»Alles okay«, erwiderte Ivy.
»Ich sage dir, was du gerade denkst!«, verkündete Jeff.
»Aha ...«
»Jawohl. Pass auf! Du denkst jetzt: Er ist ein verdammter Hurensohn. Er hat mich gefickt und überlegt gerade, wie er aus der Sache wieder rauskommt, bevor ich ihn zum Altar zerre. Stimmt’s?«
»Ich habe dich nicht Hurensohn genannt ...«
Er grinste breit und entblößte dabei seine etwas hervorstehenden Eckzähne. »Hör zu ...« Er zog sie durch das überschwappende Wasser näher an sein Gesicht. »Das hier ist für mich was ganz Besonderes und du bist eine ganz besondere Frau. Das heute Abend war keine einmalige Sache. Nicht für mich.«
»Es klingt ehrlich ...«, erwiderte Ivy.
»Es ist ehrlich! Ich habe gelitten wie ein Tier, nachdem du das letzte Mal abgehauen bist. So abgedroschen es auch klingt, aber ich habe seitdem nur noch an dich gedacht. Ich habe einfach nicht verstanden – nachdem du bei mir gewacht hattest – warum du aus meinem Leben verschwinden wolltest.«
Kapitel 21 von Helen Carter
Ivy überlegte, was er alles mitbekommen hatte, als sie gedacht hatte, er schliefe auf der Liege ... Ihre Augen wanderten über sein Gesicht. Sie suchte nach Hinweisen, ob er die Wahrheit sagte, oder nur das tat, was er gewohnt war bei einer neuen Geliebten.
»Ich weiß es selbst nicht. Es war einfach alles zu viel, glaube ich. Du hast so eine Art ... Du hast mich niedergewalzt irgendwie. Du hast Sachen in mir ausgelöst, die mir Angst gemacht haben.«
Seine Miene verdüsterte sich. »Das wollte ich nicht. Glaub mir! Aber ich war so glücklich, als du bei dem Inder aufgetaucht bist. Ich hätte dich am liebsten mitten in diesem komischen Laden geküsst.«
Ivy musste lachen, denn sie stellte sich die Szene vor, und vor allem, das Gesicht des Herrn mit Turban und Rauschebart, wenn er Graf Dracula bei seinem Überfall beobachtet hätte ...
»Hey – hör auf!« Er knuffte ihren Arm. »Wenn du so weitermachst, ist bald gar kein Wasser mehr hier drin!« Dann wurde seine Miene ernst. Er legte seine Hand an ihre Wange und fixierte ihre Augen. »Ivy ... Ich liebe dich ...«, sagte er leise.
Sie lag auf ihm und konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte. Mit einem Schlag geriet sie beinahe in Panik. Was sollte sie tun? Sagen: »Ich liebe dich auch?« Sie wusste es nicht. Schon lange hatte das niemand mehr zu ihr gesagt. Es war unsicheres Territorium, vermintes Gelände. Jede Sekunde, die wortlos verstrich, bedeutete Untergang.
»Ich liebe dich auch«, sagte sie und sprach doch aus vollkommener Verunsicherung heraus.
»Wieso musstest du so lange überlegen?« Er klang ungläubig wie ein kleiner Junge.
»Weil ich ... ich habe das schon so lange niemandem mehr gesagt. Ich habe Angst.«
Jeff schloss seine Arme fest um ihren Rücken. »Ich habe auch Angst. Aber nur, dass ich dich wieder verlieren könnte.«
Ivy traute ihren Ohren nicht. Konnte es wahr sein, dass dieser Mann wirklich so empfand? Er küsste sie so sanft, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Doch gerade, als sie seinen Kuss zu erwidern begann und seine Hand zu ihrem Hintern glitt, hörte sie ein unbekanntes Geräusch. Es klang wie ...
»Hellsbells?«, sagte sie verblüfft.
Jeff verdrehte die Augen. »Fuck. Das ist mein Handy ...«
Ivy löste sich aus seiner Umarmung. »Ich hol’s dir ...«
»Nein. Lass. Wer immer es ist, er soll ...«
Doch sie war schon aus der Wanne gestiegen. Die Melodie wiederholte sich unablässig. Ivy kramte das Handy aus seiner Manteltasche und eilte zurück ins Bad.
Er sah sie an und tauchte unter, die Knie in die Luft gereckt. Als er wieder auftauchte und ihr einen gequälten Blick schenkte, drückte sie ihm das Telefon in die Hand.
Die männliche Stimme am anderen Ende brüllte so laut, dass sogar sie es hören konnte. »Wo zur Hölle steckst du? Wir sitzen seit drei Stunden hier und warten auf dich! Mike will uns schon rausschmeißen. Zweitausend Pfund für den Arsch!«
Jeff hielt das Handy am ausgestreckten Arm von sich. »Woodrow«, brummte er.
Ivy grinste und zog eine Fratze.
»Kriech aus deiner Schlampe und beweg deinen verfluchten Arsch ins Studio!«
Ivy erstarrte.
Sofort drückte Jeff das Handy an sein Ohr. »Ey! Halt dich zurück, ja?«
»Wenn du in zwanzig Minuten nicht hier bist, erlebst du die Hölle, Bones. Geht das in deinen zugedröhnten Schädel? Du hast genug Scheiße gebaut für heute!«
Jeff drückte auf eine der Tasten und ließ das Handy auf den Badezimmerteppich fallen. »Wichser«, murmelte er.
Ivy wusste nicht, was sie sagen sollte. Kriech aus deiner Schlampe ... Woodrow hatte sicherlich nicht sie gemeint, also musste es noch mindestens eine andere Frau geben, bei der er Jeff vermutete. Oder sein Schützling landete grundsätzlich bei einer Frau, wenn er verschwand. Welche Erklärung auch zutraf, keine davon machte Ivy glücklich.
»So redet er nicht immer. Er kann auch richtig wild werden«, versuchte Jeff offensichtlich die Situation zu retten.
Ivy schwieg und nahm ein Badetuch vom Haken, das sie ihm reichte.
»Schmeißt du mich raus?« Er hatte sich aufgesetzt und sah sie beinahe herausfordernd an.
»Du musst gehen. Ich will nicht, dass du Ärger kriegst.«
»Er kann mich mal. Ich lass mich nicht mehr von ihm rumkommandieren ...«
»Jeff ... bitte ...«
Verwundert sah er sie an. »Jeff? So hat mich seit Ewigkeiten niemand mehr genannt ...« Es war eine Feststellung, ohne auch nur ein Schmunzeln.
»Bitte ...«, wiederholte sie. »Du kannst ja danach wiederkommen ...« Sie wollte ihn nicht ohne eine Aussicht gehen lassen. Auch für sich selbst.
Der große Mann stieg über den Wannenrand, als sei er nicht höher als ein Bordstein. Sein Haar klebte wie schwarzer Lack an seiner Haut. Selbst die Art, wie er seinen Körper trockenrubbelte, wirkte auf Ivy sexy. Hätte er nicht weggemusst, sie hätte ihn noch im Bad verführt.
Plötzlich trat er ganz dicht an sie heran, ließ das Tuch fallen und drängte sich gegen ihren nackten Körper. Seine Nähe war überwältigend. Er legte seine Hände auf ihren Hintern und drückte seinen Schwanz gegen ihren Bauch, während er gleichzeitig ihren Hals intensiv küsste. Das Brennen verriet ihr, dass sie einen veritablen Knutschfleck davontragen würde. Ivy konnte nicht anders und wand sich lüstern in seiner Umarmung. Er duftete nach dem Badezusatz und sehr viel Sex. Wieder und wieder wollte sie es mit ihm treiben, sich sättigen an seinem Körper, seinem Atem, seinen Fantasien.
»Du musst gehen ... Zwanzig Minuten ...«, mahnte sie, wobei sie sich selbst gleich mit zur Ordnung rief.
»Ach du liebe Zeit ... Ich muss dich doch fahren!«, rief sie erschrocken, als er schon sein Shirt über den Kopf zog. So schnell Ivy konnte, zog sie sich an und trieb ihn dann aus dem Haus und ins Auto.
Der Weg bis zum Tonstudio war kürzer als sie gedacht hatte. Eigentlich hätten sie sogar zu Fuß gehen können. Als sie ankamen, fuhr sie an die Seite, ließ aber den Motor laufen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком,