen, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      »Die Lümmel sind schon dingfest gemacht?« vergewisserte sich die Detektivin. »Da bin ich wieder mal schneller gewesen, als ich selbst geglaubt habe.«

      »Mylady waren wieder absolut unvergleichlich«, versicherte der Butler. Er hielt es für besser, die ältere Dame nicht darüber aufzuklären, daß er selbst am Steuer des Lastwagens gesessen hatte. So ließen sich einige Fragen und Mißverständnisse vermeiden.

      »Wie auch immer«, fuhr Agatha Simpson in unverkennbar dienstlichem Ton fort. »Ich habe keine Zeit zu verlieren. Laden Sie die Lümmel in Ihr Fahrzeug um, damit wir nach London zurückkehren können, Mister Parker.«

      »Mylady beabsichtigen, von einer Vernehmung an Ort und Stelle Abstand zu nehmen?« vergewisserte sich Parker.

      »«Ich habe keine Lust, mir die Subjekte von der Polizei wegschnappen zu lassen, Mister Parker.«

      »Demnach haben Mylady konkrete Anhaltspunkte für die Befürchtung, die Polizei könne kurzfristig hier auftauchen?«

      »Vermutlich sind die beamteten Schnüffelnasen schon unterwegs, Mister Parker.«

      »Ein Umstand, den Mylady keineswegs als erfreulich betrachten.«

      »Eben, Mister Parker. Also stehen wir nicht so untätig herum ...«

      »Man wird sich der größten Eile befleißigen«, versprach der Butler und machte sich umgehend ans Werk.

      *

      Wenige Minuten später hatte Parker die immer noch übermüdet wirkenden Ganoven auf dem Rücksitz des hochbeinigen Monstrums verstaut, derweil Mylady mit dem Beifahrerplatz vorliebnahm. Dann stieß er mit der Fußspitze die verstreuten Krähenfüße in den Graben und rangierte den Lastwagen an den Straßenrand, damit er kein gefährliches Hindernis bildete.

      »Darf man möglicherweise erwarten, daß Mylady Auskunft über den Verbleib von Mister Marvin Fields geben können?« fragte er, während das schwarze Gefährt rasch Fahrt aufnahm.

      »Erinnern Sie mich nur nicht an diesen ungehobelten Rüpel, Mister Parker«, grollte Agatha Simpson. »Mit dem Burschen habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«

      »Wie möchten Mylady diese Äußerung verstanden wissen?«

      »Der Lümmel hatte nichts besseres zu tun, als auf kürzestem Weg zur nächsten Polizeiwache zu fahren.«

      »Mylady überließen Mister Fields die Führung des Fahrzeuges?«

      »Natürlich, Mister Parker. Ich glaubte, in Ruhe an der Vollendung meines taktischen Konzepts arbeiten zu können, während der Bursche fuhr. Aber er hat das Vertrauen, das ich ihm auf diese Weise entgegenbrachte, schamlos mit Füßen getreten.«

      »Eine Mitteilung, die man nur mit Bedauern und Entrüstung zur Kenntnis nehmen kann, Mylady.«

      »Wäre diese vermaledeite Trennscheibe nicht gewesen – ich hätte den Rüpel noch während der Fahrt zur Räson gebracht, Mister Parker.«

      »Woran meine bescheidene Wenigkeit keinen Augenblick zweifelt, Mylady.«

      »So mußte ich notgedrungen