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      ***

      Eine halbe Stunde später trafen sie auf dem Weingut der von Tress‘ ein, welches um einiges größer war als das der Wingenfelds. Selbst um diese Nachtstunde war noch reichlich Betrieb im Hof, doch das störte Alexa derzeitig nicht wirklich. Sie nestelte an ihrer Handtasche herum, zitternd vor Aufregung, und übergab Christian eine Art Urkunde.

      Christian schaute sie an. »Was ist das?«

      »Entrolle es«, bat sie ihn, »du wirst mich entweder lieben oder für immer und ewig verdammen.« Alexa lächelte.

      Als Christian das Papier las, schaute er Alexa ungläubig an.

      »Das kann nicht wahr sein, ich muss träumen«, entfuhr es ihm. Unglauben stand in seinem Gesicht geschrieben. »Alexa hast du dir das gut überlegt.«

      »Ja, Christian, das habe ich. So und nicht anders soll es sein!«

      »Das ist eine Übereignungsurkunde, Alexa! Du schenkst mir quasi dein Leben – du enteignest dich damit. Du bist mein Eigentum, verstehst du? Ich könnte mit dich quälen, schänden …«

      »Was du nie tun würdest, nicht wahr?«

      »Nein, niemals.« Seine Hände öffneten sich, und Alexa schmiegte sich an ihn.

      »Alexa, du machst mich mit diesem Papier zu dem glücklichsten Mann auf der Welt. Doch warum? Wieso? Ich bin irritiert?«

      »Ich möchte es so, Christian – bitte schau mich nicht an, als wäre ich nicht von diesr Welt. Ich mache mich dir zum Geschenk – andere Männer wären glücklich darüber.« Sie spielte ihm Entrüstung vor.

      »Ich bin glücklich, Alexa, ich bin überaus glücklich!« Christian wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen. Er hatte vieles durchgespielt, womit sie ihn überraschen konnte. Vielleicht einen geilen Blowjob, andere wilde Sexspielchen mit ihm treiben, doch das hier – eine Übereignungsurkunde –, damit hatte er nicht rechnen können.

      Sie gehörte ihm. Sie war seine Leibeigene, seine Sub, seine Sklavin … was immer man dazu sagte.

      Doch nein! So etwas sollte sie nicht sein – sie war schon so demütig genug. Alexa hatte ihn vollends aus der Bahn geworfen.

      Er würde sie lieben und ehren, er würde ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, dafür verlangte er nur Gehorsam und Liebe – viel Liebe. Sie würde mit ihm schlafen, da war er sich sicher, vielleicht würde sie ihm sogar den lang ersehnten Nachwuchs schenken. Doch eines nach dem anderen. Zuerst galt es, diese Überraschung zu verdauen.

      Diese kleine Wildkatze, dachte er, hat sie dich doch tatsächlich kalt erwischt. Er hatte gedacht, man könne ihn nicht mehr überraschen – falsch gedacht von Tress, falsch gedacht. Er grinste. Auch für ihn war heute ein wahrhaft denkwürdiger Tag.

      ***

      Am nächsten Morgen erfuhr Alexa, dass ihr Vater sich das Leben genommen hatte – Selbstmord natürlich –, er war mit Schlaftabletten einfach in den Tod hinübergeglitten. Sie nahm es gelassen auf und bat einen Bestatter, sich um alles zu kümmern.

      Dann ging sie zu Christian, um ihm zu sagen, was passiert war. Sie war ein bisschen sauer auf ihn, weil er sie in dieser Nacht nicht angerührt hatte. Lapidar hatte er gemeint, dafür benötige er einen kühlen Kopf. Und Alexa hatte sich umgedreht und geschmollt.

      »Vater ist tot«, sagte sie zu Christian, »er hat Tabletten genommen, konnte wohl nicht mehr mit seiner Schuld leben. Immerhin hat er so viel Anstand besessen, mit seinem Selbstmord bis zu meiner Volljährigkeit zu warten, um mir nicht die Last des hoch verschuldeten Weingutes aufzubürden.« Alexas Trauer hielt sich in Grenzen. »Kümmerst du dich bitte um alles, Christian, ich will ihn nicht mehr sehen.«

      »Und das Weingut, was soll daraus werden?«, meinte er.

      »Ist doch eh alles verschuldet«, sagte Alexa, »da wirst du nichts mehr holen können. Soweit ich weiß, war mein Vater bereits in der Privatinsolvenz, hat doch alles verspielt. Vielleicht kannst du wenigstens noch einen Teil des Erbes meiner Mutter retten – es lastet ein Fluch auf diesem Weingut.«

      Alexa wandte sich zum Gehen.

      Seine Hände hielten sie fest. Er drehte sie zu sich herum, schaute ihr tief in die Augen und meinte: »Alexa, bist du dir sicher, dass du immer noch das willst, was du mir gestern Nacht versprochen hast – jetzt, wo dein Vater …«

      »Mehr denn je«, sagte Alexa, hart im Tonfall. »Ich brauche Führung, ich brauche Sex, ich brauche Liebe, und ich merke sehr genau, mein Lieber, wie dein Schwanz gerade mächtig pocht. Möchtest du mich nicht endlich entjungfern … Oder muss ich wirklich erst darum bitten?«

      »Heute Abend … heute Abend wirst du für mich einen Schleier tragen, du wirst einen seidenen Umhang um dich schlingen und dann Einzug in unsere Gemächer halten … Oh, Alexa, entschuldige meine Gefühlsduselei, aber ich habe noch nie eine Frau geliebt, die mein Eigentum wird.«

      »Dann wird’s aber höchste Zeit«, meinte Alexa forsch, »immerhin lebt auch der Herr Baron im 21. Jahrhundert. Ich weiß ja, ihr Blaublüter werdet nie euere Contenance verlieren – aber hallo, du wirst doch noch eine ordentliche Entjungferung hinbekommen, trotz unserer zwanzig Jahre Altersunterschied?« Sie kicherte.

      »Du willst mich reizen, du willst mich tatsächlich anstacheln?« Christian lachte ebenfalls und drehte Alexa einmal im Kreis herum. »Ich liebe dich, ich liebe dich von ganzem Herzen.«

      Alexa begann zu weinen. Sie hatte Tränen in ihren Augen, und sie schlang Christian die Arme um den Hals.

      »Dir ergeben!«, flüsterte sie, und Christian küsste sie voller Inbrunst.

      ***

      Ihm schwindelte. Was war er doch für ein Glücksritter. Das Geschäft mit der Ausbildung der Mädchen lief hervorragend. Sein Weingut warf satte Gewinne ab, und als Immobilienmakler war er ein hoch angesehener Mann.

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