Dracula. Брэм Стокер. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Брэм Стокер
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783990429167
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meine Liebe – wenn es um mich sein sollte. Ich bin eine harte Nuss; und ich stehe so etwas durch, wenn dieser andere Kerl sein Glück nicht erkennt, so soll er es bald tun, sonst bekommt er es mit mir zu tun. Wertes Mädchen, Ihre Ehrlichkeit und Ihr Mut haben mich zu Ihrem Freund gemacht, und Freunde sind spärlicher gestreut als Liebhaber; es ist irgendwie etwas Selbstloses. Meine Liebe, ich werde mich recht einsam fühlen auf dem Weg von hier nach Kingdom Come. Wollen Sie mir nicht einen Kuss geben? Ich werde die Erinnerung daran bewahren für finstere Zeiten – von jetzt an bis später. Sie können es, und das wissen Sie, wenn Sie wollen, denn der andere Mann hat ihre Liebe doch noch gar nicht erwidert. Aber er muss ein guter und ein feiner Kerl sein, sonst würden Sie ihn ja gar nicht lieb haben.“ Damit gewann er mich, Mina; denn es war edel und süß, und auch nobel, von ihm, so von einem Rivalen zu sprechen. Und er war so traurig. So beugte ich mich zu ihm und küsste ihn. Er stand auf, meine Hände hielt er immer noch in den seinen, er sah mir in die Augen – ich glaube, ich errötete dabei – und sagte:

         „Kleines Mädchen, ich halte Ihre Hände, und Sie haben mich geküsst. Wenn dies uns nicht zu Freunden machen kann, dann gar nichts. Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit und nun auf Wiedersehen.“ Er schüttelte mir die Hand, nahm seinen Hut und ging geradewegs aus dem Zimmer, ohne sich umzudrehen – ohne eine Träne, ohne ein Zittern und ohne Zögern; und ich heule wie ein Baby. Oh, warum muss gerade ein Mann wie er unglücklich werden, wo es doch jede Menge von Mädchen gibt, die den Boden anbeten würden, auf dem er seine Füße setzt. Ich weiß, wenn ich frei wäre, würde ich das tun – aber ich wünsche mir gar nicht, frei zu sein. Meine Liebe, das ist mir wirklich nahe gegangen, und ich kann dir nicht mehr von meinem Glück weiter erzählen. Und über die Nummer Drei werde ich dir erst erzählen, wenn alles wieder in einem glücklicheren Licht erstrahlt.

      Stets deine

      LUCY

      P.S. – Nun, zur Nummer Drei, soll ich dir noch von Nummer Drei erzählen oder nicht? Unter uns gesagt, es war alles ganz konfus; es schien nur ein Augenblick vergangen zu sein, als er ins Zimmer hereinkam, da legte er schon seine Hände um mich und küsste mich. Ich bin sehr, sehr glücklich und weiß nicht, was ich getan habe, um das alles zu verdienen. Ich sollte in Zukunft versuchen, meine Dankbarkeit deutlicher zum Ausdruck zu bringen, für die göttliche Güte, die mir solch einen Liebhaber, einen solchen Ehemann und einen derartigen Freund bescherte.

      Auf Wiedersehen.

      TAGEBUCH VON DR. SEWARD

      – mittels Phonograph aufgenommen -

      25. Mai. – Heute kein Appetit. Kann nichts essen, hab´ keine Ruhe, deshalb Tagebuch. Seit meiner gestrigen Enttäuschung habe ich ein Gefühl der Leere; nichts in der Welt scheint mir wichtig genug, mich damit zu beschäftigen… Da ich weiß, dass die einzige Heilung für derartige Zustände die Arbeit ist, ging ich zu meinen Patienten. Ich suchte mir einen heraus, der für eine meiner Studien von höchstem Interesse ist. Er ist so wunderlich in seinen Ideen, und so unterschiedlich von den üblichen Geistesschwachen, dass ich mir fest vornahm, ihn soweit als möglich zu verstehen. Heute schien es mir, als wäre ich dem Kern seines Geheimnisses näher als je zuvor.

         Ich fragte ihn eindringlicher aus, als ich es sonst tat, mit der Absicht, mich zum Beherrscher seiner Halluzination zu machen. In der Art meines Vordringens liegt, wie ich jetzt erkenne, eine gewisse Grausamkeit. Ich versuchte, ihn auf den Höhepunkt seines Wahnsinns zu treiben – ein Verfahren, das ich sonst meide wie den Schlund der Hölle. (Anmerkung: Unter welchen Umständen würde ich den Abgrund der Hölle nicht vermeiden?) Omnia Romae venalia sunt (Alle Römer sind käuflich). Und auch die Hölle hat einen Preis. verb. sap. (Verbum sapienti sat est – Ein Wort reicht dem weisen Mann). Wenn irgendetwas hinter diesen Wahnbildern steckt, dann ist es wert, dass man es genau aufspürt. Ich hatte also einen Grund so vorzugehen, deshalb –

         R. M. Renfield, aetatis (Alter) 59 – Lebhaftes Temperament; enorme physische Kraft; krankhaft reizbar; Perioden des Wahnsinns enden in einer fixen Idee, der ich nicht folgen kann. Ich schicke voraus, dass, wenn sein sanguinisches Temperament auf störende Einflüsse stößt, seelische Anfälle ausgelöst werden; ein – vielleicht – gefährlicher Mann, wahrscheinlich gefährlich, wenn er gereizt wird. Bei normalen Menschen ist die Vorsicht ein ebenso sicherer Schutz gegen seine Feinde wie gegen sich selbst. Ich denke, dass, wenn er mit sich selbst im Klaren ist, dann sind die zentripetalen (die zum Mittelpunkt hinstrebenden) und die zentrifugalen (die vom Mittelpunkt wegstrebenden) Kräfte im Gleichgewicht; wird hingegen aus irgendeinem Grund dieser Mittelpunkt verschoben, so dominieren die letztgenannten Kräfte und es kann nur ein Anfall, oder mehrere davon, einen Ausgleich herbeiführen.

      BRIEF VON QUINCEY P. MORRIS AN HERRN ARTHUR HOLMWOOD

      25. Mai

      Mein lieber Art,

      Wir haben uns Geschichten am Lagerfeuer inmitten der Prärien erzählt; und wir haben uns gegenseitig die Wunden verbunden, als wir versuchten, auf den Marquesas (vulkanische Inseln im Südpazifik) zu landen; am Ufer des Titicaca-Sees haben wir einander Glück zugeprostet. Es sind noch mehr Geschichten zu erzählen, weitere Wunden zu verarzten und auf ein nächstes Wohl zu trinken. Wollen wir das nicht morgen Abend, bei mir, bei einem Lagerfeuer machen? Ich lade dich ein, weil ich weiß, dass eine gewisse Dame morgen Abend zu einer gewissen Dinner-Party eingeladen ist, und du folglich noch frei bist. Noch einer wird da sein, unser alter Kumpel aus Korea, Jack Seward. Er wird auch kommen, sicher, und wir beide werden unsere Tränen über dem Weinglase mischen und von ganzem Herzen auf das Wohl des glücklichsten Mannes auf diesem Erdenrund trinken, der das nobelste Herz für sich errang, das Gott jemals schuf. Wir versprechen dir ein herzliches Willkommen, eine liebenswürdige Begrüßung und ein Prosit, das so wahrhaft ist wie deine eigene rechte Hand. Wir schwören dir beide, dich nach Hause zu schicken, wenn du, einem gewissen Paar schöner Augen wegen, zu tief in das Glas geschaut haben solltest. Sei dabei!

      Dein – auf immer und ewig,

      QUINCEY P. MORRIS

      TELEGRAMM VON ARTHUR HOLMWOOD AN QUINCEY P. MORRIS

      26. Mai.

      Rechne mit mir wie zu jeder Zeit. Ich bringe euch Neuigkeiten, die euch beiden die Ohren aufgehen lassen werden.

      ART

      SECHSTES KAPITEL

      TAGEBUCH VON MINA MURRAY

      24. Juli. Whitby – Lucy holte mich vom Bahnhof ab; sie sah süßer und lieblicher aus als je zuvor, und wir fuhren gemeinsam in das Haus am Crescent, wo Zimmer vermietet werden. Es ist ein wunderbarer Ort hier. Der kleine Fluss – der Esk – fließt in ein tiefes Tal hinab, das aber breiter wird, wenn es sich dem Hafen nähert. Ein großer Viadukt führt darüber hinweg, mit hohen Brückenpfeilern, durch die der Blick irgendwie in weite Ferne gerät – weiter weg, als es der Realität entspricht. Das Tal ist saftig grün und so tief eingeschnitten, dass man von den Hängen aus nicht hinuntersehen kann, wenn man nicht bis direkt an den Rand tritt – andernfalls schaut man einfach darüber hinweg. Die Häuser der alten Stadt – auf der anderen Seite – haben allesamt rote Ziegeldächer und sehen wie übereinander geschachtelt aus – wie wir es aus den Bildern der deutschen Stadt Nürnberg kennen. Gerade über der Stadt liegt die Ruine der Abtei Whitby, die von den Dänen zerstört wurde, und in der sich ein Teil des Stückes „Marmion“ abspielt, in dem ein Mädchen in die Wand eingemauert wird. Es ist eine schöne Ruine, von stattlicher Größe und voll von herrlichen und romantischen Plätzchen; es geht die Sage um, dass sich in einem der Fenster eine weiße Frau sehen lasse. Zwischen dem Kloster und der Stadt befindet sich noch eine Kirche, die Pfarrkirche, um die herum sich ein großer Friedhof mit vielen Grabsteinen ausbreitet. Meiner Ansicht nach ist es der bezauberndste Fleck von ganz Whitby, denn er liegt direkt über der Stadt und gewährt eine schöne Aussicht auf den Hafen und die Bucht, von wo die Landspitze, Kettleness genannt, weit in das Meer ragt. Die Böschung über dem Hafen ist so steil, dass schon Stücke herunter gebrochen sind, wodurch einige Gräber zerstört wurden. An einer Stelle hängen die Grabsteine besonders weit hinaus über den tief unten liegenden sandigen Fußweg. Es führen Spazierwege, mit Bänken versehen,