Butler Parker 157 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740940980
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Beinen die Straße erreichte und sich einem Ford näherte, der am Straßenrand stand. Parker konnte sich das Kennzeichen ohne Schwierigkeiten merken.

      »Er wollte mich angeblich zu einer Spazierfahrt einladen«, sagte sie leise und blickte starr in eine andere Richtung, »und er schlug mich, als ich mich dagegen wehrte. Wenn Sie nicht gekommen wären ...«

      »Sie arbeiten, falls ich Miß Porter richtig verstanden habe, bei einem Inkasso-Agenten?«

      »Bei Brett Crickle«, antwortete sie und nickte, »es ist nur ein kleines Büro, aber ich verdiene doch sehr gut.«

      »Sie sind schon seit längerer Zeit mit Miß Porter befreundet?«

      »Schon seit Jahren, aber häufig haben wir uns nicht gesehen.«

      »Darf man höflichst fragen, wie es zu dieser neuen Begegnung kam?«

      »Wir trafen uns in der City in einem Kaufhaus«, lautete ihre Antwort, »und wir vereinbarten, uns gegenseitig zu besuchen.«

      »Zu diesem zufälligen Treffen kam es, als Sie bereits per Telefon belästigt und bedroht wurden, Miß Merton?«

      »Das ist richtig.« Sie nickte. »Übrigens, als wir uns unterhielten, erzählte Kathy mir von Ihnen, von Lady Simpson und Mr. Rander.«

      »Man könnte jetzt nach Shepherd’s Market fahren«, schlug Josuah Parker vor, »das heißt, falls man nicht die Absicht hat, meine Wenigkeit und Sie daran zu hindern.«

      »Sie glauben, daß man uns verfolgt?« Sofort war wieder Angst in ihren Augen.

      »Es handelt sich um eine Gewißheit«, meinte der Butler, während er sich gemessen erhob, »man dürfte die Absicht hegen, nun auch meine Wenigkeit belästigen zu wollen.«

      Parker musterte die beiden schlanken und drahtigen Männer, die langsam auf die Nische zukamen, in der er sich noch befand.

      *

      Sie hatten glatte, ausdruckslose Gesichter und waren mittelgroß. Die höchstens Fünfundzwanzigjährigen trugen dunkelgraue Anzüge und machten einen durchaus korrekten Eindruck. Doch es waren die kalten Augen, die sie verrieten. Parker wußte sofort, daß es sich um Profis handelte, die man auf ihn und Miß Merton angesetzt hatte.

      Wahrscheinlich hatten sie vor dem Haus, in dem Liz Merton wohnte, gewartet, um sich an der geplanten Spazierfahrt zu beteiligen. Nun waren sie also auf dem Weg, um das Blatt doch noch zu wenden.

      Parker hielt seinen Universal-Regenschirm in der linken Hand und hob die Spitze seines Regendaches. Mit spitzen Fingern, von den beiden jungen Männern mißtrauisch beobachtet, griff er in eine der vielen Westentaschen.

      »Darf und kann man möglicherweise etwas für Sie tun, meine Herren?« fragte der Butler höflich.

      »Der Wagen wartet«, sagte einer der beiden Männer knapp.

      »Und auch je ’ne blaue Bohne, falls ihr nicht spurt«, fügte der zweite hinzu.

      »Darf man in Erfahrung bringen, was Sie sich unter einer blauen Bohne vorstellen?« erkundigte sich Parker.

      »Ziehen Sie bloß keine Show ab«, meinte der Mann gereizt. Er sprach halblaut wie sein Partner und konnte von den Gästen an den anderen Tischen kaum verstanden werden.

      »Sie erlauben, daß ich Ihnen meine Visitenkarte überreiche?« Parker holte den Gegenstand aus der Westentasche, nach dem er gegriffen hatte. Es handelte sich dabei um eine kleine Spraydose, wie man sie zur akuten Schnupfenbekämpfung verwendet. Die beiden jungen Männer ließen den Butler diese Bewegung ausführen, da sie sicher sein konnten, daß ihr Opfer keineswegs nach einer Schußwaffe greifen würde. Dadurch wurden sie völlig überrascht, wie sich umgehend zeigte.

      Parker drückte auf den Auslöser und sprühte die beiden Männer an. Genauer gesagt, er richtete den Spray auf die Gesichter der Profis, die unwillkürlich zurückwichen und plötzlich nichts mehr sahen. Der Spray enthielt einen Reizstoff, der sofort die Augen schloß. Die beiden kamen sich mehr als hilflos vor, griffen zwar nach ihren Schulterhalftern, verzichteten dann aber doch darauf, die Waffe zu ziehen. Sie befaßten sich lieber mit ihren brennenden, bereits tränenden Augen. Hilflos wurden die Kerle von Parker auf Stühle dirigiert, die sie dankbar benutzten. Sie nahmen Platz und rieben weiter intensiv ihre Augen.

      »Meine Wenigkeit möchte nicht versäumen, sich zu entschuldigen«, schickte Josuah Parker voraus, »aber in Anbetracht einer Entwicklung, die sich eindeutig zuspitzte, ließen Sie mir keinen Spielraum.«

      Er reichte Liz Merton die schwarz behandschuhte Hand und führte sie um die beiden Männer herum, die nach wie vor verbissen ihre Augen rieben und dabei quiekende Töne produzierten.

      Die Gäste im Restaurant waren inzwischen aufmerksam geworden und beobachteten die Szene. Parker lüftete die schwarze Melone und wandte sich an die Zuschauer.

      »Haben Sie Mitgefühl mit den beiden Herren«, bat er in seiner unnachahmlich höflichen Art, »es handelt sich um eine vorübergehende Sehschwäche, die keine gesundheitlichen Folgen negativer Art haben wird.«

      Er führte Liz Merton aus dem Lokal, nicht ohne vorher noch einige Pfundnoten auf den Tisch in der Nische gelegt zu haben. Sie folgte ihm wie hypnotisiert und blickte sich dabei immer wieder nach den beiden Männern um.

      Sie waren aufgestanden, fuchtelten mit den Händen in der Luft herum und stießen dabei Stühle und Tische um. Die Gäste zogen sich zurück und verfolgten das Schauspiel aus der sicheren Distanz. Einige Kellner schoben sich vorsichtig an die beiden Männer heran, die zu Boden gegangen waren und sich in diversen Stuhlbeinen verhedderten.

      »Wer war das?« fragte Liz Merton, als sie mit Parker das Freie erreicht hatte.

      »Es dürfte sich um zwei Kriminelle gehandelt haben«, beantwortete der Butler die Frage, »Sie scheinen, um es mal so auszudrücken, Miß Merton, für gewisse Personen von höchstem Interesse zu sein. Man treibt einen Aufwand, der darauf schließen läßt, daß Sie auch in naher Zukunft mit weiteren Überraschungen zu rechnen haben.«

      *

      »Und Sie haben diese Subjekte nicht gleich mitgebracht?« wunderte sich Agatha Simpson und schüttelte ungläubig den Kopf.

      »Meine Wenigkeit hatte den Eindruck, daß Miß Merton erst mal in Sicherheit gebracht werden müßte«, antwortete Parker, »die junge Dame befand sich in einem Gemütszustand, den man nur als bedenklich bezeichnen konnte.«

      »Papperlapapp, Mr. Parker, »soviel Zeit hätte immer noch sein müssen«, gab Lady Agatha mißbilligend zurück. Sie war eine große, majestätisch aussehende Dame, die das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte. Agatha Simpson machte einen energischen Eindruck, wozu eine gewisse körperliche Fülle noch beitrug. Mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, war sie eine immens reiche Frau, die sich jedes Hobby leisten konnte. Lady Agatha hatte sich vor Jahren entschlossen, als Amateur-Detektivin tätig zu werden. Sie hielt sich für durchaus einmalig und hatte keine Ahnung, daß sie von Butler Parker mehr als behutsam und außerordentlich geschickt geführt wurde. Sie war eine Frau, die stets alles besser wußte, und für die der Begriff Gefahr überhaupt nicht existierte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß man es wagen würde, einer Lady etwas anzutun.

      Sie bewohnte in Shepherd’s Market, in der Nähe von Hyde Park, ein altes Fachwerkhaus, das auf den Gewölben einer uralten Abtei stand. Dieses Stadthaus erhob sich an der Stirnseite eines kleinen Platzes, der von weiteren Fachwerkhäusern gesäumt wurde, die ihr ebenfalls gehörten. Von hier aus unternahm Agatha Simpson ihre Ausflüge in die Unterwelt und legte sich freudig mit jedem an, den sie nicht mochte.

      »Wissen Sie denn wenigstens, wer diese Lümmel sind?« stellte die ältere Dame ihre nächste Frage. Sie hielt sich zusammen mit Parker in der imposanten Wohnhalle des Hauses auf.

      »Aus einer Brieftasche geht hervor, Mylady, daß der eigentliche Entführer ein gewisser Hank Hasker ist«, erläuterte Josuah Parker, »weiter scheint erwiesen zu sein, daß besagter Hank Hasker Lastwagenfahrer ist und in Lambeth wohnt.«

      »Und