Butler Parker 146 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934187
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fanden John Waters in schlechtem Zustand.

      Er lag in seinem engen, stickigen Keller und mußte dann förmlich nach oben getragen werden. Es dauerte einige Zeit, bis er die ersten Fragen des Anwalts beantworten konnte. Ja, er war plötzlich von den beiden Männern überfallen und in den Keller geprügelt worden. Nein, sie hatten keine Fragen an ihn gestellt.

      »Waren Sie inzwischen in der Lage, Mr. Waters, einen kurzen Blick in den Stahlschrank zu werfen?« fragte Josuah Parker.

      »Ich begreife das alles nicht«, beschwerte sich John Waters, »warum plötzlich diese Überfälle? Ich bin doch nun wirklich nicht reich. Auch die Bücher drüben im Stahlschrank stellen kein Vermögen dar, auch nicht für einen eingefleischten Sammler.«

      »Haben Sie vielleicht in jüngster Zeit irgendwelche Bücher angekauft?« fragte Mike Rander.

      »Das allerdings.« John Waters nickte. »Es handelte sich um zwei Frühausgaben von Shakespeare, aber bibliophile Kostbarkeiten sind das nicht gewesen.«

      »Diese beiden Bücher würde ich mir gern mal aus der Nähe ansehen«, bat Rander, »kommen Sie, Waters, wir werden Ihnen helfen.«

      Der Buchhändler blieb betroffen stehen, als sein Blick auf die beiden Männer fiel, die inzwischen wieder zu sich gekommen waren, ihre Augen aber fest geschlossen hielten. Sie saßen dicht nebeneinander auf den Steinplatten des Bodens, hatten die Näherkommenden gehört und zogen unwillkürlich die Köpfe ein.

      »Zu Ihnen später, meine Herren«, sagte Josuah Parker zu den Kriminellen, um sich dann John Waters zuzuwenden, »verfügen Sie über einen passenden Verschlag, in den man die beiden Besucher stecken könnte?«

      »Der Raum für das Putzgerät«, antwortete Waters und deutete auf eine Tür im Hintergrund. Parker bat die Kriminellen, sich von ihren Plätzen zu erheben, was sie allerdings nur mühsam schafften. Anschließend führte er sie in den kleinen, engen Raum, wo er sie auf Putzeimer drückte und dann die Tür hinter ihnen schloß. Danach ging er zurück zu Mike Rander, der mit Waters vor dem Stahlschrank stand.

      »Waters nimmt an, daß man die Bücher dort in der Kiste wegschaffen wollte«, meinte Rander und deutete auf einen solchen Behälter.

      »Ich habe sie nicht dorthin gestellt«, schaltete der Buchhändler sich ein, »und sehen Sie, Mr. Parker, ein Teil der Bücher aus dem Schrank ist bereits in der Kiste.«

      »Dann sollte man auch noch die restlichen Bücher einpacken, wenn ich diesen Rat erteilen darf«, schlug Josuah Parker vor und blickte Mike Rander an. Der Anwalt nickte und wartete auf Waters Antwort.

      »Sie wollen die Bücher mitnehmen?« fragte Waters erstaunt.

      »Man wird sie pfleglich behandeln, Mr. Waters«, versicherte der Butler gemessen.

      »Was ist denn mit diesen Büchern?« fügte Waters fast verzweifelt hinzu. »Ich kann mir das plötzliche Interesse einfach nicht erklären. Sehen Sie doch, das dort sind die beiden Shakespeare-Ausgaben. Ich wiederhole noch mal, besondere Kostbarkeiten sind es gerade nicht.«

      »Auch jene Bände würde man mitnehmen, zumal Lady Simpson gerade an Shakespeare interessiert ist.«

      »Okay, nehmen Sie von mir aus alles mit«, sagte Waters entschlossen, »ich kann nur hoffen, daß ich dann meine Ruhe habe.«

      »Wie schaffen wir die Kiste weg, Parker?« fragte der Anwalt.

      »Wenn Sie gestatten, Sir, wird man sich um eine passende Transportmöglichkeit bemühen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an und begab sich zurück in den Glasverschlag, um von dort aus einen Spediteur anzurufen. Er hatte das kleine Büro von John Waters noch nicht ganz erreicht, als das Telefon läutete.

      »Buchhandlung Waters«, meldete sich der Butler, nachdem er abgehoben hatte.

      »Waters? Sind Sie es etwa, Parker?«

      »In der Tat«, erwiderte der Butler, »und was Sie betrifft, hat man es gewiß mit dem sogenannten Maulwurf zu tun?«

      »Haben Sie etwa meine Warnung vergessen?« fragte die schneidende Stimme gereizt. »Hören Sie, Parker, ich scherze nicht!«

      »Sie sprachen von blauen Bohnen, um genau zu sein.«

      »Ist was passiert? Ich meine, in dieser Buchhandlung?«

      »Keineswegs und mitnichten«, gab der Butler zurück, »man erfreut sich allgemein der besten Gesundheit.«

      »Nicht mehr lange«, behauptete der Mann am anderen Ende der Leitung, der sich Maulwurf nannte, »wenn Sie die Buchhandlung verlassen, werden Sie sterben, darauf gebe ich Ihnen jede Garantie!«

      *

      »Reiner Bluff«, meinte der Anwalt, nachdem der Butler ihn informiert hatte. John Waters bekam nichts davon mit. Wegen eines kleinen Schwächeanfalls hatte er sich auf einen Stapel Bücher gesetzt und lehnte mit dem Kopf gegen die Wand.

      »Wenn Sie gestatten, Sir, möchte ich mich Ihrer Meinung anschließen«, sagte Josuah Parker, »der Maulwurf kann sich unmöglich hier in der Nähe befinden, sonst hätte er Sie und meine Wenigkeit beim Betreten der Buchhandlung sehen müssen.«

      »Also, was bezweckt dieser komische Maulwurf, Parker?«

      »Er möchte Zeit gewinnen, Sir, um inzwischen das in Marsch setzen zu können, was man wohl Hilfstruppen nennt.«

      »Und uns hier solange festnageln, wie?«

      »Davon sollte man in der Tat ausgehen, Sir.«

      »Dann nichts wie weg, Parker! Haben Sie einen Spediteur angerufen?«

      »Mr. Pickett, Sir. Er wird innerhalb der nächsten zehn Minuten mit letzter Sicherheit hier erscheinen.«

      »Seit wann betätigt Pickett sich als Spediteur?« Rander lächelte. Er hatte einen ganz bestimmten Verdacht.

      »Mr. Pickett ist das, Sir, was man gemeinhin flexibel zu nennen pflegt.«

      »Hoffentlich wird er nicht erwischt, wenn er sich einen Lieferwagen ausleiht, Parker.«

      »Mr. Pickett betätigt sich nur noch innerhalb der Legalität, Sir«, versicherte der Butler. Er half dem jungen Anwalt, die restlichen Bücher in die Transportkiste zu legen. Nach wenigen Minuten war die Arbeit bereits beendet.

      »Darf man Sie einladen, Mr. Waters, bei Lady Simpson den Nachmittagstee zu nehmen?« fragte der Butler dann den Buchhändler.

      »Ich werde mein Geschäft schließen«, erklärte John Waters, der sich inzwischen ein wenig erholt hatte, »ich will nicht noch mal überfallen werden.«

      »Wo können Sie denn wegtauchen, Waters?« begehrte der Anwalt zu wissen.

      »Ich fahre aufs Land«, redete John Waters weiter, »ich fahre zu meiner Schwester nach Oxford. Dort bin ich hoffentlich sicher.«

      »Ich glaube kaum, daß man Sie noch belästigen wird, wenn die Bücher erst mal hier aus dem Haus sind«, vermutete der Anwalt, »kommen Sie allein nach Oxford? Oder möchten Sie, daß wir Sie dorthin bringen?«

      »Nein, ich komme schon zurecht, wirklich. Vielen Dank für die Einladung, Mr. Parker, aber ich möchte so schnell wie möglich London verlassen. Ich habe jetzt nur noch Angst.«

      »Sie sollten sich einem gewissen Mr. Pickett anvertrauen«, schlug Josuah Parker vor, »dieser Gentleman wird Sie sicher nach Oxford bringen.«

      »Keine schlechte Idee«, fand Mike Rander und lächelte. »Pickett ist ein Bursche, der sich auskennt. Sie sollten das Angebot annehmen, Mr. Waters. Aber schnell eine andere Sache: Sie wissen ja, welche Bücher dort im Stahlschrank waren. Entwickeln Sie mal Phantasie, für welches Buch könnten die Kerle sich wohl interessieren? Gehen Sie davon aus, daß es nur um ein einziges Buch geht.«

      »Ich kann keinen klaren Gedanken fassen«, meinte John Waters und schüttelte langsam den Kopf, »ich kann immer nur wiederholen, daß die Bücher keine einmaligen Raritäten sind.«

      Während