Der exzellente Butler Parker 28 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740961008
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zu finden sein«, gab sie optimistisch zurück. »Ohne Brille dürfte dieser Mann doch hilflos sein.«

      »Ein Hinweis, Mylady, den man sich unbedingt einprägen sollte.«

      »Oder hat der betreffende Kriminelle vielleicht bereits die Insel verlassen?« sorgte sie sich plötzlich.

      »Auch damit sollte man durchaus rechnen, Mylady.«

      »Natürlich ist er noch hier«, meinte sie anschließend. »Er weiß doch genau, daß die Polizei sämtliche Flug- und Schiffshäfen gesperrt hat.«

      »Dennoch sollte es durchaus möglich sein, die Insel zu verlassen«, deutete der Butler an. »Es gibt der Möglichkeiten viele, wenn meine Wenigkeit sich so ausdrücken darf.«

      »Er ist noch hier«, wiederholte sie mit Nachdruck, »so etwas spüre ich.«

      »Mister John Ronnars ist selbstverständlich klar, daß man international nach ihm suchen wird, Mylady.«

      »Wer ist John Ronnars?« fragte sie verdutzt.

      »Die erwähnte ›Brille‹, Mylady«, erläuterte Parker und war ein wenig verdutzt darüber, daß die ältere Dame den Namen richtig wiederholt hatte. So etwas kam überaus selten vor.

      *

      Der junge Mann im Vorzimmer von Hale Corvey gab sich sehr arrogant und ungeduldig zugleich.

      »Ohne Anmeldung ist da kaum was zu machen«, sagte er herablassend, nachdem Parker in Lady Simpsons Namen um ein Gespräch mit dem Vereinsleiter gebeten hatte. Dieser junge Mann saß in einem modern eingerichteten Büro vor einem Personal-Computer und tat sehr beschäftigt. Nach seiner Auskunft schien er die beiden Besucher bereits wieder vergessen zu haben. Er fühlte sich hinter der Trenn-Barriere sehr sicher und unangreifbar.

      »Würden Sie dennoch freundlicherweise nachfragen?« bat Parker in seiner bekannt höflichen Art.

      »Sie sehen doch, daß ich im Moment beschäftigt bin«, herrschte ihn der junge Mann gereizt an, ohne auch nur hochzublicken. Er blätterte in einer Akte und ließ sich dabei nicht stören.

      »Dann werde ich mir selbst helfen«, schaltete Lady Agatha sich ein.

      »Tun Sie das«, gab der Ahnungslose zurück. Eine Sekunde später zuckte er zusammen. Lady Agatha vertrieb sich bereits die Zeit und benutzte dazu erst mal einen schweren Aschenbecher, den sie gezielt zu Boden fallen ließ. Anschließend befaßte sie sich mit einer an sich billigen Blumenvase und brachte sie schwungvoll mit der Wand in Berührung. Die Wand widerstand, die Vase hingegen ging zu Bruch, was nicht ohne Lärm erfolgte.

      »Was ist denn das?«

      Der junge Mann sprang auf und bückte sich blitzschnell, als Mylady ihn mit einem Ablagekorb aus Plastik bedachte, der auf dem schmalen Tresen stand. Dieser Behälter mit Inhalt, segelte über den jungen Mann hinweg und fegte dann über den Arbeitstisch. Dabei stieß er an eine Schale, die mit Heftklammern gefüllt war.

      Lady Agatha hatte inzwischen die Trennklappe des Tresens hochgenommen und marschierte zu einer Tür, hinter der wohl der Vereinsgründer zu vermuten war. Der junge Mann warf sich der Eindringenden entgegen und wollte sie stoppen.

      Er hätte es besser nicht getan ...

      Agatha Simpson klatschte ihm ihren perlenbestickten Pompadour auf die nicht klein geratene Brust und veranlaßte ihn auf diese Weise, wieder im Sessel Platz zu nehmen. Sie hatte allerdings derart schwungvoll pariert, daß der junge Mann mitsamt dem Möbel zu Boden ging.

      »Mit Ihrer Erlaubnis.« Parker zeigte sich ungemein hilfsbereit und half dem Gemaßregelten hoch. Bei dieser Gelegenheit klopfte der Butler ihn äußerst geschickt nach Waffen ab und fand, wie er vermutet hatte, eine Pistole. Sie verschwand rasch zwischen den schwarz behandschuhten Händen des Butlers und landete in einer der Taschen des Covercoats, den Parker trug.

      Lady Agatha hatte bereits die Tür geöffnet und marschierte energisch in Richtung eines mittelgroßen, rundlichen Mannes, dessen Kahlkopf wie ein kleiner Mond strahlte.

      »Sind Sie dieser Vereinsleiter?« herrschte sie ihn an.

      »Hale Corvey«, kam die verblüffte Antwort. »Sind Sie angemeldet?«

      »Sie haben die große Ehre und den Vorzug, Mylady einige Fragen beantworten zu dürfen, Mister Corvey, die sich auf einen gewissen Mister John Ronnars beziehen.«

      »Ehre und Vorzug?« Hale Corvey war längst aufgestanden und blickte ein wenig zu auffällig über Parkers Schulter hinweg zur Tür. Der Butler deutete diesen Blick durchaus richtig. Nicht umsonst hielt er seinen Universal-Regenschirm mit der linken Hand in die Waagerechte. Die Spitze wies nach hinten.

      Und sie traf den jungen Mann, der sich gerade anschickte, mit einem Stock zuzuschlagen. Der Getroffene brüllte auf, faßte nach seiner Magenpartie, wo ihn die Schirmspitze getroffen hatte, knickte ein und kniete im Zeitlupentempo nieder.

      »Meine Wenigkeit bedauert ungemein das kleine Mißgeschick«, entschuldigte sich Parker, während er sich gemessen umwandte. »Atmen Sie möglichst tief durch. In schätzungsweise fünf Minuten werden Sie sich mit Sicherheit bedeutend wohler fühlen als zum gegenwärtigen Zeitpunkt.«

      *

      »Das ist alles ein schreckliches Mißverständnis«, entschuldigte sich Hale Corvey umgehend. »Sie ahnen ja nicht, mit welchen Besuchern wir es hier oft zu tun haben. Da ist eine gewisse Reserve schon durchaus angebracht.«

      »Von welchen Besuchern sprechen Sie, junger Mann?« fragte Agatha Simpson und spielte bereits mit einer Plastikflasche, in der sich flüssiger Klebstoff befand.

      »Entlassene Strafgefangene«, fuhr Corvey hastig fort. »Viele glauben, sie hätten einen Anspruch auf Hilfe. Und wenn wir ihnen dann nicht helfen können, werden sie aggressiv und drohen.«

      »Ganz im Gegensatz zu mir, junger Mann«, antwortete die ältere Dame und warf einen kurzen, forschenden Blick auf den Sekretär des Büros. Er hechelte noch, hatte sich aber inzwischen leicht erholt. Er saß auf einem Stuhl an der Tür und massierte sich vorsichtig die Magenpartie.

      »Mylady interessiert sich für einen Mister John Ronnars, der auch die ›Brille‹ genannt wird.«

      »Mylady ...? Moment mal, sind Sie Lady Simpson? Diese Lady Simpson?!«

      »Wer sonst, junger Mann?« Sie lächelte erstaunlich freundlich und zeigte sich durchaus geschmeichelt.

      »Das konnte mein Mitarbeiter nicht wissen. Dann sind Sie Butler Parker, oder?«

      »Meine Wenigkeit möchte dies keineswegs in Abrede stellen.«

      »Wir hatten noch nie das Vergnügen.« Corvey bemühte sich um Verbindlichkeit.

      »Ob das für Sie ein Vergnügen wird, muß sich erst noch erweisen«, warf die ältere Dame grollend ein. »Sie kennen also die ›Brille‹?«

      »Nicht persönlich, wirklich nicht. Ich habe nur von ihr gehört, Mylady.«

      »Sie haben sie nicht betreut?« Parkers linke Augenbraue steilte ansatzweise nach oben.

      »Aber nein, Mister Parker.« Hale Corvey schüttelte den Kopf. »John brauchte doch mich nicht! Der hat seine eigene Organisation. Soviel man eben so weiß, verstehen Sie?«

      »Man sagt Ihnen nach, Mister Corvey, daß Sie über Ihren Hilfsverein erstaunlich gute Kontakte zu den Häftlingen haben.«

      »Alles im Rahmen der Gesetze, Mister Parker.«

      »Ihren Klienten blieb unentdeckt, daß Mister John Ronnars seine Zelle ohne Erlaubnis verlassen wollte?«

      »Zu mir ist da überhaupt nichts durchgesickert«, behauptete Corvey.

      »Danach hat mich übrigens schon die Polizei gefragt. Nein, von seinem geplanten Ausbruch wußte ich nichts, noch nicht mal andeutungsweise.«

      »Natürlich wußten Sie Bescheid, junger Mann«, herrschte die passionierte Detektivin ihn an. »Und wahrscheinlich wissen