Luciana.
Schaut wohin ihr sollt, das wird euer Gesicht wieder aufklären.
Antipholis von Syracus.
Das ist soviel, meine süsse Liebe, als ob ihr mir befählet, in die Nacht zu schauen.
Luciana.
Warum nennt ihr mich, Liebe? Nennt meine Schwester so.
Antipholis von Syracus.
Deiner Schwester Schwester.
Luciana.
Das ist meine Schwester.
Antipholis.
Nein, das bist du selbst, die bessere Helfte des meinigen, das Auge meiner Augen, und meines Herzens theureres Herz; meine Nahrung, mein Glük und mein Anspruch an den Himmel.
Luciana.
Alles diß ist meine Schwester, oder sollt es doch seyn.
Antipholis von Syracus.
Nenne dich selbst Schwester, meine Liebe, denn ich meyne dich; dich will ich lieben, und mit dir mein Leben leben. Du hast noch keinen Mann; ich noch kein Weib; gieb mir deine Hand.
Luciana.
O, sachte, mein Herr, haltet noch ein wenig ein; ich will nur vorher meine Schwester holen, damit sie ihre Einwilligung geben kan.
(Luciana geht ab.)
DRITTE SCENE
Dromio von Syracus, (über die Bühne lauffend.)
Antipholis von Syracus.
He, holla, Dromio, wohin laufst du so eilig?
Dromio von Syracus.
Kennt ihr mich dann, Herr? Bin ich Dromio? Bin ich euer Knecht? Bin ich ich selbst?
Antipholis von Syracus.
Du bist Dromio, mein Knecht, und du selbst.
Dromio von Syracus.
Ich bin ein Esel, eines Weibes Mann, und ausser mir selbst.
Antipholis von Syracus.
Was für eines Weibes Mann, und wie ausser dir selbst?
Dromio von Syracus.
Meiner Six, Herr, in so fern ich ausser mir selbst bin, gehör' ich einem Weib an; einer, die Ansprüche an mich macht, die mir allenthalben nachläuft, und mich haben will.
Antipholis von Syracus.
Was für Ansprüche macht sie an dich?
Dromio von Syracus.
Sapperment, Herr, so einen Anspruch wie ihr auf euer Pferd machen könnt; einen recht bestialischen Anspruch; denn ich müßte nichts geringere als ein Stier seyn, wenn ihr Anspruch gültig wäre, so ähnlich ist sie einer Kuh aus Flandern.
Antipholis von Syracus.
Wer ist es dann?
Dromio von Syracus.
Eine sehr respectable Person, Herr; eine Person, von der man nicht reden darf, ohne zu sagen: Mit Respect. Ich mache nur ein sehr mageres Glük, wenn ich den Handel eingehe, und doch ist sie eine erstaunlich fette Parthey.
Antipholis von Syracus.
Was meynst du damit?
Dromio von Syracus.
Sapperment, Herr, sie ist das Küchen-Mensch und lauter Schmeer; ich wüßte nicht was man aus ihr machen könnte als eine Lampe, um bey ihrem eignen Licht vor ihr davon zu lauffen. Ich steh' euch dafür, ihre Lumpen und das Talg darinn, würden einen Lapländischen Winter lang brennen.
Antipholis.
Wie heißt sie?
Dromio von Syracus.
Nell, Herr – – Aber ihr Name, Herr, und drey Viertel, (das ist eine Ell und drey Viertel,) reichte noch lange nicht zu, sie von einer Hüfte zur andern auszumessen.
Antipholis.
Sie ist also räsonnabel breit?
Dromio von Syracus.
Nicht länger vom Kopf zum Fuß als von einer Hüfte zur andern; sie ist rund wie ein Globus: Ich wollte Länder auf ihr finden.
Antipholis.
Wo wolltest du zum Exempel Irrland finden?
Dromio von Syracus.
* * * * * *Der Leser wird uns vielleicht eher verzeihen, daß wir ihm die Antwort des Dromio schuldig bleiben, als daß wir ihn und uns bereits mit so vielen andern albernen Possen, wovon dieses Stük wimmelt, geplagt haben. Die Idee von einem Globus hat unserm Autor so kurzweilig gedäucht, daß Dromio seinem Herrn beynahe alle Länder des Erdbodens auf dieser seltsamen Weltkugel aufsuchen muß; welches er dann auf eine so ekelhafte und schmuzige Art thut, als der Gegenstand ist, der seinem pöbelhaften Wiz diesen schönen Anlas giebt, sich zu zeigen. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Mit einem Wort, diese Unholde machte Anspruch an mich, nannte mich Dromio, schwur daß ich mit ihr verheurathet sey, sagte mir was für geheime Merkmale ich an mir habe, als die Fleken auf meiner Schulter, das Gewächs an meinem Hals, die grosse Warze an meinem linken Arm; so daß ich voller Schreken davon lief, weil ich wol sah, daß sie eine Hexe seyn mußte. Ich glaube, meiner Treu, wenn ich nicht ein so guter Christ wäre, sie hätte mich in einen Hund ohne Schwanz verwandelt, und mich gezwungen, die Braten in ihrer Küche zu wenden.
Antipholis von Syracus.
Geh', so schnell als du kanst, lauf an die Rhede, und wenn irgend ein Wind vom Ufer wegtreibt, so will ich keine Nacht mehr in dieser Stadt zubringen. Wenn du ein Schiff findest, das abfahren will, so komm auf den Markt; ich will dort auf und ab gehen, bis du wieder kommst; wenn uns jedermann kennt, und wir kennen niemand, so ist es hohe Zeit, denk' ich, seinen Bündel zu machen, und davon zu gehen.
(Dromio geht ab.)
VIERTE SCENE
Antipholis von Syracus.
Das ist gewiß, daß lauter Zaubervolk hier wohnt, und es ist also nicht gut, sich hier lang aufzuhalten. Es graut mir in der Seele vor dem Gedanken, daß diejenige mein Weib seyn sollte, die mich als ihren Mann anspricht. Aber ihre schöne Schwester hat ein so unwiderstehlich angenehmes Wesen, und einen so bezaubernden Umgang, daß sie mich beynahe zum Verräther an mir selbst gemacht hat. Aber wenn ich mich selbst nicht in Unglück stürzen will, muß ich meine Ohren gegen den Gesang dieser Syrene verstopfen.
Angelo tritt mit einer goldnen Kette auf.
Angelo.
Herr Antipholis – –
Antipholis von Syracus.
Ja, so heiß' ich.
Angelo.
Das weiß ich wohl, mein Herr: seht, hier ist die Kette; ich dachte ich wollte euch im Stachelschwein antreffen, ich mußte so lange ausbleiben, weil die Kette noch nicht fertig war.
Antipholis von Syracus.
Was wollt ihr daß ich damit thun soll?
Angelo.
Was ihr selbst wollt, mein Herr; ich habe sie für euch gemacht.
Antipholis von Syracus.
Für mich gemacht, mein Herr? Ich bestellte sie ja nicht.
Angelo.
Nicht ein oder zweymal, wohl zwanzig