I. Das Grundgebrechen des ganzen Systems
1. Die entwicklungsgeschichtliche Betrachtung. Die Antithese zwischen Kant und Schopenhauer
2. Der Unwert der Geschichte. Die Antithese zwischen Schopenhauer und Hegel
II. Die Widersprüche in dem System
2. Die Welt als Entwicklungssystem
3. Die Welt als Erkenntnissystem
4. Das pessimistische Weltsystem
III. Die Widersprüche im Fundament
1. Der Drang im Dinge an sich
4. Die Individualität im Dinge an sich
5. Der transzendente Fatalismus
Die Kritik der Darstellungsart
I. Vorzüge und Mängel
3. Satzbildung und Interpunktion
Auswahlbibliographie zur Schopenhauer-Literatur
III) Gesamtdarstellungen, Einführungen und Biographien
IV) Sonstige Sekundärliteratur
V) Bibliographien, Lexika, Zeitschriften
VI) Briefe, Tagebücher, Gespräche und Übersetzungen
VII) Elektronische Medien: Tonkassetten, CD-Rom, Internetadressen
Arthur Schopenhauer – Originalgenie und philosophischer Außenseiter
Eine Einführung zu Kuno Fischers Schopenhauer-Buch
Kuno Fischers Schopenhauer-Monographie, die, nach dem Urteil Wilhelm Windelbands »großartigste[…] Charakteristik einer philosophischen Persönlichkeit, die ihm gelungen ist«1, wird hier auf der Grundlage der dritten Auflage, um eine Einführung und aktuelle Literaturhinweise ergänzt, wiederum vorgelegt.2 Die erneute Herausgabe eines Werkes, das zuletzt vor etwas mehr als hundert Jahren, kurz nach dem Tode Kuno Fischers, erschienen ist, bedarf »einer besondern Schutzrede«3, eines Wortes der Rechtfertigung, die nicht bloß im Hinweis darauf bestehen kann, dass es sich dabei um das einst berühmte Buch eines einst berühmten Autors handelt. Da die geschichtliche Begründung sich notwendig im Widerspruch zur eigenen Absicht realisiert4, wollen die folgenden Ausführungen den Autor des Buches, der heute nur noch einem engeren Kreis philosophisch Interessierter bekannt ist, und das Buch selbst vorstellen, um zu zeigen, dass seine Neuausgabe nicht die Freude am Nostalgischen und Historischen, sondern der Blick auf seine Qualität und Originalität, seinen zeitlosen Gehalt und sein bleibendes Verdienst motiviert.
Kuno Fischer und die Heidelberger Tradition
Was die philosophiegeschichtliche Einordnung betrifft, steht Kuno Fischer in der Heidelberger Tradition des Philosophierens, deren herausragendster Repräsentant er ist. In ihrem Sinn lehrten in Heidelberg in »fast ununterbrochener Folge […] ein Jahrhundert lang Philosophen, welche ihre eigene Bemühung um die Probleme grundsätzlich mit einer umfassenden Kenntnisnahme und kritischen Vergegenwärtigung der geschichtlichen Überlieferung verbanden. Hegel hatte damit begonnen; Eduard Zeller, Kuno Fischer, Wilhelm Windelband, Paul Hensel, Ernst Hoffmann folgten ihm, obwohl sie seine dialektisch-konstruierende Methode nicht übernahmen«5. Der als Nachfolger Eduard Zellers nach Heidelberg berufene und von Wilhelm Windelband auf dem Lehrstuhl der Ruperto-Carola beerbte, beiden als Denker und Forscher ebenbürtige Kuno Fischer, hat »sowohl seinen Vorgänger wie seinen Nachfolger in der Kunst der literarischen Darstellung und des Kathedervortrags«6 übertroffen. In seiner 1924 vorgelegten, Kuno Fischer gewidmeten Habilitationsschrift7 hat sich Hermann Glockner zu dieser Heidelberger Tradition bekannt, die mit der n.s.-diktatorisch geregelten Nachfolge von Heinrich Rickert zu Ende geht: »Ernst Krieck kam nach Heidelberg. Damit war die philosophische Tradition zerstört. Sie wurde auch 1945 nicht wieder aufgenommen«8.
Kuno Fischer – Biographisches9
Ernst Berthold Kuno Fischer wird am 23. Juli 1824 in Groß-Sandewalde in Schlesien geboren. Der Vater, der Sandewalder Pastor Karl Theodor Fischer, widmet sich nach dem frühen Tod der Mutter mit großer Sorgfalt seiner und seines älteren Bruders Erziehung, was zu einer innigen Beziehung zwischen Vater und Sohn führt.10 Fischer besucht zunächst das humanistische Gymnasium in Posen, dem er die Beherrschung seines Gefühlsüberschwanges, seine klassische Bildung, sowie sein literarisches und ästhetisches Interesse, das von besonderem Einfluss auf seine weitere Entwicklung ist, verdankt. Nach dem Abitur 1844 beginnt er in Leipzig ein Studium der Philologie bei Gottfried Hermann und Moritz Haupt, doch dauert es kein Semester, bis den jungen Studenten die Philosophie an sich reißt11 und er im Herbst 1844 an die Universität Halle wechselt, wo er bis zum Frühjahr 1847 studiert. Julius Schaller, vor allem aber Johann