Abb. 16. Pavillon auf Körners Weinberg in Loschwitz, wo Schiller wohnte. Nach einem Stiche von G. A. Frenzel. (Zu Seite 16.)
Die Hochflächen östlich von dem steilen Abbruche haben ihre besondere Eigentümlichkeit in den vielen kleinen Kuppen und bewaldeten Höckern zwischen den Ackerfluren und sumpfigen Niederungen. Die Oberfläche besteht da, wo der Heidesand zurücktritt, aus Geschiebelehm, der Grundmoräne des nordischen Inlandeises, in dem man baltische Feuersteine, Porphyre und Quarzite antrifft, die aus Mittelschweden stammen. Bei Boxdorf liegt dieser Lehm 3 m mächtig. Seine Auswaschungs- und Schlemmprodukte bestehen aus Tonen und Tonsanden. Daneben findet sich östlich vom Lößnitzgrunde bei Wilschdorf feinerdiger gelbbräunlicher Löß, in der Nähe der Friedensburg auch mehliger feiner Lößsand. Wo diese besseren Erdarten vorherrschen, sind Dörfer gebildet und herrscht der Ackerbau vor; doch schieben sich die mageren Heidesandflächen mehrfach dazwischen.
Hinter der Lößnitz gegen Osten liegt auf den Hochflächen des Lausitzer Granitbodens von weiten Nadelwaldungen umgeben und mitten zwischen mannigfach gestalteten großen und kleinen Teichen ein eigenartig gebautes, nach seinem Erbauer Kurfürst Moritz benanntes fürstliches Schloß: Moritzburg (Abb. 18). Auf einer Insel, die nach Norden und Süden durch breite, fahrbare Dämme mit dem Lande verbunden ist, erhebt sich das mächtige Schloß, dessen gewaltige runde Ecktürme sich in dem stillen Wasser spiegeln. Als Jagdschloß besitzt es auch eine sehr merkwürdige Geweihsammlung und ist in seinen glänzend ausgestatteten Gemächern reich an malerischen Vorwürfen im Barockstil und besitzt für die zahlreich, namentlich von Dresden kommenden Besucher eine besondere Anziehungskraft in seinem ausgedehnten Tiergarten mit einem namhaften Bestand von Rot- und Schwarzwild, dessen allabendliche Fütterung auf einem bestimmten weiten Wiesenplatze im Walde stets viele Zuschauer anzieht.
Alte Elbarme. Das Spaargebirge.
Da wir auf dem Boden der eigentlichen Elbniederung nur jüngere Bildungen diluvialen und alluvialen Ursprungs und nirgends anstehendes Gestein bis in die Nähe von Meißen finden, so darf man wohl auch erwarten, daß wir in der Elbaue selbst noch hie und da Spuren des alten Elblaufes finden und daß das Strombett, das erst nach der Eiszeit seine festere Gestalt gewonnen hat, einst andere Wege eingeschlagen hat. So hat die Elbe nach ihrem Eintritt in den Talkessel unterhalb Pirna nicht bloß durch ihre Schottermassen den unteren Lauf der Wesnitz aus ihrer südwestlichen in eine westliche Richtung verschoben, sondern infolgedessen selbst auch eine westlichere Bahn einschlagen müssen, wobei die alte Talrinne, die noch jetzt in dem Birkwitzer See zu erkennen ist, verlassen werden mußte. Die langgestreckte Einsenkung dieser sumpfigen Niederung weist auf den kürzesten Weg von Pirna nach Pillnitz hin. Andere in ähnlicher Weise entstandene Niederungen lassen sich bei Zschachwitz und Laubegast oberhalb Dresdens und bei Kaditz und Serkowitz unterhalb der Stadt erkennen. Nur bei großen Hochfluten wie 1845 ist das Elbwasser in diese Niederungen wieder eingetreten und hat sie in ihren Beziehungen zur Elbe klar gelegt. Nur bei der großen Flut von 1845 hat die Elbe auch in der Nähe von Meißen den alten Weg um das Spaargebirge herum ostwärts von Sörnewitz über Zaschendorf benutzt. Wie der jetzige Durchbruch des Stromes zwischen dem Meißener Granitgebiet und dem Spaargebirge, der ein reines Erosionstal zu sein scheint, entstanden sein mag: das bleibt ein noch ungelöstes Rätsel, wenn auch manche Erklärung dafür versucht ist.
Abb. 17. Talsiedelungen und Felsformen. Lößnitzgrund. Nach einer Aufnahme von Carl Pittius in Kötzschenbroda. (Zu Seite 18.)
Merkwürdig und eigenartig bleibt immerhin das eigentlich zur erzgebirgischen Seite gehörige Spaargebirge, das durch den gegenwärtigen Elblauf auf das rechte Ufer verlegt ist. Im Süden steil und schroff in Felsklippen ansteigend, senkt sich diese Gebirgsinsel, von kleinen Tälern und Schluchten durchzogen, langsam nordwärts in die Niederung von Cölln, Meißen gegenüber, und ist mit zahlreichen einzelnen Weinbergsgütern und Winzerhäusern besetzt, zu denen sich in neuerer Zeit auch Landhäuser gesellen. So bildet in Bezug auf Besiedelung dieser kleine Gebirgsstock einen bestimmten Gegensatz gegen den nördlichsten Teil des Talkessels, der, niedrig gelegen, fast nur aus feuchtem Wiesenland besteht, in das sich nur ein Dorf, Niederau, hineinschiebt, während die übrigen Dörfer nur auf oder an dem umgebenden Höhenrande liegen.
III.
Die Bevölkerung.
Die Bevölkerung im Elbtal.
Verhältnismäßig erst spät ist der Mensch in das für Besiedelung günstige Talbecken eingezogen, und zwar erst, wie seine im Boden hinterlassenen Spuren an Waffen und Geräten zeigen, in der jüngeren Steinzeit, in der Zeit der durchbohrten und geschliffenen Steinwerkzeuge; denn in der älteren Steinzeit, die sich nur roher Steingeräte bediente, deckte noch der starre Mantel skandinavischer Eisströme das Land bis in das Sandsteingebirge und bis auf die Vorhöhen des Erzgebirges. Aber man hat auch südlich von der Grenze des nordischen Eises, das überall seine Spuren durch Moränen und Geschiebelehm zurückgelassen hat, keine Steingeräte oder Tonscherben gefunden, die uns das Vorhandensein von Menschen verrieten.
Abb. 18. Jagdschloß Moritzburg. Nach einer Aufnahme von F. & O. Brockmanns Nachf. R. Tamme in Dresden. (Zu Seite 20.)
Die älteste Bevölkerung.
Die erste Besiedelung des flacheren Landes in Sachsen erfolgte von Westen, von Thüringen her; die Spuren dieser ältesten Bewohner sind nachgewiesen