Andere bekannte neue Pflanzenarten sind der Riesenbärenklau und die Robinie. Der Riesenbärenklau ist aus dem Kaukasus eingewandert und kam ursprünglich als Zierpflanze zu uns. Diese bis zu drei Meter große Pflanze verursacht bei Hautkontakt verbrennungsähnliche Reizungen und kann besonders für Kinder gefährlich werden. Auch muss bei der Bekämpfung Hautkontakt unbedingt vermieden und daher Schutzkleidung getragen werden. Die Robinie oder auch falsche Akazie stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde in Europa als Bienenfütterung in Parkanlagen angepflanzt. Durch die Fähigkeit der Robinie, Luftstickstoff zu binden, kann sie sich auf mageren und trockenen Standorten gut etablieren und ganze Wälder bilden. Dies ist aber meist unerwünscht, da in Mitteleuropa viele seltene Arten nur auf diesen Trockenrasenstandorten vorkommen und durch die Robinie verdrängt werden.
Bei den neu zugewanderten Tierarten ist die rote Spanische Wegschnecke am bekanntesten und am unbeliebtesten. Ihr Ursprungsgebiet liegt vermutlich an der Atlantikküste. Durch die wärmer gewordenen Winter in Mitteleuropa konnte sie sich aber auch hier stark ausbreiten und verursacht Gartenliebhabern jedes Jahr Kopfzerbrechen, wie man ihrer Herr werden kann. Auch den Asiatischen Marienkäfer kann man im Garten finden. Diese Marienkäferart wurde ursprünglich als Schädlingsbekämpfer in Glashäusern eingesetzt und hat sich von dort aus verbreitet. Er ist durch seine hohe Geburtenrate und Gefräßigkeit nicht nur für die heimischen Marienkäferarten eine Gefahr, sondern auch für Schweb- und Florfliegenarten. In Österreich wurde der Asiatische Marienkäfer erstmals 2006 im Freiland nachgewiesen; inzwischen ist er schon einer der häufigsten Käferarten überhaupt geworden.
Besonders bei den Insekten gibt es eine Vielzahl an Arten, die durch die Erwärmung bei uns heimisch geworden sind. Diese Arten wandern einerseits aus dem südosteuropäischen Raum ein, wo sie an heiße trockene Sommer angepasst sind, andererseits auch aus den Atlantischen Küstenregionen. Diese Arten wiederum profitieren von den wärmer gewordenen Wintern. Am bekanntesten ist sicherlich die Verbreitung der Gottesanbeterin. Diese bis zu 7,5 cm große Fangschrecke stammt ursprünglich aus Afrika und hat sich über den Mittelmeerraum und Südosteuropa bis in die wärmsten Regionen Mitteleuropas ausgebreitet. Auch die Dornfingerspinne erlangte eine gewisse Berühmtheit, da sie eine der wenigen Spinnenarten ist, deren Biss durch die menschliche Haut geht und dadurch Schmerzen verursachen kann.
Problematischer als diese beiden Arten ist die Ausbreitung diverser Stechmückenarten und des Maiswurzelbohrers. Einige Stechmücken sind in der Lage, gefährliche Krankheiten zu übertragen. Am bekanntesten ist die asiatische Tigermücke, aber auch Sandmücken spielen hierbei eine Rolle. Durch die gute medizinische Versorgung in Mitteleuropa ist jedoch die Gefahr, die von diesen Mückenarten ausgeht, deutlich geringer als in ihren Ursprungsgebieten. Für die Verbreitung der meist viralen oder bakteriellen Erkrankungen müssen Mücken mit dem infizierten Blut erkrankter Wirtstiere beziehungsweise erkrankter Menschen in Kontakt kommen. Diese werden bei uns jedoch sofort behandelt und bei Bedarf auch isoliert, wodurch eine Verbreitung unterbunden wird.
Der Maiswurzelbohrer wurde im Rahmen des Balkankrieges in den 1990er-Jahren durch US-Militärmaschinen nach Serbien eingeschleppt und seither verbreitet er sich von dort Richtung Mitteleuropa. In Österreich wurde er erstmals im Jahr 2002 nachgewiesen. Die Larven des Maiswurzelbohrers fressen die Wurzeln der Maispflanze und können große Schäden anrichten. Besonders anfällig sind hierbei Maismonokulturen, wenn über mehrere Jahre hinweg auf denselben Flächen ausschließlich Mais angebaut wird.
Die Rückkehr der großen Säugetiere in den Alpenraum wie Bär, Wolf, Luchs und Biber hat hingegen nichts mit dem beobachteten Klimawandel zu tun. Diese profitieren einerseits von aktiven Wiederansiedelungsversuchen, andererseits von der Extensivierung der Landwirtschaft in vielen Gebirgsregionen der Alpen.
Neben dem Zuzug neuer Tier- und Pflanzenarten beobachten wir auch ein geändertes Verhalten heimischer Arten. Die Verschiebung der phänologischen Phasen bei den Pflanzen wurde schon am Beispiel der Apfelblüte aufgezeigt (siehe Abbildung 2-2). Aber auch Tiere sind von den Veränderungen betroffen. Am besten beobachtet ist das Verhalten der Zugvögel. Immer häufiger kommt es vor, dass Zugvögel nicht mehr oder nicht mehr so weit in den Süden ziehen wie in der Vergangenheit. Immer mehr Amseln und Stare überwintern in Mitteleuropa. Auch Kraniche warten häufig die Witterungsentwicklung des Winters ab und machen sich nur bei sehr kalten Temperaturen auf den Weg.
Neben den Zugvögeln gibt es auch andere Tiere, die ihr Winterverhalten verändern. Bei einigen Tierarten, die in einen Winterschlaf oder in die Winterruhe fallen, konnte in den letzten Jahren eine Tendenz zu einem kürzeren Winterschlaf beobachtet werden, und die Winterruhe wurde bei längeren Warmphasen im Winter öfter unterbrochen als früher. Auch bei Tieren, die einen Farbwechsel bei ihrem Fell vornehmen, wie etwa Schneehasen, verschiedenen Wieselarten und dem Polarfuchs, wird bei Populationen, die in nun schneelosen Regionen leben, die Weißfärbung im Winter seltener.
Verändert sich das Wetter oder nehmen wir es nur anders wahr?
Viel wird auch über die Veränderung des Witterungscharakters gesprochen und in den Medien geschrieben. Gerne wird dann von Wetterkapriolen und von den schlimmsten Ereignissen seit „Menschengedenken“ geschrieben. Liegt dies wirklich am Klimawandel oder liegt es auch in der menschlichen Natur, dass gerade erlebte Naturereignisse als besonders dramatisch dargestellt werden? Natürlich spielen unsere kommerzialisierte Medienlandschaft und auch die Dynamik der sozialen Medien eine Rolle: Je dramatischer ein Ereignis dargestellt werden kann, umso höher ist der „Nachrichtenwert“. Die sozialen Medien wiederum erlauben es der ganzen Welt, „live“ dabei zu sein, wenn irgendwo auf der Erde ein Mensch mit einem Smartphone von einem Naturphänomen, sei es ein tropischer Wirbelsturm auf den Philippinen, ein Sandsturm in der Sahara oder einfach der „Salzburger Schnürlregen“, beeindruckt ist und dieses via Twitter oder Facebook mit der ganzen Welt teilt. Diese Entwicklung hat durchaus auch positive Auswirkungen. Durch die flächige Verfügbarkeit von hochauflösenden Kameras in Smartphones und die Bereitstellung der Bilder im „World Wide Web“ werden viel mehr Naturphänomene zeitlich und räumlich korrekt dokumentiert und gespeichert. Dies gilt besonders für kleinräumige und kurzfristige Ereignisse wie etwa Tornados.
Man kann aber auch anhand objektiver Messungen feststellen, dass gewisse Entwicklungen und Ereignisse wirklich sehr außergewöhnlich sind und teilweise das erste Mal auftreten, seit es die zivilisierte Menschheit gibt. Beispiele dafür sind warme Temperaturextreme. Das derzeitige globale Temperaturniveau wurde höchstwahrscheinlich während er letzten 5.000 Jahre nicht erreicht. Bei Niederschlagsanomalien wird eine Einordnung schon schwieriger. Von großflächigen Hochwasserereignissen, bei denen die großen Flüsse wie der Rhein oder die Donau aus den Ufern treten, wissen wir aus historischen Analysen, dass sehr große Ereignisse mit einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von tausend Jahren oder mehr vorgekommen sind. Ob und wenn ja, in welche Richtung sich derartig seltene Ereignisse durch den Klimawandel verändern, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Dazu ist die Erwärmungsphase einfach noch zu kurz. Bei kleinräumigen, kurzfristigen Starkniederschlägen, also starken Gewittern, hingegen muss man von einer Zunahme der Niederschlagsintensität ausgehen. Dies liegt daran, dass bei Gewittern der Wasserdampf, der lokal in der Atmosphäre ist, zum Abregnen gebracht wird. Die Luft