Ilona. Wie kalt du bist.
Anatol. Ich sagte doch soeben: Mein Engel.
Ilona. Aber mußt du denn wirklich fort zu dieser dummen Hochzeit?
Anatol. In allem Ernst, Schatz, ich muß.
Ilona. Weiß du, ich kann dich ja in deinem Wagen bis zur Wohnung deiner Dame begleiten ...
Anatol. Aber was fällt dir ein. Wir wollen uns heute abend treffen; du mußt doch heute ins Theater.
Ilona. Ich sage ab.
Anatol. Nein, nein, ich werde dich abholen. – Jetzt muß ich den Frack anziehen (sieht auf die Uhr). Wie die Zeit vergeht, Franz, Franz!
Ilona. Was willst du denn?
Anatol (zu dem eintretenden Franz). Haben Sie in meinem Zimmer alles vorbereitet?
Franz. Der gnädige Herr meinen den Frack, die weiße Krawatte –
Anatol. Nun ja –
Franz. Ich werde sofort – (ins Schlafzimmer).
Anatol (geht hin und her). Du – Ilona – also heute abend – nach dem Theater – nicht –?
Ilona. Ich möchte so gerne heute mit dir zusammen bleiben.
Anatol. Sei doch nicht kindisch – ich habe doch auch – Verpflichtungen, du siehst es ja ein!
Ilona. Ich liebe dich, weiter sehe ich nichts ein.
Anatol. Das ist aber durchaus notwendig.
Franz (aus dem Schlafzimmer kommend). Es ist alles vorbereitet, gnädiger Herr. (Ab.)
Anatol. Gut. (Geht ins Schlafzimmer, spricht hinter der Türe weiter, während Ilona auf der Szene bleibt.) Ich meine, es ist durchaus notwendig, daß du das einsiehst.
Ilona. Du kleidest dich also wirklich um?
Anatol. Ich kann doch nicht so zur Hochzeit gehen. –
Ilona. Warum gehst du nur?
Anatol. Fängst du schon wieder an? Ich muß.
Ilona. Also heute abend.
Anatol. Ja. Ich werde dich an der Bühnentüre erwarten.
Ilona. Verspäte dich nur nicht!
Anatol. Nein – warum sollte ich mich denn verspäten?
Ilona. O erinnere dich nur; einmal wartete ich eine ganze Stunde nach dem Theater.
Anatol. So? Ich erinnere mich nicht. (Pause.)
Ilona (geht im Zimmer umher, schaut die Decke, die Wände an). Du, Anatol, du hast ja da ein neues Bild.
Anatol. Ja, gefällt es dir?
Ilona. Ich verstehe ja nichts von Bildern.
Anatol. Es ist ein sehr schönes Bild.
Ilona. Hast du das mitgebracht?
Anatol. Wieso? Woher?
Ilona. Nun, von deiner Reise.
Anatol. Ja, richtig, von meiner Reise. Nein, übrigens, es ist ein Geschenk. (Pause.)
Ilona. Du, Anatol.
Anatol (nervös). Was denn?
Ilona. Wo warst du eigentlich?
Anatol. Ich habe dir's schon gesagt.
Ilona. Nein, kein Wort.
Anatol. Gestern abend habe ich dir's gesagt.
Ilona. So hab ich es wieder vergessen!
Anatol. In der Nähe von Böhmen war ich.
Ilona. Was hast du denn in Böhmen zu tun gehabt?
Anatol. Ich war nicht in Böhmen, nur in der Nähe –
Ilona. Ach so, du warst wohl zur Jagd geladen.
Anatol. Ja, Hasen habe ich geschossen.
Ilona. Sechs Wochen lang?
Anatol. Ja, ununterbrochen.
Ilona. Warum hast du mir nicht Adieu gesagt?
Anatol. Ich wollte dich nicht betrüben.
Ilona. Du, Anatol, du wolltest mich sitzenlassen.
Anatol. Lächerlich.
Ilona. Nun; einmal hast du es ja schon versucht.
Anatol. Versucht – ja; aber es ist mir nicht gelungen.
Ilona. Wie? Was sagst du?
Anatol. Nun ja; ich wollte mich von dir losreißen; du weißt es doch.
Ilona. Was für ein Unsinn; du kannst dich ja gar nicht von mir losreißen!
Anatol. Ha ha!
Ilona. Was sagst du?
Anatol. Ha ha, habe ich gesagt.
Ilona. Lache nur nicht, mein Schatz; du bist mir auch damals wieder zurückgekehrt.
Anatol. Nun ja – damals!
Ilona. Und diesmal auch – du liebst mich eben.
Anatol. Leider.
Ilona. Wie –?
Anatol (schreiend). Leider!
Ilona. Du, du bist sehr couragiert, wenn du in einem anderen Zimmer bist. Ins Gesicht sagst du mir das nicht.
Anatol (öffnet die Tür, steckt den Kopf heraus) . Leider.
Ilona (zur Tür hin). Was heißt das, Anatol?
Anatol (wieder hinter der Türe). Das heißt, daß das doch nicht ewig so weitergehen kann!
Ilona. Wie?
Anatol. Es kann nicht so weitergehen, sage ich; es kann nicht ewig währen.
Ilona. Jetzt lache ich: Ha ha.
Anatol. Wie?
Ilona (reißt die Tür auf). Ha ha!
Anatol. Zumachen! (Die Türe wieder geschlossen.)
Ilona. Nein, mein Schatz, du liebst mich und kannst mich nicht verlassen.
Anatol. Glaubst du?
Ilona. Ich weiß es.
Anatol. Du weißt es?
Ilona. Ich fühle es.
Anatol. Du meinst also, daß ich in alle Ewigkeit dir zu Füßen liegen werde.
Ilona. Du wirst nicht heiraten – das weiß ich.
Anatol. Du bist wohl toll, mein Kind. Ich liebe dich – das ist ja recht schön – aber für die Ewigkeit sind wir nicht verbunden.
Ilona. Glaubst du, ich gebe dich überhaupt her?
Anatol. Du wirst es doch einmal tun müssen.
Ilona. Müssen? Wann denn?
Anatol. Wenn ich heirate.
Ilona (an die Tür trommelnd). Und wann wird denn das sein, mein Schatz?
Anatol (höhnisch). O bald, mein Schatz!
Ilona (erregter). Wann denn?
Anatol. Höre auf zu trommeln. In einem Jahre bin ich längst verheiratet.
Ilona. Du Narr!
Anatol. Ich könnte übrigens auch in zwei Monaten heiraten.
Ilona. Es wartet wohl schon eine!
Anatol. Ja – jetzt – in diesem Augenblicke wartet eine.
Ilona. Also in zwei Monaten?
Anatol. Mir scheint, du zweifelst ...
Ilona