Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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einige Leute engagiert, die ihn umbringen sollten? Als Gangster-Vormann durfte man keine Fehler machen. Beging man sie aber dennoch, dann drohte der Tod.

      *

      Turpins hatte den Dachgarten verlassen. Von hier aus hatte er seinen Chef per Funk angerufen. Es waren nur wenige Schritte bis in sein Fabrikbüro. Er hatte den Schreibtisch noch nicht ganz erreicht, als das Telefon schrillte.

      »Turpins«, meldete er sich.

      »Erfreut, Ihre Stimme zu hören«, sagte eine beherrschte und höfliche Stimme. »Hier spricht Josuah Parker. Ich hoffe, Ihren Leuten und Ihnen ist nicht viel passiert.«

      »Verdammt, Sie?«

      »Ich möchte mich für mein ausgelassenes Benehmen entschuldigen«, redete Parker höflich weiter. »Ich muß gestehen, Mr. Turpins, daß ich die Dinge wohl etwas zu sehr auf die Spitze getrieben habe.«

      »Sie wollen sich doch bestimmt nicht nur entschuldigen?« sagte Turpins. Er riß sich mächtig zusammen und unterdrückte seine Wut.

      »Richtig. Sie kommen auf den Kern der Dinge zu sprechen, wenn ich so sagen darf. Ich bin Ihnen nicht gram, daß Ihre Leute mich in den Stollen unter Ihrer Fabrik einsperrten.«

      »Wovon reden Sie eigentlich?« gab Turpins sehr vorsichtig zurück. Zugeben wollte er nichts. Er wußte ja nicht, ob dieses Telefongespräch auf Tonband mitgeschnitten wurde.

      »Gut, ich habe verstanden«, meinte Parker. »Sie wollen einen Schlußstrich ziehen. Nun, das ist auch meine bescheidene Meinung. Mit anderen Worten, Mr. Turpins, ich möchte Ihnen meine Dienste erneut anbieten. Nur unter anderen Vorzeichen, wie Sie verstehen werden.«

      »Mann, Sie machen mir Spaß.« Turpins schnappte nach Luft. Soviel Frechheit war ihm noch nie begegnet.

      »Ich bin erfreut, daß Sie sich gut unterhalten«, redete der Butler weiter. »Demnach scheinen Sie den Verlust Ihrer Ware nicht besonders tragisch zu finden.«

      »Deswegen reden wir noch miteinander«, antwortete Turpins grimmig.

      »Deswegen rufe ich ja gerade an.« Parkers Stimme blieb freundlich und verbindlich. »Wie Ihnen bekannt ist, bin ich in der Lage, neue Ware herzustellen. Diesmal ohne Nies-Effekt.«

      »Glauben Sie wirklich, ich würde Ihnen noch trauen, Parker?«

      »Wie gut ich Sie verstehen kann, Mr. Turpins. Sie sind an einem Arbeitsangebot also nicht interessiert?«

      »Wer sagt denn das? Verdammt, ich brauche Sie, Parker!«

      »Ihre Worte schmeicheln meinen Ohren«, erwiderte der Butler. »Sie sind also damit einverstanden, daß wir uns unterhalten?«

      »Wann und wo?«

      »Ich schlage vor, auf neutralem Boden.«

      »Sagen Sie schon, wo.«

      »Auf dem Dachgarten des Windermere-Warenhauses. Pünktlich um 13.00 Uhr.«

      »Gut, ich werde aufkreuzen, Parker. Ist auch besser, daß Sie einlenken.«

      »Warum, wenn ich in aller Bescheidenheit fragen darf?«

      »Meine Leute und Freunde suchen nach Ihnen. Wir würden Sie früher oder später doch finden.«

      »Sie werden doch allein zum Dachgarten kommen, nicht wahr?« Parkers Stimme klang erstaunlicherweise etwas beunruhigt.

      »Natürlich komme ich allein. Bringen Sie gute Vorschläge mit, Parker! Kann sein, daß wir uns doch noch bestens verstehen werden!«

      Parker legte auf.

      Ben Turpins dachte einen Moment nach. Dieses Gespräch mit Parker hatte ihn natürlich überrascht. Wieder mal staunte er über die Unverfrorenheit des Butlers. Entweder war dieser Mann naiv und ahnungslos, oder gerissen wie ein alter Fuchs.

      Turpins spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, seinen Chef anzurufen. Doch warum sollte er seine Karten vorzeitig auf den Tisch legen? Es genügte, daß er Parker wieder einfing. Befand er sich wieder in seiner Gewalt, dann hatte er die Pannen in der Fabrik restlos ausgebügelt. Dann konnte er wieder ein Wort mitreden.

      Turpins war diesmal besonders vorsichtig. Er glaubte fest daran, daß der Butler auf dem Dachgarten des Windermere-Warenhauses erschien. Hier konnte der Mann unauffällig und diskret gekidnappt werden. Preßte man ihm die Mündung einer Schußwaffe in den Rücken, würde Parker schon aufstecken und mitkommen.

      Daß Parker nicht mit der Polizei zusammenarbeitete, glaubte Turpins natürlich genau zu wissen. Es sprachen auch einige andere Dinge dafür. Bisher war die Polizei nicht in seinem Büro erschienen und hatte Fragen gestellt. Bisher waren die Brotfabrik und der Luftschutzstollen darunter nicht durchsucht worden.

      Nein, Parker mußte ein verrückter Einzelgänger sein. Eine andere Deutung gab es gar nicht.

      Turpins griff nach seinem Telefon und gab Befehle durch. Er knüpfte an einer Schlinge, die er Parker um den Hals legen wollte …

      *

      Auch Parker telefonierte um diese Zeit. Er sprach von einer kleinen, unauffälligen Teestube aus und unterhielt sich in Stichworten mit Inspektor Madler.

      Parker hatte einige spezielle Wünsche. Inspektor Madler hörte aufmerksam zu. Er hatte zuerst einige Bedenken, doch als Parker in die Details ging, mußte Madler wiederholt laut auflachen. Von Minute zu Minute freundete er sich mit den Vorschlägen des Butlers immer mehr an.

      Nach diesem Gespräch suchte der Butler im Branchen-Adreßbuch nach einer ganz bestimmten Firma. Als er sie gefunden hatte, verließ Parker die kleine Teestube, besorgte sich ein Taxi und ließ sich nach Eastend bringen.

      Sein Ziel war ein Frack- und Kostümverleih.

      Er verhandelte ausgiebig mit dem Inhaber dieser wohl sortierten Firma, sah sich einige Kostüme an und kam dann auf den Kern der Sache zu sprechen.

      Er ging an den langen Reihen der aufgehängten Kleider und Kostüme vorbei und suchte die Dinge aus, die ihm vorschwebten. Parker gab sich wie immer große Mühe. Sorgfältig wählte er und stellte zusammen. Er hielt sich etwa fünfundvierzig Minuten in diesem Kostüm-Verleih auf. Dann hatte er alles beisammen. Parker zahlte im voraus und ordnete an, wohin die Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände zu schicken waren.

      Er war in fast ausgelassener Stimmung, als er wieder auf der Straße stand. Parker leistete sich nämlich den Luxus, ein wenig zu schmunzeln. Es war ein sicheres Zeichen dafür, daß ihm mal wieder etwas eingefallen war.

      *

      Ben Turpins hielt eine Art Truppenparade ab.

      Die mehr oder weniger leicht lädierten Männer seiner Gang hatten sich in seinem Büro versammelt. Darunter befanden sich auch Stan Bigels, der Mann mit der Zahnlücke, und Strickton.

      Turpins faßte seine Befehle noch mal zusammen.

      »Sobald Parker auf taucht, wird er vorsichtig eingekesselt. Strickton, Sie werden ihm sagen, daß er umgelegt wird, falls er abhauen will. Bigels, Sie werden ihm den Lauf einer Kanone in den Rücken drücken. Ich wette, dieser Parker wird kuschen und widerstandslos mitkommen.«

      »Und wenn er wirklich Schwierigkeiten macht?« Strickton wollte es genau wissen.

      »Dann schieß ich«, meinte Bigels sehr eifrig.

      »Einen Dreck wirst du tun«, schnauzte Turpins aufgebracht. »Dann gibst du ihm eins über den Schädel. Ich will Parker lebend sehen, ist das klar?«

      »Und wenn die Leute im Dachgarten-Restaurant verrückt spielen?« Strickton meldete seine Bedenken an. »Wir sind sechs Stockwerke über der Straße.«

      »Ein paar Warnschüsse werden ausreichen. Dann rühren die Leutchen im Restaurant keinen Finger für Parker. Zum Teufel, seit wann seid ihr so nervös? Ihr werdet mit insgesamt sechs Personen aufkreuzen. Damit kann man das Parlament ausräumen. Ihr seid doch keine Anfänger …!«

      »Und wohin sollen wir Parker