Er blickte auf Scarlatti und fügte hinzu: „Ein weiteres Wort aus Ihrem Mund und ich lasse Sie verhaften.“
Dann sagte der Richter entschlossen: „Es wird keine weiteren Anhörungen geben. Das ist meine endgültige Entscheidung hinsichtlich dieser Adoption. Sorgerecht bekommt die Adoptivmutter.“
Er schlug mit seinem Hammer und erhob sich, um den Gerichtssaal ohne ein weiteres Wort zu verlassen.
Riley drehte sich zu Scarlatti und schaute ihn an. Seine dunklen Augen waren voller Rage, aber die beiden Sicherheitsbeamten waren immer noch an seiner Seite. Er blickte zu seiner Verlobten, die voller Horror dem zugesehen hatte, was sich abspielte. Dann ließ Scarlatti nur den Kopf hängen und stand ruhig da.
Jilly hängte sich an Rileys Hals und schluchzte laut auf.
Riley drücke sie fest an sich und sagte: „Du bist ein tapferes Mädchen, Jilly. Ich werde dich nie alleine lassen, egal was passiert. Du kannst auf mich zählen.“
*
Jillys Wange brannte immer noch als Riley und Brenda ein paar letzte Details mit dem Anwalt klärten. Aber es war ein guter Schmerz, der bald nachlassen würde. Sie hatte die Wahrheit über etwas erzählt, was sie allzu lange für sich behalten hatte. Diese Wahrheit hatte sie für immer von ihrem Vater befreit.
Riley –– ihre neue Mutter –– fuhr sie zurück ins Hotel, wo sie beide schnell packten und zurück zum Flughafen fuhren. Sie hatten noch reichlich Zeit vor ihrem Abflug und gaben ihr Gepäck auf, um es nicht mit sich herumschleppen zu müssen. Dann suchten sie gemeinsam eine Toilette auf.
Jilly stand vor dem Spiegel und betrachtete sich, während ihre Mutter in einer der Kabinen war.
Ein blauer Fleck bildete sich dort, wo ihr Vater sie geschlagen hatte. Aber es würde nun alles gut werden.
Ihr Vater könnte ihr nie wieder wehtun. Und alles nur, weil sie endlich die Wahrheit über ihren verlorenen kleinen Bruder erzählt hatte. Das war alles, was es gebraucht hatte, um die ganze Sache zum Besseren zu verändern.
Sie lächelte ein leichtes Lächeln, als sie sich an die Worte ihrer Mutter erinnerte…
„Du bist ein tapferes Mädchen, Jilly.“
Ja, dachte Jilly sich. Ich glaube ich bin ziemlich tapfer.
KAPITEL SECHS
Als Riley in den Vorraum der Toilette trat, konnte sie Jilly nicht auffinden.
Das erste, was sie fühlte war ein leichtes Ärgernis.
Sie hatte Jilly doch klar gesagt…
„Warte genau hier vor der Tür. Geh nirgends hin.“
Und nun war sie nicht aufzufinden.
Dieses Mädchen, dachte Riley.
Sie machte sich keine Sorgen wegen ihrem Flug. Sie hatte noch genug Zeit vor dem Boarding. Aber sie hatte gehofft keinen Stress mehr nach solch einem Tag haben zu müssen. Sie hatte geplant, dass sie langsam und gemütlich durch den Security-Check gehen würden, ihr Gate aufsuchen und einen schönes Lokal zum Essen finden würden.
Riley seufzte frustriert.
Sogar nach Jillys tapferem Auftritt im Gerichtssaal konnte Riley nicht nicht enttäuscht sein über so ein unreifes Verhalten von Jillys Seite.
Sie wusste, dass wenn sie jetzt begann Jilly in dem großen Terminal zu suchen, sie sich immer und immer wieder verpassen würden. Sie schaute sich nach einem Platz um, wo sie sich hinsetzen und auf Jillys Wiederkehr warten konnte.
Doch als Riley über das riesige offene Terminalgelände blickte, sah sie auf einmal wie Jilly durch die großen Glastüren ging, die nach draußen führten.
Oder zumindest hatte sie das Gefühl, dass es Jilly war –– es war schwer einzuschätzen von ihrem Standpunkt aus.
Und wer war die Frau, mit der das Mädchen mitging?
Sie sah aus wie Barbara Long, Albert Scarlattis Verlobte.
Aber die zwei Personen verschwanden schnell unter den vielen Reisenden, die draußen hin und her liefen.
Riley fühlte ein Kribbeln der Nervosität. Hatten ihre Augen sie getäuscht?
Nein, sie war sich ziemlich sicher, dass sie richtig gesehen hatte.
Aber was war hier los? Wieso ging Jilly mit dieser Frau überhaupt mit?
Riley begann sich ihnen hinterher zu bewegen. Sie wusste, dass sie keine Zeit hatte zu versuchen es zu verstehen. Sie begann nun leicht zu joggen und griff instinktiv unter ihre leichte Jacke um die Pistole zu überprüfen, die sie im Pistolenhalfter mit sich trug.
Da wurde sie von einem uniformierten Sicherheitsbeamten aufgehalten, der sich ihr in den Weg stellte.
Er sprach mit ruhiger, professioneller Stimme: „Ziehen Sie gerade eine Waffe, Ma’am?“
Riley ließ ein frustriertes Stöhnen von sich.
Sie sagte: „Sir, ich habe gerade keine Zeit dafür.“
Sie konnte vom Gesichtsausdruck des Sicherheitsbeamten ablesen, dass sie seine Vermutung nur bestätigt hatte.
Er zog seine eigene Waffe und begann sich auf sie zuzubewegen. Aus dem Augenwinkel sah Riley, dass ein weiterer Sicherheitsbeamter sie bemerkt hatte und sich auch begann in ihre Richtung zu bewegen.
„Lassen Sie mich durch“, fauchte Riley und zeigte ihre beiden Hände. „Ich bin eine FBI-Agentin.“
Der Beamte mit der Waffe antwortete nicht. Riley nahm an, dass er ihr nicht glaubte. Sie wusste natürlich, dass er darauf trainiert war, ihr nicht zu glauben. Er machte bloß seinen Job.
Der zweite Sicherheitsbeamte machte nun Anstalten sie zu durchsuchen.
Riley verlor wertvolle Zeit. Sie nahm an, dass es für sie durch ihr hervorragendes Training ein Leichtes wäre dem ersten Sicherheitsbeamten die Waffe abzunehmen, bevor er abfeuern konnte. Doch das letzte was sie gerade gebrauchen konnte, war sich in eine nutzlose Auseinandersetzung mit es im Grunde gut meinendem Sicherheitspersonal zu verwickeln.
Sie befahl sich, still zu stehen und sagte: „Schauen Sie, lassen Sie mich Ihnen einfach meinen Ausweis vorzeigen.“
Die zwei Beamten schauten einander missmutig an.
„Ok“, sagte der eine mit der Waffe. „Aber langsam.“
Riley holte vorsichtig und langsam ihre Dienstmarke aus der Jackentasche und zeigte sie ihnen.
Ihre Münder standen offen.
„Ich habe es eilig“, sagte Riley.
Der Beamte, der ihr den Weg versperrte, nickte und steckte seine Pistole wieder ein.
Dankbar rannte sie los und eilte durch den Terminal und durch die Glastüren hindurch.
Riley schaute sich um. Weder Jilly, noch die Frau waren irgendwo zu sehen.
Doch dann sah sie das Gesicht ihrer Tochter durch die Rückscheibe eines SUVs schauen. Jilly sah erschrocken aus und ihre Hände waren gegen das Glas gepresst.
Was schlimmer war, war dass das Auto begann loszufahren.
Riley sprintete verzweifelt los.
Glücklicherweise musste der SUV spontan anhalten. Ein Fahrzeug vor dem Auto hatte für einen Fußgänger gebremst und der SUV steckte dahinter fest.
Riley konnte die Fahrertür erreichen, bevor das Auto wieder losfahren konnte.
Albert Scarlatti saß im Fahrersitz.
Sie zog ihre Waffe raus und richtete sie durch die Fensterscheibe