Butler Parker 130 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740924768
Скачать книгу
werde diese Subjekte verhören.«

      Lady Agatha erhob sich aus ihrem bequemen Sessel.

      »Darf ich mich erkühnen, Mylady einen Vorschlag zu machen?«

      »Das klingt nicht gut, Mister Parker.« Sie schaute ihren Butler sofort mißtrauisch an.

      »Aussagen werden Myladys Gäste sicher nicht«, schickte Parker voraus. »Man sollte ihnen das schenken, was man gemeinhin die Freiheit nennt.«

      »Typisch. Genauso etwas habe ich erwartet. Sie mit Ihrer Gefühlsduselei!«

      »Man sollte davon ausgehen, Mylady, daß die beiden Herren nach ihrer Freilassung unverzüglich ihr Quartier aufsuchen«, erklärte Butler Parker. »Möglicherweise werden sie auch Kontakt mit ihrem Auftraggeber aufnehmen. In beiden Fällen könnte man Myladys Zwangsgäste diskret verfolgen.«

      »Das klingt schon wieder bedeutend besser, Mister Parker.« Agatha Simpson nickte wohlwollend. »Treffen Sie alle Vorbereitungen! Ich werde mich an dieser Verfolgung natürlich beteiligen. Ihnen allein kann man so etwas ja nicht überlassen.«

      »Wie Mylady meinen.« Parker verzog keine Miene. Er wußte längst aus Erfahrung, wie sehr seine Herrin sich überschätzte.

      *

      »Mensch, das hat ja gerade noch mal geklappt«, freute sich Herb Findon.

      »Mit dem Kohlenschacht haben sie bestimmt nicht gerechnet«, fügte Al Swanley hinzu. »Jetzt aber nichts wie weg.«

      Die beiden Smokingträger hasteten an den Fachwerkhäusern des kleinen Platzes entlang und erreichten die Hauptstraße. Sie durchquerten einen nahen kleinen Park und stiegen dann in ihren Morris.

      Herb Findon setzte sich ans Steuer, Al Swanley zündete zwei Zigaretten an und reichte dann eine seinem Partner. Er, der etwas stämmigere der beiden Wanzen-Installateure, entspannte sich.

      »Worauf wartest du noch?« fragte er seinen Partner Herb Findon. »Für heute machen wir Schluß. Zurück in den Bau!«

      »Aber wir haben noch zwei Aufträge«, erwiderte Herb Findon.

      »Unsere Smokings sind versaut. So können wir uns nicht mehr sehen lassen, Junge. Wir würden sofort auffallen. Nein, Schluß jetzt! Ich regele das schon mit dem Chef.«

      »Du bist der Boß.« Herb Findon zuckte die Achseln. »Aber hoffentlich gibt’s keinen Ärger.«

      »Den hätten wir beinahe gehabt. Moment mal, haben wir die beiden Wanzen noch?«

      Al Swanley fingerte in der rechten Außentasche seines Jacketts herum und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Dann sah er seinen Partner Findon an, der ebenfalls nachsuchte und dann beruhigend nickte.

      »Wer vermutet auch schon was hinter solch ’nem Knopf?« fragte Findon und lachte leise auf. »Aber verdammt, Al, wohin sind wir da eben nur geraten?«

      »Denke ich auch gerade drüber nach«, räumte Swanley ein. »Das war ’ne raffinierte Falle.«

      »Und wir sind immerhin mit irgendeinem Gas betäubt worden.« Herb Findon schüttelte ratlos den Kopf. »In ’nem normalen Haus gibt’s so was eigentlich nicht.«

      »Eben!« Al Swanley war der Ansicht seines Partners. »Das war schon ganz schön profihaft. Sag mal, hat die Adresse auch wirklich gestimmt?«

      »Natürlich, Shepherd’s Market. Habe ich mir genau eingeprägt.«

      »Und der Name?«

      »Lady Agatha Simpson. Der Name stand auf dem Messingschild an der Tür.«

      »Auf was hat der Chef uns da nur gehetzt?« Al Swanley wunderte sich. »Na, ich werde ihn mal fragen, wenn ich ihn gleich anrufe.«

      Die beiden Smokingträger Findon und Swanley waren der festen Überzeugung, sich aus eigener Kraft befreit zu haben. Sie kamen gar nicht auf den Gedanken, daß ein Mister Parker ihnen den Fluchtweg freundlichst angeboten hatte.

      Parker hatte es den beiden Männern natürlich nicht zu leicht gemacht, um ihr Mißtrauen nicht zu erregen. Sie hatten sich schon ziemlich abstrampeln müssen, bis sie den Weg durch den engen Kohleeinfüllschacht für den Keller freigelegt hatten.

      Findon und Swanley hatten die City von London erreicht und näherten sich Soho, wo sich ihr Quartier befand. Sie wohnten hier in einem angemieteten Apartmenthaus und gaben sich als Bühnenagenten aus. Sie besaßen erstklassige amerikanische Pässe und stammten auch wirklich aus den Staaten. Sie waren erst vor knapp einer Woche in London eingetroffen.

      In ihrer Überheblichkeit übersahen sie die Möglichkeit, daß man sie eventuell verfolgt haben könnte. London, das war für sie so etwas wie Provinz. Sie, die Spezialisten aus den Staaten, konnten über ihre Branchenkollegen hier in England nur milde lächeln. Diese Leute hatten doch kein Format und zeigten sich als wahre Hinterwäldler, die so etwas wie Entwicklungshilfe brauchten.

      Findon und Swanley ließen ihren Morris sehr ungeniert vor dem Haus stehen, in dem ihr Apartment sich befand.

      Sie achteten überhaupt nicht auf die ein wenig grell wirkende junge Dame, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einem Mini-Cooper stieg und dann in einer Nachtbar verschwand.

      Als Herb Findon und Al Swanley im Haus waren, erschien die junge Dame wieder auf der Straße, setzte sich zurück in den Mini und hatte wenig später ein kleines Funksprechgerät in der Hand.

      *

      »Verdammt, was ist denn das?«

      Al Swanley starrte auf den Knopf, den er aus der Tasche seines Smoking-Jacketts geholt hatte.

      »Das ist ja nur ein Knopf«, stellte Swanley entgeistert fest. »Nur ein ganz normaler Knopf, Herb.«

      »Moment mal.« Herb Findon bemühte auch seine getarnte Wanze. Und nach einigen Sekunden erkannte auch er, daß man ihm eine Imitation in die Tasche geschoben hatte. Er sah seinen Partner Swanley kopfschüttelnd an.

      »Ausgetauscht«, meinte er dann. »Das gefällt mir aber gar nicht.«

      »Ich werd’ sofort den Chef anrufen.« Swanley ging zum Telefon hinüber und sah seinen Partner überrascht an, der ihn überholte und den Kopf schüttelte.

      »Mußt du anrufen, Al?« fragte Findon.

      »Wieso nicht?«

      »Für uns is’ das ’ne satte Blamage«, meinte Herb Findon.

      »Da is’ was dran.«

      »Möglich, daß der Chef uns sofort feuert.«

      »Könnte stimmen.« Swanley nagte an seiner Unterlippe. »Und was sollen wir jetzt machen?«

      »Wir müssen uns noch mal mit dieser Lady Simpson befassen. Die scheint’s dick hinter den Ohren zu haben.«

      »Wir erledigen das intern?« fragte Swanley.

      »Schlage ich vor, Al.« Herb Findon nickte. »Bist du sicher, ob wir nicht vielleicht beschattet worden sind?«

      Diese Vorstellung gefiel den beiden Vollprofis aus den Staaten überhaupt nicht. Es schmerzte sie, so hereingelegt worden zu sein. Sie liefen fast gleichzeitig hinüber an eines der Fenster und schauten nach unten auf die Straße.

      Dort entdeckten sie ein völlig normal aussehendes Taxi, das vor einem Nachtlokal hielt. Ferner einen Mini-Cooper, der sich gerade in Bewegung setzte. Außerdem bemerkten sie einige völlig harmlos aussehende Zivilwagen, die langsam durch die enge Straße fuhren. Echt verdächtige Bewegungen waren nicht zu registrieren.

      »Nichts«, sagte Swanley erleichtert.

      »Warum brausen wir nicht sofort zurück zu der Lady?« tippte Herb Findon an.

      »Eben.« Swanley war einverstanden. »Wir holen uns die Wanzen zurück und verpassen der Dame ’nen saftigen Denkzettel.«

      Die beiden Spezialisten aus den Staaten setzten ihr Vorhaben sofort in die Tat um. Jetzt