»Ja, das stimmt. Mein Mann und ich fahren auch öfter mal in die Hauptstadt und shoppen ein bissel. Wenn die Sonne scheint, hat unsere Hauptstadt eine richtiggehende südländische Atmosphäre.«
»Wenn man dort lebt und arbeitet, wird das irgendwann zum Alltag«, versetzte Christian.
»Ja, dann ist’s dort wie überall«, lachte die Sekretärin. »Ich hab’ gehört, du hast eine kleine Tochter.«
»Stimmt. Die Jana ist fünf. Sie ist jetzt in der Obhut meiner Schwester, bei der wir wohnen.« Christian schaute auf die Uhr. Es war neun. In diesem Moment wurde gegen die Bürotür geklopft, im nächsten Moment wurde sie geöffnet und Pfarrer Trenker erschien.
»Pünktlich sind S’ ja wie ein Mauerer«, sagte die Vorzimmerdame und hieß ihn willkommen.
Sebastian ging auf Christian zu und reichte ihm die Hand. »Servus, Christian. Freut mich, dich wieder mal zu sehen. Und noch mehr freut es mich, dass du dich entschlossen hast, in die Heimat zurückzukehren. Man weiß erst, was man an der Heimat hat, wenn man in der Ferne ist. Ein altes Sprichwort, das sicherlich seine Gültigkeit hat, gell?«
Christian schüttelte die Hand des Pfarrers und lachte erfreut. »Habe die Ehre, Herr Pfarrer. Ich bin auch froh, wieder daheim zu sein. Sie kommen doch net gar wegen mir ins Bürgermeisteramt?«
»Doch, als mir der Markus gesagt hat, dass du dich heut’ um neun Uhr bei ihm vorstellst, hab’ ich gefragt, ob ich dabei sein könnt’. Schließlich kennen wir beide uns ja sehr gut und ich hätt’ dich bei passender Gelegenheit eh aufgesucht, um dir grüß Gott zu sagen.«
»Es ist mir eine Ehre, Herr Pfarrer«, erklärte Christian.
In der Zwischenzeit hatte die Sekretärin den Bürgermeister informiert, dass Christian und der Pfarrer eingetroffen waren.
»Schicken S’ die beiden herein«, sagte Bruckner. »Und tragen S’ bitte in den Kalender mit Rotstift ein, dass der Pfarrer Trenker heut’ zum ersten Mal nach Ankündigung kommt.«
»Du meinst, ich hab’ gewissermaßen einen Termin bei dir vereinbart«, sagte Sebastian mit einem Grinsen um den Mund von der Tür her und machte einen Schritt ins Büro.
»Etwa net?«
»Im weitesten Sinne – ja. Guten Morgen, Markus. Ich hoff’, du hast dich gut erholt von unserem Marsch am Samstagabend.«
»Ich kann net klagen, Hochwürden. Wenn S’ mich weiterhin so rannehmen, krieg’ ich eine Kondition wie ein Junger.«
»Du bist freiwillig mitgegangen«, verteidigte sich der Pfarrer.
»Ein freiwilliges Muss, Hochwürden. Will ich mir doch zu Pfingsten keine Blöße geben. Wären Sie net so unerbittlich …«
Sebastian lachte amüsiert auf.
Jetzt trat Christian Albersdörfer neben ihn. »Grüß Gott, Herr Bruckner.«
Der Bürgermeister erhob sich und kam jovial lächelnd um den Schreibtisch herum, hielt Christian die Hand hin und sagte: »Grüaß Ihnen, Herr Albersdörfer. Ich darf Sie auch im Namen des Gemeinderats auf das Herzlichste in St. Johann Willkommen heißen!«
Nach einem kräftigen Händedruck sagte Christian: »Danke, Herr Bruckner. Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Körperlich war ich in dieser Zeit in München. Mit dem Herzen aber war ich immer in St. Johann. Ich bin froh, wieder daheim zu sein.«
»Setzen wir uns doch, meine Herren«, lud Bruckner seine Besucher dazu ein, an dem runden Besprechungstisch Platz zu nehmen. Sie ließen sich nieder.
»Kochen S’ uns doch bittschön einen Kaffee«, sagte der Bürgermeister an seine Sekretärin gewandt. »Sie trinken doch ein Tasserl?« Er schaute erst Christian, dann den Pfarrer fragend an.
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