Der Gott, der uns nicht passt. Tobias Wolff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tobias Wolff
Издательство: Bookwire
Серия: Material zum geistlichen Dienst
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783942001274
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Strafgerechtigkeit einerseits [Hervorhebung von mir] und barmherziger Liebe andererseits“!3 Auch für Harnack war das AT „kein kanonisches Buch“,4 sondern „das Buch des minderwertigen jüdischen Gottes“!5 Mit Berufung auf Luthers Unterscheidung von Gesetz und Evangelium erklärte Harnack: „Da aber das Gesetz durch das gesamte AT … hindurchgeht, so liegt das ganze einheitliche Buch unterhalb der Christenheit“.6 Und wiederum: „mit zwingender Notwendigkeit und Evidenz … [ist] jede Art der Gleichstellung des AT mit dem NT und jede Autorität desselben im Christentum unstatthaft“.7

      Warum scheint dies gerade im Alten Testament so deutlich hervorzutreten? Amos 9,7 zeigt: Neben dem Gott Israels gibt es keinen anderen Initiator von Geschichte in der Völkerwelt.

      Es geht also nicht an, solche Berichte mit Schweigen zu übergehen oder sie „korrigieren“ zu wollen (z. B. durch metaphorische Umdeutung oder indem wir sie als späte Fiktionen erklären). Bei all dem kann man sich des (irrigen) Gefühls nicht erwehren, man habe es im AT doch mit Gesetzlichkeit und einem „harten Gott“, im NT mit Gnade und dem lieben Heiland zu tun. Die Akzeptanz des gesamten Buches hängt durchaus von dem Gottesbild, das wir dem AT entnehmen, ab. Für viele ist es …

      2 … der Gott, der uns nicht passt

      Kritiker wie der oben zitierte Richard Dawkins (Der Gotteswahn, Berlin 2007) und Christopher Hitchens (Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet. München 2009) schrieben Bestseller, indem sie den schlechten Ruf Gottes zum Thema machten. Sie beschäftigen sich scheinbar intensiv mit den Texten der Bibel, denen wir Christen gern aus dem Weg gehen (umgekehrt meidet Dawkins Texte, die Gott günstig porträtieren). Wir Christen müssen uns dem Wort Gottes in seiner Gesamtheit stellen. David Lamb hat Recht, wenn er beklagt: