Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джеймс Фенимор Купер
Издательство: Bookwire
Серия: Klassiker bei Null Papier
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962813444
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Königs Majestät, seine Gouverneurs und alle seine Räthe, im Mutterland und in den Kolonien vergessen, woher sie stammen, und wohin sie zu kommen hoffen, und alles einem kleinen Vorteil im Kriege zulieb. Nein, nein, Krieger! – meine Hand soll nie deinen Skalp gefährden, und so möge deine Seele im Frieden ruhen, was den Punkt betrifft, ob sie auch in geziemender Erscheinung sich darstellen kann, wenn der Körper wieder mit ihr sich vereinigt, in Eurem Lande der Geister!

      Nach diesen Worten stand Wildtöter sogleich auf. Dann brachte er den Leichnam des Toten in eine sitzende Stellung mit dem Rücken gegen den kleinen Fels, und traf mit aller Sorgfalt Vorkehrungen, dass er nicht falle, oder irgend in eine Lage gerate, welche nach den sehr empfindlichen, obwohl rohen Begriffen eines Wilden unziemlich erscheinen könnte. Nach Erfüllung dieser Pflicht stand der junge Mann da, in einer Art schwermütiger Zerstreutheit das grimmige Antlitz seines gefallenen Feindes betrachtend. Aber wie es seine Gewohnheit war – eine Gewohnheit, die er dadurch angenommen, dass er so viel allein in den Wäldern lebte, begann er jetzt wieder seine Gedanken und Empfindungen laut zu äußern.

      Ich wollte Dein Leben nicht haben, Rothaut, sagte er, aber Du ließest mir keine Wahl als töten oder mich töten lassen. Jeder Teil handelte nach seinen Gaben, denk’ ich, und Tadel kann Keinen treffen. Du warest verräterisch, nach Deiner Natur im Kriege, und ich war ein wenig zu nachsichtig, da ich anderen zu leicht traue. Nun, das war mein erster Kampf mit einem menschlichen Sterblichen, obgleich es wohl nicht mein letzter gewesen sein wird. Ich habe mit den meisten Creaturen des Waldes gekämpft, als da sind Wölfe, Bären, Unzen und Panther, aber das ist der Anfang mit den Rothäuten. Wäre ich nun ein geborner Indianer, so könnte ich davon erzählen, oder den Skalp mitbringen, und mich der Tat rühmen vor dem ganzen Stamme; und wenn nun mein Feind auch nur ein Bär gewesen, so wäre es natürlich und passend, jedermann das Vorgefallene wissen zu lassen; aber ich sehe nicht ab, wie ich auch nur Chingachgook dies Geheimnis mitteilen soll, so lange dies nur dadurch möglich ist, dass ich mit einer weißen Zunge davon prahle. Und warum sollte ich eigentlich auch damit zu prahlen wünschen? Es ist eben Tödtung eines Menschen, obgleich er ein Wilder war, und wie weiß ich, ob es ein gerechter Indianer gewesen, und ob er nicht ganz wo anders hin entrückt worden ist, als in glückliche Jagdreviere? Wenn es ungewiss bleibt, ob etwas Gutes oder Schlimmes ausgeführt worden, ist das Klügste, sich nicht zu rühmen – und doch wäre es mir lieb, Chingachgook wissen zu lassen, dass ich den Delawaren und meiner Erziehung keine Unehre gemacht habe!

      Dies ward zum Teil laut gesprochen, zum Teil von dem Redenden nur zwischen den Zähnen gemurmelt: jenes war der Fall bei seinen zuversichtlicheren Gedanken, dies dagegen bei seinen Zweifeln und Bedenklichkeiten. Sein Selbstgespräch jedoch und seine Betrachtungen erlitten eine gewaltsame Störung durch das plötzliche Erscheinen eines zweiten Indianers an der Küste, wenige hundert Schritte von der Landspitze. Dieser Mann, unverkennbar ein zweiter Späher, der wahrscheinlich durch den Knall der Büchsen an diesen Ort gelockt worden war, trat mit so wenig Vorsicht aus dem Walde hervor, dass Wildtöter seiner früher ansichtig, als selbst von Jenem bemerkt wurde. Als auch dies letztere, und zwar gleich im nächsten Augenblick geschah, stieß der Wilde einen lauten, gellenden Schrei aus, den ein Dutzend Stimmen von verschiednen Seiten des Berges erwiderten. Jetzt war nicht länger zu zaudern, und nach einer Minute schon verließ das Boot die Küste unter langen und stetigen Ruderschlägen.

      Sobald Wildtöter sich durch eine hinlängliche Entfernung gesichert glaubte, ließ er in seinem angestrengten Arbeiten nach, und die kleine Barke für sich forttreiben, während er sich gemächlich den Stand der Dinge betrachtete. Das zuerst dem Spiel der Wellen anvertraute Canoe schwamm, von dem leichten Wind getrieben, wohl eine Viertelmeile vor ihm her, und dem Ufer etwas näher, als ihm jetzt lieb war, da er wusste, dass noch mehr Wilde in der Nähe waren. Das von dem Landvorsprung abgestoßene Canoe war nur einige Schritte von ihm entfernt, da er, vom Land abstoßend, sein Boot gerade darauf zugelenkt hatte. Der tote Indianer lag in finstrer Ruhe da, wo er ihn gelassen, der Krieger, der sich vor dem Walde gezeigt, war bereits verschwunden, und die Wälder selbst waren so still und dem Anschein nach so verödet, wie an dem Tag, da sie frisch aus der Hand ihres großen Schöpfers kamen. Diese tiefe Stille jedoch währte nur einen Augenblick. Nachdem die Späher des Feinds sich Zeit genommen, ihre Rekognoszierung vorzunehmen, brachen sie aus dem Dickicht hervor auf die nackte Landspitze, und erfüllten bei Entdeckung des Todes ihres Genossen die Luft mit ihrem Wutgeschrei. Auf dies Geschrei folgte sogleich ein Freudengejauchze, als sie den Leichnam erreichten und sich darum her scharten. Wildtöter war bekannt genug mit den Gebräuchen der Eingebornen, um den Grund dieses Übergangs zu erraten. Der gellende Schrei war die übliche Klage beim Verlust eines Kriegers, das jauchzende Gebrülle ein Zeichen der Freude, dass der Sieger nicht imstande gewesen, sich in den Besitz des Skalpes zu setzen – der Trophäe, ohne die ein Sieg nie als vollständig betrachtet wurde. Die Entfernung der Canoe’s vom Ufer verhinderte wahrscheinlich jeden Versuch, dem Sieger etwas anzuhaben, da der amerikanische Indianer, wie der Panther seiner Wälder, selten einen Angriff gegen seinen Feind versucht, wenn nicht die Umstände so sind, dass er mit ziemlicher Sicherheit auf die Wirksamkeit desselben rechnen kann.

      Da der junge Mann keine Veranlassung hatte, noch länger in der Nähe des Landvorsprungs zu verweilen, machte er Anstalt, seine Canoe’s zu sammeln, um sie dann am Tau nach dem Castell zu schleppen. Das nächste war bald am Tau, worauf er weiter ruderte, das andre einzuholen, das diese ganze Zeit her den See aufwärts trieb. Sobald Wildtöters Auge auf dies Boot sich heftete, fiel ihm sogleich auf, dass es der Küste näher sei, als es hätte sein müssen, wenn es bloß der Richtung des leichten Luftzuges folgte. Er begann die Wirkung einer unsichtbaren Strömung im Wasser zu vermuten, und er verdoppelte seine Anstrengungen, um in den Besitz desselben zu kommen, ehe es sich den Wäldern auf einen gefahrdrohenden Abstand nähere. Als er näher herankam, glaubte er eine auffallendere Bewegung des Canoe’s durch das Wasser zu bemerken, die es, da es nach seiner Breite dem Winde ausgesetzt war, dem Lande zutrieb. Einige tüchtige Ruderschläge brachten ihn noch näher, wo sich ihm denn das Geheimnis löste. Sichtlich war etwas in Bewegung auf der von ihm abgekehrten und fernsten Seite des Canoe’s, und schärfere Beobachtung zeigte, dass es ein nackter menschlicher Arm sei. Ein Indianer lag auf dem Boden des Canoe’s, und trieb es langsam aber sicher, seine Hand als Ruder brauchend, der Küste zu. Wildtöter verstand auf einen Blick die ganze List. Ein Wilder war nach dem Boote geschwommen, während er mit dem Feind auf der Landspitze beschäftigt gewesen, hatte davon Besitz genommen, und suchte es auf obengenannte Weise an das Land zu fördern.

      Überzeugt, dass der Mann in dem Canoe keine Waffen haben könne, bedachte sich Wildtöter nicht, dicht an das sich zurückziehende Boot hinanzufahren und anzulegen, ohne dass er für nötig erachtete, seine Büchse aufzuheben. Sobald das Rauschen des Wassers, das sein Boot im Herannahen verursachte, dem am Boden liegenden Wilden vernehmbar wurde, sprang er auf und stieß einen Schrei aus, welcher bewies, wie vollständig er überrascht worden war.

      Wenn Ihr Euch genug an diesem Canoe erlustigt habt, Rothaut, bemerkte Wildtöter ganz kalt, indem er sein Boot noch frühe genug anhielt, um ein förmliches Zusammenstoßen der beiden Fahrzeuge zu verhüten, wenn Ihr Euch genug in diesem Canoe erlustigt habt, werdet Ihr klug daran tun, Euch wieder in den See zu begeben. Ich bin vernünftig und billig in diesen Dingen und dürste nicht nach Eurem Blut, obgleich es Leute hier herum gibt, die Euch mehr wie einen Schein zu Erhebung des Preisgelds, denn wie einen menschlichen Sterblichen betrachten würden. Macht Euch in den See, im Augenblick, eh’ es zu hitzigen Worten kommt.

      Der Wilde war einer von denen, die nicht ein Wort Englisch verstanden, und er verdankte den Gebärden Wildtöters und dem Ausdruck eines selten täuschenden Auges das freilich unvollkommne Verständnis seiner Meinung. Vielleicht auch der Anblick der Büchse, die dem weißen Manne so nahe zur Hand lag, beschleunigte seinen Entschluss. Jedenfalls duckte er sich zusammen, wie ein Tiger, der seinen Satz machen will, stieß einen gellenden Schrei aus und im nächsten Augenblick war sein nackter Körper im Wasser verschwunden. Als er auftauchte, Atem zu schöpfen, befand er sich in einer Entfernung von mehreren Schritten von dem Canoe, und der hastige Blick, den er rückwärts warf, verriet, wie sehr er die Ankunft eines unheilvollen Boten aus der Büchse seines Feindes fürchtete. Der junge Mann aber gab durch kein Zeichen eine feindselige Absicht zu erkennen. Mit gutem Bedacht befestigte er das Canoe an dem anderen, und fing dann an, von der Küste wegzurudern; und bis der Indianer das Land erreichte und sich wie ein Pudel