»Du bist hart.« Sie schmiegt sich wieder dichter an ihn. »Und das fühlt sich so gut an.«
Bevor er ihr antworten kann, macht sie sich von ihm los, springt auf den Brunnenrand und kickt ihre Schuhe von den Füßen. Er macht sich nicht die Mühe, die Sneakers auszuziehen, sondern ist in der nächsten Sekunde im Brunnen, nimmt ihr Hände und zieht sie zu sich ins Wasser. Sie schaudert, als es ihre Füße kühl umspült.
»Hart war ich schon im Restaurant«, sagt er und dirigiert sie zur Säule. Ihren Fluchtweg blockiert er mit seinem Körper.
Schnell öffnet er die letzten Knöpfe ihrer Bluse und auch das Fronthäkchen ihres BHs. Ihren Blick in seinem festhaltend, knetet er ihre Brüste, deren Spitzen hart gegen seine Handflächen reiben. Als sie mit dem Rücken gegen die Säule stößt, küsst er sie. Mit dem Wasser, das über ihre Schultern und Arme rinnt, prickelt ein neuer Schauder über ihre Haut. Sie knabbert an seiner Lippe, lässt seine Zunge in ihren Mund und öffnet den Gürtel seiner Jeans.
Seine Hände wollen unter ihren Rock. »Und was ist mit dir? Bist du feucht?«
Sie greift seine Handgelenke, stoppt ihn. »Meine Füße?«, neckt sie ihn. »Die sind so feucht wie deine.«
Er befreit sich aus ihrem Griff. »Du hast ein loses Mundwerk ... und zu lose Hände ...« Er zieht seinen Gürtel aus den Schlaufen der Jeans und küsst sie, sowohl um sie zum Schweigen zu bringen als auch, um sie noch wehrloser zu machen.
Seine Hände streichen über ihre Seiten nach oben, teasen ihre Nippel ein neues Mal und schieben ihre Arme über ihren Kopf. Sie spürt das Leder seines Gürtels auf ihrer Haut. Es schließt sich um ihre Gelenke, schlingt sich auch um die Säule des Wasserspeiers hinter ihr. Er macht sie daran fest.
»Mund und Hände gezügelt«, murmelt er an ihre Lippen und wirkt noch zufriedener, als sie sich windet, weil er ihre Nippel jetzt ganz unsanft behandelt, sie kneift und daran zieht. Wenig später erreichen seine Hände ihr eigentliches Ziel zwischen ihren Beinen. »Und wie feucht du bist ...«
Er schiebt ihren Rock ein Stück höher und ihren Slip zur Seite, um einen Finger in sie zu stecken. Sie stöhnt und kommt ihm soweit es geht entgegen, damit er sie besser berühren kann.
»Ist das eine Bitte?«, fragt er mit einem leisen Lachen. »Soll ich dich zum Höhepunkt streicheln?«
Um sie zu reizen, schickt er seine Fingerspitze ein paar Mal um ihren Kitzler. Nur so lange, dass ihr Geist ein bisschen weicher wird und loslässt. Dann hebt er sie an, setzt sie auf den schmalen Sims der Säule und schiebt ihre Beine auseinander. Das Wasser rinnt nun auch über ihre Brüste, über ihren Bauch.
»Oder soll ich dich zum Höhepunkt fisten?«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, schiebt er drei Finger in sie, dehnt sie und nimmt einen vierten hinzu. Sie winkelt die Beine an, um zuzusehen, wie seine halbe Hand wieder und wieder in sie fährt. Vollkommen geil macht sie dieser Anblick und das Gefühl des heftiger werdenden Ziehens in ihrem Unterleib. Immer lauter wird ihr Stöhnen, das manchmal sein Name ist und manchmal wortlos und schließlich zu einem kleinen, enttäuschten Murren wird, weil er aufhört. Dabei war sie so kurz davor.
Er öffnet die Knöpfe seiner Jeans, holt seinen Schwanz aus der Unterhose und lässt ihn durch ihre Spalte gleiten. Er ist heiß, noch immer hart, und er pulsiert vor Lust auf sie. Wassertropfen rinnen von ihrem Venushügel auf ihn und sitzen darauf wie durchsichtige Perlen.
»Heute kommst du nicht, weil ich dich streichele oder fiste«, sagt er. »Heute ficke ich dich zum Höhepunkt.«
Damit stößt er in sie. Sie schreit und zieht an ihren Fesseln, doch der Gürtel sitzt fest und hält ihre Hände über ihrem Kopf.
»Tiefer«, flüstert sie und sieht ihn an.
Seine Augen waren nie dunkler als in diesem Moment, und in seiner angespannten Miene steht nun das Vorhaben, sie beide um den Verstand zu bringen. Sie schreit ein zweites Mal, als er ihre Hüften packt und ihrem Wunsch folgt, sie tiefer zu ficken.
»Fester«, murmelt sie schon halb benommen und atemlos.
Dann schließt sie die Schenkel um seine Hüften, um ihn darin einzuspannen, ihn sowohl anzutreiben als auch sich austoben zu lassen, bis sie beide für diese Nacht Erlösung finden.
EINS
Brandon Boyd hatte die süßeste Stimme, die Emma kannte. »7 am«, säuselte er in Emmas Ohr, und sie räkelte und streckte sich, drehte sich auf die andere Seite. Tatsächlich war es sieben Uhr am Morgen und Zeit aufzustehen, doch die Vorstellung, dass Brandon Boyd gar nicht für Incubus, seine Band, sang, sondern für sie, ließ sie noch ein wenig dösen. Als er bei »12 pm« angelangt war, warf Emma die Bettdecke zurück, stand auf und ging vor sich hin summend unter die Dusche. Im Anschluss grübelte sie vor ihrem Kleiderschrank darüber nach, welchen Rock sie heute tragen würde. Für andere sah es vielleicht so aus, als sei es ein und derselbe, schließlich war es immer ein schwarzer Bleistiftrock, aber Emma kannte die Unterschiede und Details natürlich. Und sie wusste auch, dass sie genau sechsundzwanzig solcher Röcke besaß. Wann immer sie einen fand, konnte sie einfach nicht widerstehen und musste ihn kaufen.
Sie entschied sich für ein Exemplar und wählte dazu ein leichtes Shirt ohne Ärmel. Es war Juni und brütend heiß in Chicago. Sie wollte nicht schon zerflossen sein, wenn sie aus der Bahn stieg. Das Shirt hatte den exakt gleichen Farbton wie Emmas Haare. Es war nicht nur rot, sondern knallrot. An ihre eigentliche Haarfarbe konnte Emma sich kaum erinnern. Ein Straßenköterblond war es wohl, das sie mit der leuchtenden Farbe aufpeppte, seit sie zwanzig war. Zwanzig – dieses Alter war schon anderthalb Jahrzehnte her und die Zeit gewesen, als sie vom Pummelchen zur Frau geworden war – ohne den Verlust ihrer Kurven. Einst hatte sie diese Kurven bedauert und verflucht, doch inzwischen waren ihr runder Hintern und die schmale Taille, natürlich verpackt in einem Bleistiftrock, so etwas wie ihr Markenzeichen. Zusammen mit dem leuchtend roten Haar. Mit ein paar geübten Handgriffen steckte sie es zurück, legte ein bisschen Make-up auf und wechselte in die Küche, um einen Bagel zu tosten und ihrem Kaffeeautomaten den ersten leckeren Latte Macchiato des Tages zu entlocken. Frühstück – das fand für Emma grundsätzlich zu Hause statt. Sie mochte es nicht, sich in der Redaktion schnell etwas zwischen die Zähne zu schieben und dabei auf der Tastatur herumzuklimpern. Das war sowas von unentspannt.
Die beiden Bagel-Hälften ploppten kross aus dem Toaster. Emma flippte sie auf einen Teller, nahm Kräuterstreichkäse aus dem Kühlschrank, schnappte sich auch ihren Kaffee und setzte sich an den Tresen, der ihre Küche vom Wohnzimmer trennte.
Während sie aß, dachte sie über die Geschichte nach, die sie am Vorabend gelesen hatte. Sie hatte sie kribbelig und so heiß gemacht, dass sie nicht hatte einschlafen können, ohne sich selbst mit dem Gedanken daran einen Orgasmus zu bescheren. Angetrieben von der verlockenden Vorstellung, an diesen Wasserspeier im Pool des Irrgartens gefesselt zu sein und mal eben aufs Feinste durchgevögelt zu werden.
Nicht irgendeine Porno-Geschichte hatte sie am Vorabend gelesen, sondern Der Irrgarten. Die siebenundachtzigste Geschichte, die einerseits nur für sie und andererseits doch für ein großes Publikum verfasst worden war.
Vor ungefähr zwei Jahren war Emma auf einen Chicagoer Blog aufmerksam geworden und dem Blogger, der sich TiWrites nannte, bald gefolgt. Seine Geschichten waren so real, so greifbar und keineswegs primitiv, aber dennoch höchst erotisch. Sie hatte ihm gemailt, ein paar komplimentgeladene Zeilen waren es gewesen, aus denen sich eine Konversation entwickelt hatte. In deren Verlauf hatte TiWrites sie aufgefordert, ihm drei Stichworte für den nächsten Blogbeitrag zu liefern. Emma hatte das gern getan, und tat es seither. Ihre letzten Stichworte waren »Irrgarten«, »Brunnen« und »Fesseln« gewesen.
Wie jede andere besaß seine letzte Story einen wirklich speziellen Charakter. Dies nicht nur, weil TiWrites so gut schrieb,