Auch Jason scheint völlig fertig zu sein. Minutenlang liegt er einfach nur auf seinem Bett. Ganz langsam wird seine Atmung ruhiger und irgendwann steht er schließlich auf und verlässt den Raum. Ich stelle den Tennisschläger zurück an seinen Platz und ziehe meine Hose hoch. Ich sollte zusehen, dass ich verschwinde, ehe seine »Gäste« eintreffen.
Im Moment will ich gar nicht erst über das neue Rätsel nachdenken, das mir das Gespräch zwischen July und Jason aufgibt. Vorsichtig öffne ich die Schranktür und trete in den Raum. Von nebenan höre ich ein Rauschen. Perfekt! Jason duscht also noch mal, um seinen Samen abzuwaschen. Schnell husche ich nach unten und radle bestürzt über mein hemmungsloses Verhalten nach Hause.
Kapitel 5
Freitag und schon wieder Jason-Tag. So langsam bin ich sogar froh darüber, dass Kelly mich zum Besuch der Party überredet hat und ich ihn danach zwei Tage nicht sehen werde. Bereits nach der ersten Woche fühle ich mich völlig aufgerieben. Von der Entdeckung dieser dunklen, lüsternen Seite in mir natürlich, aber auch von all den Fragen, die sich um Jason und auch July ranken.
Die Pause wird mir hoffentlich guttun, meine glühende Körpertemperatur ein wenig abkühlen und meine kreisenden Gedanken ruhiger werden lassen. Allein die surreale Erinnerung an die letzten beiden Abende versetzt mich wieder in einen Zustand drängender Erregung. Spätestens gestern bin ich eindeutig zu weit gegangen. So kann ich mich nicht nur schlecht auf die Inhalte meiner Kurse konzentrieren, sondern bringe es beinahe nicht über mich, am Nachmittag an Jasons Tür zu klingeln.
»Hey«, begrüßt er mich knapp und lässt mich einfach an der offenen Tür stehen. Oha, da hat wohl jemand schlechte Laune. Ein unangenehmes Grummeln meldet sich in meiner Magengegend. Hat er doch mitbekommen, dass ich Voyeur gespielt habe, oder ist er wegen des Streits mit July mies drauf? Nervös folge ich ihm. Er muss mir schließlich Anweisungen geben, was ich heute zu tun habe.
»Du hast gestern wohl etwas vergessen«, verkündet er, kaum dass ich den Wohnbereich betrete. Mit dem Rücken zu mir steht er vor dem Fenster. Seine Schultern sind angespannt. Scheiße ... »Wie meinst du das?«, hake ich möglichst neutral nach. Meine Stimme klingt unsicher. Will er mich damit fragen, ob ich deshalb noch in der Wohnung war, als July eingetroffen ist? Jeder Nerv meines Körpers fühlt sich völlig überreizt an. Bitte nicht ... Es wäre zu beschämend, darüber sprechen zu müssen.
»Ich meine die Fensterbank. Einer meiner Gäste hat die Staubschicht darauf bemerkt.«
»Die Fensterbank?«, kiekse ich. Vor Erleichterung könnte ich heulen und gleichzeitig lachen. Jason scheint das aber nicht so locker zu sehen. »Ja, die Fensterbank«, wiederholt er angespannt. »Ich zahle dir einen guten Lohn, Lara. Halte mich für einen peniblen Spinner, aber dafür erwarte ich, dass die Wohnung perfekt in Schuss ist und ich solcherlei Beschwerden nicht hören muss.«
Oh mein Gott, was hat er denn für pingelige Gäste? Wenn July recht hat, haben sie sich ohnehin nicht besonders lange im Wohnzimmer aufgehalten. Das sage ich natürlich nicht laut. »Es tut mir leid, ich bin wohl noch ein wenig desorganisiert. Aber ich verspreche dir, dass ich in Zukunft genauer sein werde«, räume ich stattdessen ein. Er seufzt leise und dreht sich zu mir herum. »Entschuldige, ich wollte dich nicht anraunzen. Ich hab nur einen verdammt miesen Tag.«
Seine Ehrlichkeit trifft mich mitten ins Herz. Ich meine, wie niedlich ist das denn? Für die Kohle, die er mir fürs Putzen bezahlt, kann er durchaus erwarten, dass die Bude wie geleckt aussieht. Doch anstatt darauf zu beharren, entschuldigt er sich dafür, dass er sich ein bisschen im Ton vergriffen hat. »Schon gut. Was soll ich außer dem Abstauben der Fensterbank heute noch tun? Brauchst du noch was fürs Wochenende? Soll ich das obere Stockwerk sauber machen?«
»Das Schlafzimmer und die Galerie sind dran und du könntest mir ein paar Sachen aus dem Drogeriemarkt besorgen. Wenn dann noch Zeit ist, kannst du dich um den Rest des Wohnzimmers kümmern«, antwortet Jason. Obwohl er sich entschuldigt hat, wirkt er nicht im Mindesten entspannter. In der Küche diktiert er mir noch, was ich einkaufen soll, und geht dann mit steifem Gang zurück in den Wohnbereich.
Entschlossen, seinen miesen Tag nicht noch mieser zu machen, gehe ich an die Arbeit. Wie eine Besessene schrubbe ich die Böden im oberen Stockwerk, staube gewissenhaft ab und desinfiziere den Tennisschläger in seinem Schrank. Keine Spur von mir soll darauf haften bleiben und nichts mehr an meinen Ausfall von gestern erinnern. Doch mein Körper erinnert sich leider viel zu gut. Je länger ich den harten Griff mit dem Desinfektionstuch bearbeite, desto heftiger wird das Klopfen in meiner Vagina. Dieses Teil und der ganze Akt der Beobachtung haben sich viel zu gut angefühlt – verboten gut. Eine völlig neue Seite in mir würde das gern wiederholen. Doch das geht nun wirklich nicht. Ich kann es mir nicht leisten, den Job zu verlieren, und schließlich habe ich auch noch eine Mission ...
Ich ignoriere die Feuchtigkeit in meinem Höschen und stelle den verhasst begehrten Tennisschläger an seinen Platz zurück. Auch jetzt würde er ohne Probleme in mich hineingleiten, so feucht bin ich schon wieder. – Nein! Entschlossen schiebe ich die Schranktür zu. So was tue ich nie wieder. Naja, zumindest nicht mit einem Sportgerät.
Meine Nippel richten sich bei dem Gedanken, dass es noch viele andere Möglichkeiten gäbe, die Intensität meiner Dauererregung in erlösende Schauder zu verwandeln, lustvoll auf. Shit ... – Einkaufen ... Genau das tue ich als Nächstes. Beim Abarbeiten der Liste werden mir diese begehrlichen Gedanken hoffentlich wieder vergehen.
Doch selbst als ich mich durch die Gänge der Drogerie vorarbeite, komme ich nicht zur Ruhe. Immer wieder frage ich mich, was Jason getrieben hat, nachdem July und ich fort waren, und wovon die beiden während des Aktes im Schlafzimmer gesprochen haben.
Die Artikel auf der Liste machen es mir auch nicht gerade leichter, von diesem Gedankenkarussell abzusteigen. Alles, was ich besorgen soll, erinnert mich an Jason und seine männliche Note. Ein Aftershave, Duschgel, Körpercreme. Wenn jetzt noch Kondome auf dem Zettel stünden, würde ich durchdrehen. Doch auch bei der Wahl seines Rasierwassers werde ich fast verrückt vor Sehnsucht. Mit geschlossenen Augen schnuppere ich an der Probeflasche. Mmh ... Sofort erkenne ich den unaufdringlichen Duft, den Jason neben seinem ureigenen Geruch immer ausstrahlt. Herb, männlich, sexy ...
Als ich in seine Wohnung zurückkehre, stehe ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch – ausgelöst von zu reizvollen, erotisierenden Empfindungen. Gibt es so was überhaupt? Ich schwöre: ja!
Leider kann ich mich noch nicht zurückziehen und für die Party am Abend fertig machen. Etwas völlig Normales, ganz und gar College-Girlie-Mäßiges zu tun, wird mich von dieser seltsamen Verbindung zu Jason ablenken, in die ich da hineingeraten bin. Doch da ist diese verflixte Fensterbank und ich habe noch fast eine Stunde Zeit übrig.
Von Jason ist nichts zu sehen, als ich mit einem Staubtuch bewaffnet in den Wohnbereich trete. Sorgfältig arbeite ich mich über die Ablagefläche unter der langen Reihe von Fenstern voran, auf der ich nebenbei bemerkt nicht mal den Ansatz einer Staubschicht erkennen kann. Dafür finde ich aber etwas anderes.
Meine Kehle wird trocken, als ich am Ende der Fensterbank, halb verborgen von einem verschiebbaren Flächenvorhang, einen riesigen Dildo finde. »Oh mein Gott!«, rutscht es mir heraus. Allein schon der Anblick des geäderten, halb durchsichtigen Schaftes lässt das leise Dauerglühen in mir in eine ungeahnte Hitze auflodern. Wie hypnotisiert greife ich nach dem künstlichen Schwanz.
»Was ist?«
Erschrocken ziehe ich meine Hand zurück. Keine Ahnung, was ich mit dem Teil tun wollte – es einfach nur mal anfassen oder gar benutzen – ich fühle mich, als ertappte Jason mich bei etwas Verbotenem. Unbemerkt ist er zu mir