Erschrocken starrt mich Karin an. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Ganz offensichtlich hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit. Fast tut sie mir leid, doch irgendwie bin ich im Moment nicht dazu aufgelegt, es ihr leichter zu machen. Dafür sitzt der Stachel der Enttäuschung zu tief. Erregt stehe ich auf und gehe auf und ab. Karin knetet ihre Hände im Schoß und sieht nicht auf. »Ich wusste, dass das nicht gut ausgehen kann«, murmelt sie so leise, dass ich sie kaum verstehen kann. Ich sinke auf einen Sessel. »Warum ausgerechnet er?«, will ich wissen. Karin zuckt mit den Schultern. »Es hat sich so ergeben. Es stand kein Plan dahinter.«
Obwohl sich in mir alles dagegen sträubt, glaube ich ihr. Ich nehme einen großen Schluck Wein und lehne mich zurück. Karin spricht es nicht aus und doch bin ich mir bewusst, dass ich weder dir noch Karin vorschreiben kann, mit wem ihr euch einlasst. Und doch sieht Karin jetzt durchaus schuldbewusst aus. Ich seufze. »Es tut mir leid! Ihr seid mir beide keine Rechenschaft schuldig. Aber…« Ich stocke.
»Aber es tat weh«, vollendet meine Freundin den Satz. »Das verstehe ich.«
Aufgewühlt stehe ich auf und schaue aus dem Fenster. »Nein, das kannst du nicht verstehen. Nicht wirklich. Ich wollte wirklich treu sein. Keine Affären mehr haben«, versuche ich zu erklären. Ich drehe mich zu Karin um. Sie sieht mich mit schräg gelegtem Kopf interessiert an.
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