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Der heiße CallBoy | Erotische Geschichte
von Paula Cranford
Paula Cranford ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Schreiben war immer schon ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Von den ersten Schulaufsätzen an, später über leichte Prosa und themenrelevante Artikel, bis hin zur erotischen Kurzgeschichte heute.Paula wohnt und schreibt in Berlin. Sie reist aber, wann immer es ihr möglich ist, durch die nordischen Länder.Geboren ist sie in Nordrhein-Westfalen, arbeitete aber jahrelang in Norddeutschland als Online-Redakteurin in der Erotikbranche. Aus diesem Job heraus entstanden auch die ersten erotischen Kurzgeschichten.Die Autorin lässt sich vom Leben und dem Lieben inspirieren. Ihre Geschichten sind eine Mischung aus tatsächlich Erlebtem und Fantasie. Mit ihren Büchern möchte die Autorin der Sinnlichkeit leichte Flügel verschaffen …
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: nd3000 @ istock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783964776037
www.blue-panther-books.de
Der heiße CallBoy von Paula Cranford
Irgendwann hatte sie aufgehört, die Abende zu zählen, an denen sie allein zu Hause saß und wartete. Fast immer hatte sie, bevor sie anfing zu warten, etwas möglichst Außergewöhnliches gekocht, hatte dafür lange in der Küche gestanden. Davor war sie ausgiebig unterwegs gewesen, für das meist anspruchsvolle Abendessen einzukaufen. Immer hatte sie den Tisch liebevoll gedeckt. Und dann hatte sie angefangen, zu warten. Auf ihn. Auf ihren Mann. Meistens war alles umsonst gewesen: das Einkaufen, das Kochen, das Warten ...
Als er sie sogar an ihrem Geburtstag genauso warten ließ, da wusste sie, es war an der Zeit, etwas gegen dieses Warten zu tun, ihre stetig ansteigende Frustration irgendwie zu besänftigen.
***
An ihrem Geburtstag saß sie also da und alles war, wie sonst auch: Vor ihr das kalt gewordene Essen mit dem warm gewordenen Champagner, im müden Schein der fast heruntergebrannten Kerzen.
Lustlos stocherte sie mit der Gabel in dem exotischen Gemüse und trank zu viel von dem teuren Champagner – irgendetwas musste sie ja tun.
***
Als er schließlich anrief, vermutlich um ihr zu sagen, er wäre bereits auf dem Weg und wie leid es ihm täte, da ignorierte sie das Klingeln des Telefons. Er würde mit einem großen, auf die Schnelle noch organisierten Strauß Blumen in der Hand die Haustür aufschließen. Vermutlich würden es rote Rosen sein, vielleicht auch ein dunkles Rose, je nachdem, was er noch hatte ergattern können. Sie würde sich nicht darüber freuen.
Es war nach einundzwanzig Uhr, als sie seinen Wagen in die Einfahrt rollen hörte. Noch zweimal hatte er versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber sie hatte nicht die geringste Lust verspürt, mit ihm zu sprechen.
Es waren tatsächlich Rosen, die er in der Hand hielt. Eine farbliche Mischung in Rot, Rose, Gelb, Orange und Weiß. Sie musste unwillkürlich bitter lächeln. Es sah nach einem Restestrauß aus. Das, was an übriggebliebener Auswahl in der Blumenhandlung auf seinem Nachhauseweg noch erhältlich gewesen war. Diese Rosenreste hatte die Verkäuferin irgendwie wertig zu arrangieren versucht.
Unbeholfen drückte er ihr die Blumen in die Hände, presste ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und erklärte, wo es nichts mehr zu erklären gab. Sie war sicher, er hatte schlichtweg nicht mehr an ihren Geburtstag gedacht. Wenn er es wenigstens ehrlich zugegeben hätte, mit diesem charmanten, verschmitzten, spitzbübischen Lächeln, mit dem er sie früher oft so unwiderstehlich angelächelt hatte, dann hätte sie ihm vielleicht genug verzeihen können, um diesen Abend doch noch irgendwie harmonisch zu gestalten. Aber aus diesem vermissten Lächeln war ein routiniertes, aufgesetztes Lächeln geworden, das tagsüber seinen Kollegen und Kunden diente und abends jetzt auch ihr.
Sie saßen sich schweigend gegenüber. Er aß schnell. Sie stocherte im aufgewärmten Essen herum. Beide tranken viel. Er öffnete die zweite Flasche Champagner. Hastig trank sie mehr, als ihr gut tat. Weil sie so beschwipst war, wie seit langem nicht mehr, ließ sie es zu, dass er sie erst aus und dann an sich zog. Er nahm sie auf der Wohnzimmercouch. Sie lag unten, er oben. Ihr Mann stieß sich in sie hinein und kam, wie immer, sehr schnell. Sie sah an ihm vorbei und kam, wie immer, nicht.
***
Die Kollegen am nächsten Tag im Büro brachten ihr mehr Herzlichkeit beim Gratulieren entgegen, als ihr eigener Ehemann am Abend vorher. Sie hätte weinen können.
***
Am folgenden Freitag hatte sie ein paar wirklich gute Freundinnen zu einem Umtrunk eingeladen. Dieses Mal wollte sie aber nicht zu Hause feiern, denn ihr Mann sollte kein Teil dieser kleinen Feier werden. Sie würde mit den drei Frauen in eine neue angesagte Bar gehen. Da würden sie feiern. Sie freute sich auf diesen Abend, und wie sie sich freute! Sie verspürte eine innere Unruhe. Es fühlte sich so an, als wenn etwas an dem Freitagabend passieren könnte. Aber sie hatte keine Vorstellung, was.
***
Die Bar war cool. Die Atmosphäre animierend. Sie war bester Laune. Großzügig bestellte sie nur die feinsten Häppchen und die teuersten Cocktails für die Runde. Das einzig Positive, das sie zurzeit an ihrer Ehe noch finden konnte, war, dass ihr Ehemann gut verdiente und selten auf das gemeinsame Konto guckte. Geld spielte keine besonders große Rolle.
Die Freundinnen hatten ihr kleine, feine Geschenke mitgebracht.
Maja schob ihr einen Umschlag über den Tisch. Neugierig öffnete sie das unscheinbare Kuvert und zog eine Visitenkarte heraus. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff.
»Für alles, was du dir schon immer gewünscht und noch nie erlebt hast – und noch mehr. PATRICK«, stand da, und auf der Rückseite eine Telefonnummer.
Sie sah in die erwartungsvollen Gesichter ihrer Freundinnen. Jenny quietschte vor Vergnügen: »Schatz, du musst dir dringend was gönnen! Die Zeit rennt immer schneller und du wirst immer frustrierter.«
Und Susan fiel ein: »Du musst unbedingt was für deine erloschene Libido tun, meine Gute. Es steht dir ja förmlich auf der Stirn geschrieben, dass du seit ewigen Zeiten keinen Orgasmus mehr hattest.«
Sie wurde rot und wäre am liebsten in ihrem Cocktail-Glas versunken.
Maja stieß sie liebevoll an. »Muss dir nicht peinlich sein. Wenn der Typ nur halb so gut ist, wie er uns beschrieben wurde, dann will ich sofort nach dir von dem gevögelt werden.«
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