Tellhams Hand blieb, wo sie war.
Seltsamerweise war es ihr nicht unangenehm – obwohl sie den Kerl doch erst wenige Minuten kannte. Doch er vermittelte ihr ein Gefühl, das ihr so lange gefehlt hatte: Stärke und Selbstbewusstsein. Er schien immer zu wissen, was zu tun war. Ging seinen Weg. Nahm sich, was er wollte. Fragte nicht, sondern handelte.
Sie lenkte das Gespräch auf unverfänglichere Themen und schaffte es sogar, ein paarmal unbeschwert zu lachen, ganz im Hier und Jetzt zu sein.
Als sie mit dem Essen fertig waren, ließ Tellham die Rechnung auf seinen Namen schreiben mit den Worten: »Ist doch wohl selbstverständlich, Lady. Außerdem kann ich es bei der Steuer absetzen.«
Elvira ließ es zu. Irgendetwas vermittelte ihr den Eindruck, dass es besser war, Brad nicht zu verärgern. So wunderte sie sich auch nicht, als er sie noch auf einen Drink an die Bar einlud und sie sich wie von Ferne »Ja, gern« sagen hörte.
Wenige Minuten später saßen sie am Ende des langen Tresens aus poliertem schwarzem Marmor und nippten an zwölf Jahre altem französischem Cognac.
Vermutlich war der in diesem Restaurant für ihr Budget vollkommen unerschwinglich, doch da Brad sie ausdrücklich eingeladen hatte, bekam Elvira deswegen keinerlei Gewissensbisse. Als Jachtmakler verdiente er gewiss nicht schlecht.
Der starke Brand wärmte nicht nur ihre Kehle, sondern auch ihre Seele. Sie spürte, wie der erste Schluck langsam über ihre Zunge rann, weiter hinab in ihr Innerstes und dort ein Feuer entfachte, das zumindest für den Augenblick alle Sorgen zu Asche versengte und ihr ein Gefühl von Freiheit gab. Sie leerte ihr Glas in einem tiefen Zug und fühlte sich hervorragend.
Man plauderte angeregt über dies und das. Brad schien im dem Lokal bekannt zu sein und wurde mit besonderem Respekt behandelt.
»Ich esse oft mit meinen Kunden hier.« Er deutete auf eine Tür, die im Moment offen stand und durch die man in einen kleineren, sehr edel ausgestatteten Raum sehen konnte.
»Zur Feier eines gelungenen Abschlusses?«
»Oder zur Vorbereitung«, grinste ihr Begleiter etwas frech, »manchmal hilft ein gutes Essen, dazu ein gepflegtes Glas Wein, der Entscheidungsfreudigkeit enorm nach.«
Dabei glitt seine Hand auf ihr Knie, dann weiter nach oben, schob den ohnehin knappen Mini noch etwas weiter hoch.
Elvira sah sich unauffällig um – die nächsten Gäste saßen einige Hocker entfernt, drehten ihnen den Rücken zu. Bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte Brad der Barfrau durch ein Zeichen zu verstehen gegeben, dass sie noch einmal zwei Cognac servieren solle.
»Ooohh ...«, wehrte Elvira halbherzig ab, »ich bin es gar nicht gewohnt, so viel zu trinken. Außerdem ist es schon spät.«
Der alerte Geschäftsmann ließ ihren Einwand nicht gelten.
»Sie haben doch Urlaub. Früh zu Bett gehen können Sie noch das ganze Jahr über. Also, sehr zum Wohle.«
Damit hob er seinen Schwenker, den die Mixerin gerade serviert hatte, trank ihr zu.
»Auf Ihres«, griff auch Elvira zum Glas, wobei sie unsicher seinem fordernden Blick auswich.
Immer noch lag seine Hand auf ihrem Schenkel, doch war sie dort inzwischen unmerklich weiter emporgeglitten, hatte dabei den Saum des knappen Minirocks so weit hochgeschoben, dass man ihr winziges rotes Tangahöschen sehen konnte. Zaghaft zupfte sie an dem Stoff herum, ohne jedoch wirklich etwas zu bewirken. Hilflos schaute sie Brad in die Augen.
»Is was?«, grinste der frech.
Elvira war unsicher. Was sollte sie sagen? Seine Hand, die jetzt fordernd zwischen ihre Schenkel glitt und verführerisch langsam über die Rille in ihrem Höschen strich, sprach eine deutliche Sprache. Aber wollte sie, was er wollte?
In ihrem Herzen herrschte einiges Chaos. Ja, da gab es Danielle, das schnuckelige Phantom aus dem Netz, das ihr nach der Trennung von Kevin ohnehin aus den Fugen geratenes Leben seit einiger Zeit noch mehr durcheinanderbrachte. Vor dem sie aus Washbone Cross nach Florida geflüchtet war – aber eigentlich war sie vor sich selbst davongelaufen. Vor der Ungewissheit. Vor dem Neuen. Vor einer Facette ihrer Seele, die so unbekannt und beängstigend und dabei doch so verlockend war, so anders, so lustvoll. Das schwante ihr zumindest nebulös, auch wenn sie es sich bisher nicht eingestehen wollte – schon gar nicht in diesem Moment.
Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. Jetzt war sie in Florida. Im Urlaub. Ganz normal, wie Tausende andere alleinstehende Frauen auch. Und alleinstehende Frauen durften im Urlaub an sich denken, ihren Spaß haben.
Brads Hand begann unter ihren Slip zu grabbeln.
»N-n-n-e-e-i-n ...«, stammelte sie irritiert, seine rhetorische Frage von zuvor beantwortend, »was soll sein?«
Sie spürte, wie sie feucht wurde. Der immer noch grinsende Jachtmakler auf dem Barhocker neben ihr schob ihr mit seiner freien Hand das Glas hin.
»Trink aus«, forderte er sie auf, hob dann seinen eigenen Cognacschwenker. Ließ kurz einen fachkundigen Blick über die bernsteinfarbene Flüssigkeit schweifen. Nahm einen großen Schluck, schmeckte ihm einen Moment nach. Elvira tat es ihm gleich.
»Komm« – er fasste wie selbstverständlich ihre Hand – »ich bringe dich zu deinem Hotel. Welches ist es?«
Die junge Frau nannte ihm den Namen.
Der starke Cognac hatte ihre Sinne etwas umnebelt – nicht sehr, aber doch so, dass sie nicht mehr willens war, sich gegen sein etwas aufdringliches Wesen zu wehren. Stattdessen gefiel es ihr, dass er die Dinge in die Hand nahm und bestimmte, was geschehen sollte. Das enthob sie des Problems, eine eigene Entscheidung über den Fortgang dieses Abends treffen und dafür die Verantwortung übernehmen zu müssen.
»Nicht gerade eine Nobelherberge.« Brad hakte sie unter, während sie ein wenig unsicher neben ihm herstolperte. Was war das für ein Teufelskerl, fuhr es ihr durch den Kopf. Setzte sich einfach zu ihr an den Tisch, begann ein Gespräch und scheute sich nicht, ihr anschließend an der Bar nach ein paar Drinks einfach so, in aller Öffentlichkeit, an die Möse zu fassen. Schleppte sie jetzt einfach ab ...
Ihr war klar, was geschehen würde, und zu ihrer Überraschung war es ihr keineswegs unangenehm. Ganz im Gegenteil: Wenn dieser schicke Casanova sie gleich so richtig durchzöge, wäre das vielleicht die beste Therapie, sich Danielle endlich aus dem Kopf zu ficken. Bei dem Gedanken daran wurden ihre eingeschlafenen Nippel schlagartig hellwach und standen binnen Sekunden wie Kieselsteine. Auch im Schritt wurde ihr warm, ihr ganzer Körper machte sich bereit, lustvoll benutzt zu werden. Allerlei Bilder schwebten durch ihren Kopf – wie ihr Begleiter gleich stürmisch über sie herfallen, sie auf das Laken werfen, ihr ohne viel Federlesen die Wäsche vom Leib reißen würde. Wie sie den ganz eigenen Duft seiner Haut schmeckte, während sie ihn sanft in den Po biss ... Wie sein mächtiger Pflock sie ausfüllte, ihr fest und prall das sich so sehr danach sehnende Loch stopfte. Übermütig gickste sie bei dem Gedanken, blieb kurz stehen und griff, vom Alkohol enthemmt, Brad ohne Vorankündigung zwischen die Beine. Was sie da zu fassen bekam, war wahrlich ein mächtiges Gehänge, so viel stand fest. Sonst stand noch nichts, aber das ließe sich ja kurzfristig ändern.
Es klatschte kurz und heftig, als seine Hand ihr die Ohrfeige versetzte. Erschrocken sah Elvira ihren Begleiter an – war sie zu weit gegangen?
»Mach das nicht noch mal«, funkelte er sie mit ärgerlichem Blick an. »Außer, ich erlaube es dir.«
Sie verstand. Schon vorhin, als er ihr die Hand auf den Arm gelegt hatte, war ihr dies recht dominant vorgekommen. Nun bestätigte sich, dass er die Ansagen machte, sonst niemand. Während der leicht brennende Schmerz auf ihrer geröteten Wange langsam nachließ, stellte Elvira erstaunt fest, dass sie ihm für die Züchtigung nicht im Mindesten böse war.
Im Gegenteil: Immer schon hatte sie Männer gemocht, die stark und fordernd waren, ihr zu verstehen gaben, wo ihr Platz war. Das hatte ihr die Trennung von Kevin etwas leichter gemacht: Er war einer dieser Softies