Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931384
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Beine zu kommen.

      »Danke für die Nachfrage, mir scheint, es ist alles in Ordnung«, erwiderte Parker zerstreut. »Sagen Sie, Officer, war der Friseur schon hier...? Ich habe glatt vergessen, ihn zu bezahlen. Das ist mir ungemein peinlich, wie Sie sich vorstellen können!«

      »Ja, der war vor einer Viertelstunde hier und holte seine Sachen«, antwortete der Polizist arglos.

      »Nun, ich werde dann eben später die Rechnung begleichen«, sagte Parker, lüftete höflich seine Melone und entschwand. Er wußte, was er hatte wissen wollen.

      Der Friseur hatte also bereits gehandelt, war ihm zuvorgekommen. Nur die eine Erklärung für das Verschwinden der Hülle war möglich, der Friseur mit dem französische Akzent hatte sie an sich gebracht und war nun in der Lage, deren Inhalt genau zu studieren!

      Josuah Parker betrat die Straße und suchte das Stadtbüro Mike Rändern auf.

      Der Anwalt schien auf den ersten Blick gemerkt zu haben, daß sein Butler ein neues Abenteuer hinter sich gebracht hatte. Aus gutem Grund mißtrauisch, erhob er sich.

      »Spannen Sie mich erst gar nicht auf die Folter, Parker«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. Mike Rander, ein sympathisch aussehender Mann Mitte der Dreißig, mit brauchbarer Detektivveranlagung, ließ sich in einen Sessel nieder und sah seinen Butler abwartend an.

      »Sir, widrige Umstände verwickelten mich zu meinem Leidwesen in eine böse Schießerei«, begann der Butler. »Doch darf ich bereits an dieser Stelle bemerken, Sir, daß ich keinen Gebrauch von der Schußwaffe gemacht habe.«

      »Das beruhigt mich bereits ungemein«, erwiderte Mike Rander erleichtert. »Ich dachte im ersten Moment, Sie hätten so im Handumdrehen eine Gang ausgehoben. Was ist passiert...?«

      Butler Parker gab eine durchaus sachliche Darstellung der Ereignisse und betonte anschließend, er wisse leider noch nicht, wer nun eigentlich von den beiden maskierten Gangstern erschossen worden sei. Im Hinblick auf die Cellophanhülle ließ er deutlich durchblicken, daß man sich tunlichst weiter um sie kümmern sollte.

      »Weiß der Himmel, warum Sie ausgerechnet in den Friseursalon gehen mußten«, meinte Mike Rander. »Ich möchte nur wissen, wann Sie einmal nichts erleben! Was die Hülle angeht, so werden wir uns nicht weiter um sie kümmern, Parker. Wir werden überhaupt nichts tun. Wir werden uns aus dieser Sache heraushalten... Schließlich dürfte es Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, daß wir eine Polizei haben. Die befaßt sich im Rahmen ihrer Arbeit mit Mordfällen. Ich hingegen bin ein Anwalt, und Sie, Parker, sind von mir als Butler engagiert worden, nicht als Privatdetektiv. Wollen Sie es denn nie lernen?«

      Parker schwieg wie ein trotziges Kind.

      »Parker, begreifen Sie doch endlich«, redete Mike Rander weiter. »Wir schliddern von einem Abenteuer ins andere. Ich komme kaum noch dazu, meinen eigentlichen Beruf auszuüben. Sie warten mir am laufenden Band mit haarsträubenden Fällen auf. Bisher habe ich immer wieder mitgemacht, aber jetzt ist endgültig Schluß.«

      ››Wie Sie wünschen, Sir...«

      »Ich bin heilfroh, daß irgendeiner der Leute im Salon Ihnen zuvorgekommen ist und die Hülle an sich genommen hat«, meinte Mike Rander. »Ohne Hülle können Sie Gott sei Dank nichts unternehmen.«

      »Ich möchte annehmen, daß der Friseur mit dem französischen Akzent die Hülle in seinen Besitz gebracht hat«, erklärte Parker. »Es dürfte nicht schwer sein, herauszubekommen, wo dieser Mann wohnt. Man brauchte eigentlich nur...«

      »Man brauchte gar nichts. Man wird die Finger davon lassen«, erwiderte Mike Rander. »Ich habe keine Lust, in die Schußlinie zweier Banden zu geraten, die sich gegenseitig umbringen wollen. So etwas kann ins Auge gehen.«

      »Muß aber nicht, Sir, um, mit Verlaub gesagt, eine ihrer Maximen zu gebrauchen.«

      »Schluß jetzt!«

      Damit war für Mike Rander der Fall erledigt. Er ließ sich auf keine weiteren Debatten mehr ein und widmete sich bald darauf wieder seiner Arbeit. Josuah Parker hingegen ging zurück in die Wohnung, die sich auf dem Dach eines Hochhauses am Ufer des Michigan befand. Es handelte sich um eine Art Bungalow, den sich Mike Rander gemietet hatte, um hier, abseits vom Trubel der Großstadt, ungestört und ruhig leben und arbeiten zu können. Josuah Parker, der in der kleinen, aber sehr gut eingerichteten Küche das Abendessen vorbereitete, hatte sehr viel Muße, immer wieder an die jüngsten Vorgänge im Friseursalon zu denken. Josuah Parker witterte einen ganz dicken Fall. Und in solchen Momenten war er kaum noch zu halten, war er doch schließlich ein Detektiv aus Leidenschaft.

      Um möglichst schnell informiert zu werden, hatte er das Fernsehgerät eingeschaltet. Als die Abendmeldungen durchgegeben wurden, ließ er sich in einen Sessel nieder und wartete auf sein Stichwort, das tatsächlich nicht lange auf sich warten ließ.

      Der Ortssender gab durch, daß vor einigen Stunden ein gewisser James Ortner in einem Friseursalon erschossen worden sei. Mit dem Namen wußte Parker nichts anzufangen, aber ihm ging ein Licht auf, als der Nachrichtensprecher diesen Fall näher erläuterte.

      Danach war jener jetzt tote James Ortner eine recht zwielichtige Person, die während des zweiten Weltkrieges als amerikanischer Agent gearbeitet hatte. Vor zwei Jahren war James Ortner in einen Spionageprozeß verwickelt gewesen, aber freigesprochen worden. Man hatte ihm vorgeworfen, für eine fremde Macht gearbeitet zu haben. Seit dieser Zeit war Ortner untergetaucht. Bis man ihn jetzt erschossen hatte. Selbstverständlich waren die Täter unerkannt entkommen, aber auch die beiden Leibwächter Ortners hatten sich abgesetzt und bisher nichts zur Sache gemeldet.

      Butler Parker, der sehr genau zugehört hatte, leistete sich daraufhin eine seiner berüchtigten Zigarren...

      *

      Sonderlich erstaunt war der Butler nicht, als das Telefon läutete. Er war der Meinung, Mike Rander rufe an. Als er sich aber gemeldet hatte, hörte er eine ihm völlig unbekannte Stimme, die sich bemühte, mit stark französischem Akzent zu sprechen.

      »Monsieur Parker...?«

      »Mit wem habe ich die Ehre?« erkundigte sich Parker höflich.

      »Isch sein der Friseur, die gewerkt hat irre Kopf. Monsieur Parker, isch ’abben eine Sach’ für Ihnen... Wollen Sie misch besuchen?«

      »Wo sind Sie zu finden?« fragte der Butler sofort, ohne aber zu erklären, er würde kommen.

      »Isch warte auf Ihnen in eine kleine Restaurant«, sagte der Mann mit dem französischen Akzent. »In der Belgarten-Street, gleich an die Ecke, Sie verstehen?«

      »Und nach wem soll ich fragen?«

      »Isch werde Ihnen sehen, wenn Sie kommen. Isch bin Roger Calbot!«

      »Tja, ich weiß wirklich nicht, ob ich jetzt abkommen kann«, meinte Parker höflich. »Doch ich will es versuchen. Gut also. In zehn Minuten werde ich bei Ihnen sein.«

      Josuah Parker legte den Hörer auf und blieb nachdenklich vor dem kleinen Tisch stehen, auf dem der Apparat stand. Er hatte sofort herausgehört, daß der Mann mit dem stark französischen Akzent nicht identisch mit dem Friseur war. Diese Stimme hätte er sofort wiedererkannt.

      Dennoch aber hatte sich der Mann am Telefon bemüht, mit Akzent zu reden. Demnach mußten ihm also einige Dinge nicht ganz unbekannt sein. Zuerst schien er zu wissen, daß Parker etwas an sich genommen hatte. Dann aber mußte er auch darüber informiert sein, daß der Friseur später diesen Gegenstand wieder an sich gebracht hatte. Kurz, der Anrufer mußte eine Ahnung von der Existenz der Cellophanhülle haben, die der erschossene James Ortner am liebsten noch knapp vor seinem Ableben verbrannt hätte. Das alles interessierte den Butler ungemein.

      Nun klangen ihm allerdings noch die recht eindeutigen Hinweise Mike Randers in den Ohren, der es abgelehnt hatte, sich mit diesem Fall zu beschäftigen. Butler Parker wollte nicht eigenmächtig handeln, entschloß sich dann aber doch plötzlich, den Bungalow auf dem Hochhausdach zu verlassen. Ihm konnte ja schließlich kein Mensch verwehren, in ein Restaurant zu gehen, noch dazu, wo er eigentlich noch immer