Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238613
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lächelnd der Indianer.

      "Oh, du hast mich verstanden, rede, rede."

      "Cayugas liegt seit drei Tagen im Grase der Prairie, um nach den Kiowas umzuschauen."

      "Und - und - der Alte?"

      "Ich sah den Grauen Bären, er ritt hier vorüber."

      "Welch ein Unglück, Cayugas, welch ein Unglück!"

      "Der Graue Bär hat Freunde."

      "Ja, ich weiß, ich weiß es. Hast du deine Krieger hier?"

      "Ich habe nur zwei Krieger bei mir, sie liegen wie ich in den Vertiefungen. Die Dunkle Wolke hat uns ausgesandt, die Fährten der Kiowas auszuspüren, denn wir wissen, was sie sinnen."

      "Hast du sie nicht nach dem Shanty reiten sehen?"

      "Cayugas kann nicht durch die Erde schauen, er hat sie erst gesehen, als sie mit dem Grauen Bären zurückkehrten. Was führt den Medizinmann und das junge Bleichgesicht in das Land der Kiowas?"

      "Das fragst du? Soll ich zu Hause sitzen, während die Hunde meinen Vater fortschleppen? Aber was wird der Freund des Grauen Bären, was werden die Cheyennes jetzt tun?"

      "Der Medizinmann höre", entgegnete bedächtig der junge Indianer.

      "Die Kiowas haben mit den Sioux und den Kaws am Pigfelsen ein Bündnis geschlossen, die Cheyennes wissen das. Die Dunkle Wolke glaubt nicht, daß das Bündnis den Cheyennes und ihren Freunden, den Arrapahoes, gilt, es ist gegen die Langmesser gerichtet. Die Kiowas hassen den Grauen Bären, aber sie würden nimmer gewagt haben, Hand an ihn zu legen und ihn fortzuführen aus dem Lande der Cheyennes, wenn sie nicht die Sioux und Kaws als Brüder hätten."

      "Aber was werden die Cheyennes jetzt beginnen?"

      "Ich komme vom oberen Laufe des Verdigris, wo wir gejagt haben, und liege seit drei Tagen in der Steppe, um nach den Kiowas zu spähen. Als ich gestern den Grauen Bären gefangen in ihrer Mitte gesehen, sandte ich einen meiner Krieger an die Dunkle Wolke, um es ihr zu berichten. Ich weiß nicht, was die Häuptlinge beschließen werden, ich warte auf Botschaft."

      "Hm", sagte der Zwerg verdrießlich, "das ist eine laue Freundschaft. Der Oheim hat euch geholfen, als die Kiowas über euch herfielen, denke ich."

      "Noch wissen die Cheyennes nicht, daß Grizzly in den Händen der Kiowas ist", erwiderte der Indianer ernst, "und die Cheyennes haben mit den Kiowas Frieden."

      "Du weißt jetzt, wo mein Vater weilt, sie führen ihn nach dem Ohsonta, wo ihr Lager ist."

      "Der Medizinmann weiß das? Gut. Was wird er thun?"

      "Den Spuren des alten Mannes folgen."

      "Man wird den Medizinmann und das junge Blaßgesicht erschlagen und ihre Skalpe nehmen."

      "Nun", brummte Puck, "wir wollen versuchen, es zu verhüten."

      "Aber du reitest am hellen Tage über die Prairie, die Kiowas haben Augen. Ein Prairiekrieger würde das nicht tun."

      Puck hatte sich von seinem Zorn, von seiner Angst um den geliebten Gefangenen hinreißen lassen, und um ihm nur rasch folgen zu können, jede Vorsicht hintangesetzt, er fühlte das Begründete des Vorwurfs und senkte beschämt das Haupt.

      Freundlich fuhr der Cheyenne, der die Gründe, welche den Zwerg zu unüberlegtem Handeln getrieben, wohl zu würdigen wußte, fort: "Puck ist ein großer Jäger, er wird auch ein großer Krieger werden, wenn er sein Herz bezwingen kann."

      "Du hast recht, Cayugas", sagte Puck ganz bescheiden, "aber mich trieb die Besorgnis um den Oheim vorwärts."

      Der Indianer antwortete nicht, sondern richtete einen starren Blick in die Ferne.

      Das Auge Pucks folgte ihm und gewahrte, was nur einem ungewöhnlich scharfen Auge möglich war, in weiterer Entfernung eine Lanze, die hin und her bewegt wurde.

      Die Lanze verschwand, und Cayugas sagte ruhig: "Es kommen sieben Kiowas heran. Es wäre gut, wenn der Medizinmann und sein junger Freund ein Versteck suchen wollten, damit die Cheyennes allein mit den Kiowas reden."

      "Gut, wir werden verschwinden."

      Dieser Teil der Prairie war reich an Erdanschwellungen und Vertiefungen, und Puck zwang sein Pferd in eine solche, worin ihm Paul, welcher schweigend der Unterredung gelauscht hatte, nachahmte. Sie ließen die Tiere sich legen und umwanden ihnen zu größerer Sicherheit die Füße mit den Lassos.

      Cayugas hatte seine lange Lanze aufgenommen und verschiedene Bewegungen mit ihr ausgeführt.

      Hierauf erschienen bald zwei Reiter in geringerer und weiterer Entfernung, welche auf den Cheyennehäuptling zu galoppierten.

      Paul beobachtete das mit Staunen, Puck mit ernster Aufmerksamkeit.

      "Es wird gut sein", sagte Cayugas, "wenn der Medizinmann und das Blaßgesicht sich am Boden niederlassen und die Gewehre fertig machen, für den Fall die Kiowas Verrat üben wollen."

      "Gut. Verlaß dich auf mich, Häuptling", entgegnete Puck, der nun vollständig begriff, "ich liege mit meiner Doppelbüchse im Hinterhalte und werde sie mit Bedacht brauchen; wie ich schieße, weißt du ja."

      "Der Medizinmann wird weise handeln. Die Cheyennes dürfen das Kriegsbeil nicht ausgraben, die Kiowas müssen es thun."

      "Ich verstehe dich und werde kaltblütig sein."

      Er ließ sich mit Paul, unweit des Cheyenne, im Grase nieder.

      Der junge Indianer veranlaßte sein Pferd, sich zu erheben, ergriff die lange Lanze und stieg in den reichgeschmückten Sattel.

      Die beiden Reiter, narbige Krieger, waren kaum bei Cayugas angelangt, als auf einer wohl eine Meile entfernten Erdwelle sieben Indianer erschienen, die sich scharf am Horizont abzeichneten; gleich den Cheyennes hoch zu Roß, führten sie wie diese die lange Lanze.

      Sie hielten wohl eine Minute, wie es schien, sich beratend, und kamen dann, sich in langer Linie ausbreitend, in leichtem Galopp herangeritten.

      Cayugas hatte die Lanze auf den Boden gestützt und erwartete ihr Nahen; seine beiden Krieger hielten neben ihm.

      Puck und Paul lagen gut versteckt, die Büchsen schußfertig. Der Zwerg hatte seinem Gefährten eingeschärft, nicht eher zu schießen, bis er gefeuert habe.

      Die sieben Indianer kamen bis auf fünfzig Schritte heran und hielten. Wie sich jetzt zeigte, waren einige von ihnen auch mit Büchsen bewaffnet.

      Als sie so vor der gedrängten Gruppe der Cheyennes hielten, überflügelten sie dieselben auf beiden Seiten in leicht geschwungenem Bogen. Diese, im Falle eines feindlichen Zusammentreffens für die Minderzahl bedrohliche Stellung war geschickt und mit scheinbarer Absichtslosigkeit erlangt.

      Der durch seinen Federschmuck als Häuptling bemerkliche Kiowa ritt einige Schritte vor und grüßte mit der Hand, was Cayugas höflich erwiderte.

      "Mein junger Freund", begann der Kiowa, ein kräftiger Mann von mittleren Jahren, "weiß gewiß nicht, daß er auf den Jagdgründen der Kiowas weilt."

      Cayugas, der hinreichend verstand, was jener sagte, entgegnete: "Ich weiß nicht, was mein Bruder unter den Jagdgründen der Kiowas versteht. Die Prairie gehört den roten Männern, welches Stammes sie auch seien."

      "Und welchem Stamme gehört der Fremde an?"

      Stolz erwiderte Cayugas: "Meine Adlerfeder und meine Lanze haben dir bereits gesagt, daß du einen Häuptling des großen Cheyennevolks vor dir siehst."

      "Mein junger Bruder sagt gewiß die Wahrheit, und es freut mich, ihn hier zu treffen. Er wird mir gern zu den Häuptlingen meines Stammes folgen, damit er ihnen mitteile, was ihn auf das Jagdgebiet der Kiowas geführt hat."

      Langsam, um seinen Worten Nachdruck zu geben, erhob Cayugas die rechte Hand. "Häuptling der Kiowas", sagte er ernst, "dein Volk und das meine haben Frieden, und es ist nicht gut, wenn die Streitaxt ausgegraben wird zwischen den Leuten roter Farbe. Die Dunkle