Nein, Stunde nehmen, wie's mir selbst gefällt.
Den Streit zu schlichten, setzen wir uns hier;
Nehmt Euer Instrument und spielt indessen,
Denn wir sind fertig, eh Ihr nur gestimmt.
Hortensio.
So schließt Ihr, wenn ich recht in Stimmung bin?
(Zieht sich zurück.)
Lucentio.
Das wird wohl nie der Fall sein. Stimmt nur immer.
Bianka.
Wo blieben wir?
Lucentio.
An dieser Stelle, Fräulein:
Hac ibat Simois, hic est Sigeia tellus,
Hic steterat Priami regia celsa senisHier ging Simois, hier ist Sigeisches Land, hier stand des alten Priamus herrlicher Palast. (Ovid.).
Bianka.
Wollt Ihr das übersetzen?
Lucentio.
Hac ibat – wie ich Euch schon sagte; Simois – ich bin Lucentio; hic est – Sohn des Vincentio in Pisa; Sigeia tellus – so verkleidet, um Eure Liebe zu erflehen; hic steterat und jener Lucentio, der um Euch wirbt; Priami – ist mein Diener Tranio; regia – der meinen Namen trägt; celsa senis – damit wir den alten Herrn Pantalon anführen.
Hortensio.
Fräulein, nun stimmt die Laute.
Bianka.
Laßt denn hören! –
O pfui! das E ist falsch, das G ist recht.
Lucentio.
Recht, darum geh, mein Freund, und stimme wieder.
Bianka.
Laßt mich nun versuchen, ob ich es übersetzen kann. Hac ibat Simois – ich kenne Euch nicht; hic est Sigeia tellus – ich traue Euch nicht; hic steterat Priami – nehmt Euch in acht, daß er uns nicht hört; regia – seid nicht zu verwegen; celsa senis – verzweifelt nicht.
Hortensio.
Fräulein; nun stimmt sie.
Lucentio.
A und F sind falsch.
Hortensio.
Ihr seid wohl selbst das A und F, Herr Aff'.
Wie feurig keck der Schulgelehrte wird!
Fürwahr, der Schelm wagt's, ihr den Hof zu machen. –
Wart, Schulfuchs, ich will besser dich bewachen.
Bianka.
Vielleicht glaub' ich Euch einst, jetzt zweifl' ich noch.
Lucentio.
O zweifelt nicht! Gewiß, der Äacide
War Ajax, nach dem Ahnherrn so genannt.
Bianka.
Ich muß dem Lehrer glauben, sonst beteur' ich,
Von meinem Zweifel ließ ich noch nicht ab.
Doch sei's genug. – Nun, Licio, ist's an Euch.
Ihr guten Lehrer nehmt's nicht übel auf,
Daß ich so scherzhaft mit euch beiden war.
Hortensio.
Ihr mögt nun gehn und uns ein Weilchen lassen,
Dreistimmige Musik kommt heut nicht vor.
Lucentio.
Seid Ihr so pünktlich? Nun, so muß ich warten
Und auf ihn achten, denn irr' ich mich nicht,
Macht unser feiner Sänger den Verliebten.
Hortensio.
Fräulein, eh Ihr die Laute nehmt zur Hand,
Muß ich beginnen mit den Anfangsregeln,
Daß Ihr des Fingersatzes Kunst begreift,
Und Eure Skala lernt in kurzer Zeit,
Vergnüglicher, brauchbarer, kräftiger,
Als je ein andrer Lehrer Euch's gezeigt. –
Hier habt Ihr's aufgeschrieben, schön und faßlich.
Bianka.
Die Skala hab' ich längst schon absolviert.
Hortensio.
Doch hört, wie sie Hortensio konstruiert.
Bianka (liest).
C. Skala, Grund der Harmonie genannt,
D. Soll Hortensios heiße Wünsche deuten.
E. F. O Bianka, schenk ihm deine Hand,
G. A. Und laß sein treues Herz dich leiten.
H. Nimm zwei Schlüssel an, die er dir bot,
C. Dein Erbarmen, oder seinen Tod.
Bianka.
Das nennt Ihr Skala? Geht, die mag ich nicht,
Die alte lieb' ich mehr, bin nicht so lüstern,
Seltsamer Neurung Echtes aufzuopfern.
Ein Diener kommt.
Diener.
Fräulein, der Vater will, Ihr laßt die Bücher
Und helft der Schwester Zimmer aufzuschmücken,
Ihr wißt, auf morgen ist der Hochzeitstag.
Bianka.
Lebt wohl, ihr lieben Lehrer, ich muß gehn.
(Bianka und Diener ab.)
Lucentio.
Dann, Fräulein, hab' ich keinen Grund zu bleiben. (Ab.)
Hortensio.
Doch Grund hab' ich, den Schulfuchs zu erforschen,
Mir scheint nach seinem Blick, er sei verliebt.
Doch Bianka, ist dein Sinn so ganz verächtlich,
Dein wandernd Aug' auf jeden Knecht zu werfen,
So lauf, zu wem du willst! Bist du so niedrig,
Such' ich ein andres Weib, und so erwidr' ich. (Ab.)
ZWEITER AUFTRITT
Anderes Zimmer
Baptista, Gremio, Tranio, Katharina, Bianka und Diener treten auf.
Baptista.
Signor Lucentio, dieses ist der Tag
Für Katharinens und Petruchios Hochzeit,
Und immer noch läßt sich kein Eidam sehn.
Was wird man sagen? Welch ein Spott für uns!
Der Bräut'gam fehlt, da schon der Priester wartet,
Um der Vermählung Feier zu vollziehn!
Was sagt Lucentio denn zu dieser Schmach?
Katharina.
Nur meine Schmach! Ich bin, seht doch, gezwungen
Die Hand zu reichen, meinem Sinn entgegen,
Dem tollen Grobian, halb verrückt von Launen,
Der eilig freit und langsam Hochzeit macht.
Ich sagt es wohl, er sei ein Narrenhäusler,
Der unter Derbheit bittern Hohn versteckt.
Und um für einen lust'gen Mann zu gelten,