Szenen aus dem Landleben. Оноре де Бальзак. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Оноре де Бальзак
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783955014797
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hübsches Haus gebaut, hat meine Bemühungen unterstützt, indem er die seinen damit verband; hat einen Pachthof aufführen lassen, Heideland urbar gemacht und besitzt heute drei Sennhütten im Gebirge. Seine Familie ist zahlreich. Den ehemaligen Kanzlisten und den alten Gerichtsvollzieher hat er fortgeschickt und sie durch Männer ersetzt, die sehr viel unterrichteter und vor allem viel betriebsamer als ihre Vorgänger sind. Die beiden neuen Haushaltungen haben eine Kartoffelbrennerei und eine Wollwäscherei gegründet, zwei sehr nützliche Unternehmen, welche die Oberhäupter dieser beiden Familien neben ihren Berufen leiten. Nachdem ich der Gemeinde Einkünfte verschafft hatte, verwandte ich sie widerspruchslos, um eine Bürgermeisterei zu bauen, in der ich eine Freischule und die Wohnung eines Elementarlehrers einrichtete. Zur Erfüllung dieser wichtigen Funktion habe ich einen armen, auf die Verfassung vereidigten, von der ganzen Provinz zurückgewiesenen Priester gewählt, der unter uns ein Asyl für seine alten Tage gefunden hat. Die Schulmeisterin ist eine würdige, um ihr Vermögen gekommene Frau, die nicht wusste, wo sie ihr Haupt niederlegen sollte, und der wir einen kleinen Wohlstand verschafft haben. Sie hat eben ein Pensionat für junge Mädchen gegründet, in das die reichen Pächter der Umgebung ihre Töchter zu schicken beginnen.

      Wenn ich das Recht hatte, mein Herr, Ihnen bisher die Geschichte dieses kleinen Erdfleckens in meinem Namen zu erzählen, so kommt jetzt der Augenblick, von dem an Monsieur Janvier, der neue Pfarrer, ein wahrer Fénelon für die Verhältnisse einer kleinen Pfarrei, zur Hälfte teil an diesem Verjüngungswerke hat: er hat es verstanden, den Sitten des Fleckens einen sanften und brüderlichen Geist zu verleihen, der aus der Bevölkerung eine einzige Familie zu machen scheint. Monsieur Dufau, der Friedensrichter, verdient, obwohl er später gekommen ist, gleichfalls die Dankbarkeit der Bewohner. Um Ihnen unsere Lage kurz mit Ziffern, die mehr sagen als meine Worte, zusammenzufassen: die Gemeinde besitzt heute zweihundert Arpents Wälder und einhundertsechzig Arpents Wiesen. Ohne ihre Zuflucht zu Steuerzuschlägen zu nehmen, gibt sie dem Pfarrer hundert Taler Ergänzungsgehalt, zweihundert Franken dem Flurhüter, ebensoviel dem Schulmeister und der Lehrerin. Fünfhundert Franken gibt sie für ihre Wege aus, ebensoviel für die Reparaturen der Bürgermeisterei, des Pfarrhauses, der Kirche und für einige andere Kosten. Heute in fünfzehn Jahren wird sie für hunderttausend Franken schlagbares Holz besitzen, und wird ihre Steuern bezahlen können, ohne dass es die Bewohner einen Heller kosten wird; sicherlich wird sie eine der reichsten Gemeinden Frankreichs sein. Aber ich langweile Sie vielleicht, mein Herr?« sagte Benassis zu Genestas, da er seinen Zuhörer in einer so nachdenklichen Haltung überraschte, dass man sie für die eines unaufmerksamen Menschen halten musste.

      »O nein!« antwortete der Major.

      »Mein Herr,« fuhr der Arzt fort, »der Handel, die Industrie, der Ackerbau und unser Verbrauch waren nur lokal. Auf einer gewissen Stufe musste unser Gedeihen stehenbleiben. Ich setzte ein Postbüro, einen Tabak-, Pulver- und Kartenverschleiß durch, zwang durch die Annehmlichkeiten des Aufenthalts und unserer neuen Gesellschaft den Steuereinnehmer, die Gemeinde zu verlassen, in der er bislang lieber als im Bezirkshauptorte gewohnt hatte; ich rief, wenn ich ihr Bedürfnis erweckt hatte, jede Produktion zur rechten Zeit und am rechten Orte herbei, ließ Haushaltungen und Gewerbetreibende kommen, gab ihnen allen das Gefühl des Besitzes; und so machten sie in dem Maße, wie sie Mittel hatten, die Ländereien urbar; die Kleinkultur, die Kleingrundbesitzer vervielfachten sich und steigerten gradweise den Wert der Berggegend. Die Unglücklichen, die ich hier angetroffen hatte, wie sie zu Fuß etwas Käse nach Grenoble trugen, fuhren mit Karren und brachten Obst, Eier, Hühner und Truthähne dorthin. Alle hatten sich unmerklich vergrößert. Am schlechtesten war weggekommen, wer nur seinen Garten, sein Gemüse, sein Obst und seine Erstlinge zu kultivieren hatte. Endlich – ein Zeichen des Gedeihens – buk niemand mehr sein Brot selber, um keine Zeit zu verlieren, und die Kinder hüteten die Herden. Aber mein Herr, dieser industrielle Herd musste unterhalten werden, indem man unaufhörlich neue Nahrung hineinwarf. Der Flecken hatte noch keine auflebende Industrie, welche die kommerzielle Produktion unterhalten und große Transaktionen, einen Stapelplatz und einen Markt notwendig machen konnte. Es genügt für ein Land nicht, von der Geldmenge, die es besitzt und die sein Kapital bildet, nichts zu verlieren; ihr werdet seinen Wohlstand nicht vermehren, wenn ihr solch eine Summe mit mehr oder weniger Geschicklichkeit durch das Spiel von Produktion und Konsum durch die größtmögliche Anzahl von Händen gehen lasst. Da liegt das Problem nicht. Wenn ein Land im vollen Güteraustausch ist, und seine Produkte im Gleichgewicht mit seinem Konsum stehen, muss man, um neue Vermögen zu schaffen und den allgemeinen Reichtum anwachsen zu lassen, einen Austausch nach außen hin herbeiführen, der ein ständiges Aktivum in seiner Handelsbilanz herbeizuführen vermag. Dieser Gedanke hat Staaten ohne territoriale Basis wie Tyrus, Karthago, Venedig, Holland und England immer bestimmt, sich des Transporthandels zu bemächtigen. Ich suchte für unsere kleine Sphäre einen analogen Gedanken, um eine dritte, kommerzielle Epoche zu schaffen. Unser, für die Augen eines Passanten kaum sichtbares Gedeihen – denn unser Bezirkshauptort gleicht allen anderen – war nur für mich allein erstaunlich. Die unmerklich angesammelten Bewohner haben das Ganze nicht beurteilen können, da sie an der Bewegung teilnahmen. Am Ende des siebenten Jahres begegnete ich zwei Fremden, den wahren Wohltätern dieses Fleckens, den sie vielleicht in eine Stadt umwandeln werden. Der eine ist ein Tiroler von einer unglaublichen Geschicklichkeit, der Stiefel für Landleute und Schuhe für die eleganten Leute Grenobles anfertigt, wie kein Pariser Arbeiter sie herstellen kann. Ein armer umherziehender Musikant, einer jener betriebsamen Deutschen, die sowohl Werk wie Werkzeug, Musik und Instrument machen, verweilte in dem Flecken auf seiner Rückkehr aus Italien, das er singend und arbeitend durchzogen hatte. Er fragte, ob nicht jemand Schuhe nötig hätte; man schickte ihn zu mir. Ich bestellte zwei Paar Stiefel bei ihm, deren Formen von ihm hergestellt wurden. Überrascht von des Fremden Geschicklichkeit, richtete ich allerlei Fragen an ihn, und fand seine Antworten kurz und klar. Sein Gehaben, sein Gesicht, alles befestigte in mir die gute Meinung, die ich von ihm gewonnen hatte; ich schlug ihm vor, sich im Orte festzusetzen, indem ich ihm versprach, sein Gewerbe mit allen meinen Mitteln zu begünstigen, und stellte ihm tatsächlich eine ziemlich hohe Geldsumme zur Verfügung. Er nahm an. Ich hatte meine Gedanken. Unser Leder war besser geworden, wir konnten es in einer bestimmten Zeit selber verbrauchen, wenn wir Schuhe zu mäßigen Preisen herstellten. In größerem Maßstabe fing ich wieder die Geschichte mit den Körben an. Der Zufall bot mir einen eminent geschickten und erfinderischen Mann, den ich gewinnen musste, um dem Orte einen produktiven und ständigen Handel zu verschaffen. Schuhe sind einer jener Gebrauchsartikel, die immer benötigt werden und bilden eine Fabrikation, deren geringster Vorzug vom Konsumenten sofort geschätzt wird. Ich hab' das Glück gehabt, mich nicht zu täuschen, mein Herr. Heute haben wir fünf Gerbereien; sie bearbeiten alle Häute des Bezirks und holen sich manchmal solche bis aus der Provence, und jede von ihnen besitzt ihre eigene Lohmühle. Nun mein Herr, diese Gerbereien genügen nicht, um dem Tiroler, der mindestens vierzig Arbeiter hat, das nötige Leder zu liefern! ... Der andere Mann, dessen Geschichte nicht minder seltsam ist, die anzuhören Sie aber vielleicht ermüden würde, ist ein einfacher Bauer, der Mittel und Wege gefunden hat, die im Lande üblichen breitkrempigen Hüte zu billigerem Preise als überall anderswo herzustellen; er führt sie in alle unsere Nachbarprovinzen bis in die Schweiz und nach Savoyen aus. Diese beiden Industrien sind unversiegbare Quellen des Gedeihens, wenn der Bezirk die Qualität der Erzeugnisse und ihren niedrigen Preis aufrechterhalten kann; sie haben mir den Gedanken eingegeben, hier drei Märkte im Jahre einzurichten. Der über die industriellen Fortschritte unseres Bezirks erstaunte Präfekt hat mir geholfen, die königliche Kabinettsorder, die sie gestiftet hat, zu erlangen. Im letzten Jahre haben unsere drei Märkte stattgefunden; sie sind bereits bis nach Savoyen unter dem Namen: Schuh- und Hutjahrmarkt bekannt. Als man von diesen Veränderungen hörte, hat der erste Gehilfe des Notars in Grenoble, ein armer, aber unterrichteter junger Mann, ein tüchtiger Arbeiter, mit welchem Mademoiselle Gravier verlobt ist, in Paris die Konzession eines Notariats betrieben; sein Gesuch wurde genehmigt. Da sein Amt ihn nichts kostete, hat er sich dem Friedensrichter gegenüber, auf dem Platze des neuen Fleckens, ein Haus bauen können. Wir haben jetzt einen Wochenmarkt; es werden dort ziemlich beträchtliche Abschlüsse in Getreide und Vieh gemacht. Nächstes Jahr wird zweifelsohne ein Apotheker zu uns kommen, dann ein Uhrmacher, ein Möbelhändler und ein Buchhändler, kurz die fürs Leben notwendigen Überflüssigkeiten. Vielleicht werden wir schließlich den Anstrich einer kleinen Stadt gewinnen und Bürgerhäuser bekommen. Die Bildung hat dermaßen