Der weggeht vom Achill. Soll jener Stolze,
Der seinen Trotz mit eignem Fett beträuft
Und nichts, was nur geschehn ist, je gewürdigt
Der Überlegung – wenns ihn selber nicht
Anregt' und traf –, soll dem gehuldigt werden
Von ihm, der unser Abgott mehr als er?
Nein, dieser dreimal würdge, tapfre Fürst
Soll nicht so schmähn den wohlerrungnen Lorbeer,
Noch sich mit meinem Willn so weit erniedern
– Er, ganz so hochberühmt als selbst Achill –,
Jetzt zum Achill zu gehn.
Das hieße spicken Stolz, der schon zu feist,
Und Feuer dem Krebs zutragen, wenn er flammt
In des Hyperion strahlendem Geleit.
Der Fürst vor ihm erscheinen? Zeus verhüt es
Und spreche donnernd: Geh, Achill, zu diesem! –
NESTOR
beiseit. O das ist recht; er kratzt ihn, wo's ihn juckt.
DIOMEDES
beiseit. Und wie sein Schweigen diesen Beifall trinkt!
AJAX
Geh ich zu ihm, dann mit der Eisenfaust
Schlag ich ihm ins Gesicht.
AGAMEMNON
Ihr sollt nicht gehn!
AJAX
Und tut er stolz, so zwiebl ich seinen Stolz; Laßt mich nur hin!
ULYSSES
Nicht um den ganzen Kampfpreis unsres Kriegs!
AJAX
Der schuftige, freche Bursch!
NESTOR
beiseit. Wie er sich selber schildert!
AJAX
Kann er nicht umgänglich sein?
ULYSSES
beiseit. Der Rabe schilt auf die Schwärze!
AJAX
Ich will seinen Launen zur Ader lassen!
AGAMEMNON
beiseit. Der will der Arzt sein, der der Kranke sein sollte.
AJAX
Dächten nur alle so wie ich –
ULYSSES
beiseit. Dann käme Witz aus der Mode.
AJAX
– dann ginge es ihm so nicht durch; er mußte erst Klingen kosten. Solls der Hochmut davontragen?
NESTOR
beiseit. Wenn das geschieht, fällt dir die Hälfte zu.
ULYSSES
beiseit. Zehn Teile wären sein.
AJAX
Ich will ihn kneten, will ihn geschmeidig machen.
NESTOR
beiseit. Er ist noch nicht heiß genug; stopft ihn mit Lob, füllt nach, füllt nach, sein Hochmut ist noch trocken.
ULYSSES
zu Agamemnon. Mein Fürst, Ihr nehmt Euch den Verdruß zu nah.
NESTOR
Erhabner Feldherr, tut es nicht!
DIOMEDES
Zu dem Gefecht kommt sicher nicht Achilles.
ULYSSES
Ihn nennen hören, muß den Mann schon kränken.
Hier ist ein Held – doch, weil er gegenwärtig,
So schweig ich lieber.
NESTOR
Warum wollt Ihr das?
Er ist nicht wie Achill von Ehrgeiz krank.
ULYSSES
Sei's kund der ganzen Welt: Gleich tapfer ist er.
AJAX
Ein niederträchtiger Hund, der uns verhöhnt!
War er ein Troer!
NESTOR
Welch ein Fleck am Ajax –
ULYSSES
Erschien er stolz –
DIOMEDES
Wär er auf Ruhm erpicht –
ULYSSES
Zanksüchtig –
DIOMEDES
Selbstisch oder eigenwillig!
ULYSSES
Ihr seid gottlob von sanfter Art, mein Fürst;
Preis ihm, der dich gezeugt, ihr, die dich säugte!
Ruhm deinem Lehrer! Deinem Mutterwitz
Dreimal mehr Ruhm als aller Wissenschaft!
Doch wer im Fechten deinen Arm geübt,
Für den halbiere Mars die Ewigkeit
Und geb ihm eine Hälfte. Gilt es Stärke:
Stierträger Milo weiche dir an Ehre,
Gewaltger Held! Von deiner Weisheit schweig ich,
Die wie ein Hag, ein Zaun, ein Damm umgrenzt
Dein weites Denkgebiet. Hier, seht auf Nestor!
Belehrt durch Alter, muß er weise sein
Und ist es auch; er kann ja anders nicht;
Allein verzeiht, mein Vater: wär Eur Leben
So jung wie Ajax und Eur Haupt wie damals,
Ihr hättet keinen Vorrang, wärt nicht mehr,
Als Ajax ist.
AJAX
Soll ich Euch Vater nennen?
NESTOR
Ja, guter Sohn!
DIOMEDES
Nehmt Rat von ihm, Fürst Ajax!
ULYSSES
Hier gilt kein Zögern, denn der Hirsch Achill
Verläßt den Wald nicht. Unser hoher Feldherr
Berufe jetzt der Obern ganze Schar!
Hülfskönige verstärkten Troja; morgen
Muß für uns bürgen unsre höchste Kraft:
Hier steht der Mann! – Ritter von Ost und Westen,
Kommt, pflückt den Preis: Ajax besiegt den Besten!
AGAMEMNON
Auf denn zum Kriegsrat!
Wenn aus dem Schlaf ich auch Achill nicht rief:
Schnell schwimmt der Kahn, das Orlogschiff geht tief.
Sie gehn ab.
DRITTER AKT
ERSTE SZENE
Troja